Immerhin Nordkorea bleibt Trump bei der WM sicher erspart
Japan, Neuseeland, der Iran und Argentinien sind die ersten sportlich qualifizierten Teilnehmer für die WM 2026. In Asien bastelt eines der größten Länder am Fußballwunder. In Afrika steht eine Fußball-Supermacht schon jetzt vor dem Aus. Deutschland hat noch gar nicht angefangen.
In der achten Minute der Nachspielzeit zerstört Sultan Adil die letzten Hoffnungen der nordkoreanischen Fußball-Nationalmannschaft. Mit seinem Treffer zum 2:1 für die Vereinigten Arabischen Emirate gegen Nordkorea sorgt der Stürmer am Dienstag endgültig dafür, dass sich Nordkorea nicht mehr für die Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko qualifizieren kann. Nordkorea, das die Partie hätte gewinnen müssen, wird nicht in die Vereinigten Staaten reisen. Anders als der Iran. Der politische Erzfeind der USA hat erwartungsgemäß zum vierten Mal in Folge die Qualifikation für das größte Fußballturnier der Welt geschafft. Wie ist der Stand in der WM-Qualifikation rund um den Globus? Eine Übersicht.
Europa: 16 Teilnehmer
Deutschland hat sich durch den Erfolg gegen Italien im Viertelfinale der Nations League einen späten Start beschert: Erst im September geht es mit einem Auswärtsspiel in der Slowakei mit der WM-Quali los. Weitere Gegner in Gruppe A der Europa-Qualifikation sind Nordirland und Luxemburg. Nur der Gruppenerste schafft es direkt zur WM. Als Gruppenzweiter gibt es noch die Möglichkeit, über Play-offs den Sprung zu schaffen. Deutschland hat, sollte es nicht mal für Platz zwei reichen, aber sogar einen Play-off-Platz dank des guten Abschneidens in der Nations League bereits sicher.
Die sechs Fünfer-Gruppen sind unterdessen schon in die Quali gestartet. Polen hat in Gruppe G zwei Pflichtsiege eingefahren und setzt damit Gruppenfavorit Niederlande unter Druck. Bosnien-Herzegowina gewann in Gruppe H überraschend in Rumänien und könnte damit auch für Österreich zum Stolperstein werden. Norwegen um Topstürmer Erling Haaland feierte in Gruppe I zwei klare Siege und schickt eine deutliche Warnung an Gruppengegner Italien. Nordmazedonien und Wales teilten sich in Gruppe J die Punkte und übten somit keinen Druck auf Belgien aus. Thomas Tuchel gewann seine ersten beiden Partien in Gruppe K, während Tschechien und Montenegro jeweils mit zwei Siegen Kroatien in Gruppe L Feuer machen.
Favoriten auf die direkte Quali: Deutschland, Schweiz, Dänemark, Frankreich, Spanien, Portugal, Niederlande, Österreich, Italien, Belgien, England, Kroatien
Afrika: 9 Teilnehmer
Mit neun statt fünf Teilnehmern schickt Afrika künftig fast doppelt so viele WM-Qualifikanten zur Weltmeisterschaft. So gut wie sicher mit der WM planen können bereits Ägypten, Südafrika und Marokko. Algerien, Tunesien und Ghana haben sich vier Spieltage vor Ende der Quali ebenfalls in eine sehr gute Ausgangslage gebracht. Offen bleibt das Rennen in drei der neun Gruppen.
In Staffel B liegt die Demokratische Republik Kongo mit Augsburg-Stürmer Samuel Essende aktuell einen Punkt vor dem Senegal mit Ex-Bayern-Stürmer Sadio Mané. Auch der Sudan kann noch hoffen. In Gruppe D könnten sich erstmals die "Blue Sharks" für die WM qualifizieren. Das Nationalteam von Kap Verde geht mit einem Punkt Vorsprung auf WM-Dauerbrenner Kamerun in die Schlussphase der Qualifikation. In Gruppe F entscheidet sich das Rennen zwischen der Elfenbeinküste und Gabun mit dem inzwischen 35 Jahre alten Ex-Dortmund-Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang. Die Ivorer haben einen Punkt Vorsprung auf die "Panther".
Die vier besten Gruppenzweiten spielen am Ende noch einen Platz in den Interkontinental-Playoffs aus, wo schließlich sechs Nationen aus aller Welt die zwei letzten WM-Plätze unter sich ausmachen.
Ausgerechnet für Nigeria, eine der historisch erfolgreichsten Nationalmannschaften des Kontinents, ist der langwierige Playoff-Pfad wohl die letzte Hoffnung auf die WM-Teilnahme. Die "Super Eagles" haben trotz einer hochdekorierten Mannschaft - unter anderem mit den Stürmern Victor Osimhen und Victor Boniface (Bayer Leverkusen) - nur kümmerliche sieben Punkte aus den ersten sechs Spielen eingefahren. Südafrika dürfte sich Platz 1 in Gruppe C nicht mehr nehmen lassen. Nigeria muss hoffen, dass es irgendwie für einen Platz unter den vier besten Gruppenzweiten reicht. Die Erfolgsaussichten für Afrikas Fußball-Großmacht sind nur noch gering.
Favoriten auf die direkte Quali: Ägypten, Senegal, Südafrika, Kamerun, Marokko, Elfenbeinküste, Algerien, Tunesien, Ghana
Asien: 8 Teilnehmer
Auch in Asien ist die WM-Qualifikation schon weit fortgeschritten. Japan hat als erste Nation bereits vergangene Woche sportlich das Ticket für Nordamerika gelöst. Anfang dieser Woche zog der Iran nach, sodass ausgerechnet ein politischer Erzfeind der USA bei der größten WM aller Zeiten in den Vereinigten Staaten, Kanada und Mexiko dabei sein wird. Brisant wäre aus mehreren Gründen auch die Teilnahme von Nordkorea gewesen. Das vollkommen isolierte Land von Machthaber Kim-Jong Un kann sich aber als einziges der 18 verbliebenen Nationalteams in Asien schon jetzt nicht mehr qualifizieren.
Für Südkorea dürfte die Qualifikation dagegen nur noch eine Frage der Zeit sein. Im Juni reicht ein Sieg aus den beiden Spielen gegen den Irak und Palästina. Ein weiterer Sieg reicht auch Australien für die bereits sechste WM-Teilnahme in Folge. Vor ihrem Endrunden-Debüt stehen die Nationalmannschaften von Usbekistan und Jordanien.
Saudi-Arabien, 2034 selbst WM-Gastgeber, tut sich dagegen schwer. Keine asiatische Mannschaft hat in der aktuellen Qualifikationsphase weniger Tore geschossen als der Argentinien-Bezwinger bei der WM 2022. Wegen der offensiven Ladehemmung (vier Tore in acht Spielen) geht es wahrscheinlich in eine weitere Ausscheidungsrunde, wo sechs asiatische Nationen um zwei weitere WM-Startplätze konkurrieren.
Die Vereinigten Arabischen Emirate haben ihren Platz in dieser Hoffnungsrunde schon sicher, können aber theoretisch auch noch die direkte Quali schaffen. Neben den VAE und Saudi-Arabien sind auch Katar, der Irak, der Oman und überraschend Indonesien auf dem Sprung.
Das viertbevölkerungsreichste Land der Welt ist in der Fifa-Weltrangliste nur auf Platz 127 notiert, zwischen Indien und Kongo, hat aber die beste Nationalmannschafts-Generation aller Zeiten. Indonesien setzt stark auf Niederländer mit indonesischen Wurzeln. Inzwischen besteht der Großteil des Kaders aus Profis, die im Land der ehemaligen Kolonialmacht geboren sind. Einer von ihnen ist Kevin Diks, der zur nächsten Saison zu Borussia Mönchengladbach wechselt. Als Trainer fungiert der ehemalige niederländische Starstürmer Patrick Kluivert. Technischer Berater ist Ex-Barcelona-Spieler Jordi Cruyff, der Sohn von Johan Cruyff, der größten niederländischen Fußball-Legende aller Zeiten.
Favoriten auf die direkte Quali: Japan, Iran, Südkorea, Australien, Usbekistan, Jordanien
Südamerika: 6 Teilnehmer
Während Europas Topnationen ihre Qualifikation erst im Herbst beginnen, läuft die berühmte "Eliminatorias", die WM-Qualifikation in Südamerika, bereits seit eineinhalb Jahren. Inzwischen befindet sich die Ausscheidungsrunde im Modus "Jeder gegen Jeden" aber auf der Zielgeraden. Nach 14 von 18 Spieltagen ist Weltmeister Argentinien nicht mehr aufzuhalten. Schon vor der 4:1-Machtdemonstration gegen Erzrivale Brasilien am Dienstagabend stand die "Albiceleste" als sicherer WM-Qualifikant fest.
Für das schwer gedemütigte Brasilien sollte es trotz einer schwachen Quali-Runde mit fünf Niederlagen aus 14 Spielen am Ende einigermaßen problemlos reichen. Da in Südamerika sechs der zehn Nationalteams einen Startplatz bekommen, braucht es schließlich nicht mehr als eine durchwachsene Qualifikation für das WM-Ticket. Das gilt auch für Uruguay und Kolumbien. So gut wie sicher qualifiziert ist das starke Ecuador, obwohl die Mannschaft drei Punkte abgezogen bekam, weil ein Spieler mit falscher Geburtsurkunde eingesetzt worden ist. Ebenfalls gute Karten hat Paraguay, das vor der ersten WM-Teilnahme seit 2010 steht.
Auf die WM-Premiere hofft unterdessen Venezuela. Das einzige südamerikanische Land, in dem nicht Fußball die populärste Sportart ist, sondern Baseball, hat Bolivien im Rennen um Play-off-Platz 7 überholt. Im Juni kommt es zum direkten Duell der beiden Nationen. Peru und Chile haben nur noch theoretische WM-Chancen.
Favoriten auf die direkte Quali: Argentinien, Ecuador, Uruguay, Brasilien, Paraguay, Kolumbien
Nord-, Mittelamerika und Karibik: 6 Teilnehmer
Auch der nördliche Teil Amerikas schickt mindestens sechs Teilnehmer zur WM. Die drei Gastgeber Mexiko, Kanada und die USA sind selbstredend direkt qualifiziert. Um die weiteren drei Startplätze ringen derzeit noch 25 Nationalmannschaften. Mehr oder wenige realistische Hoffnungen können sich aber weniger als ein Dutzend Teams machen.
Auf der Liste ganz oben stehen Panama, das vorige Woche in der nordamerikanischen Variante der Nations League die USA bezwang, sowie Costa Rica, Honduras und Jamaika mit Ex-Leverkusen-Stürmer Leon Bailey. Als hoffnungsvolle Außenseiter gehen Guatemala, Haiti, Curacao sowie Suriname mit HSV-Spieler Immanuel Pherai in die entscheidende Quali-Runde.
Neben drei direkten Startplätzen werden im Herbst auch noch zwei Startplätze für die Interkontinental-Play-offs ausgespielt.
Favoriten auf die direkte Quali: Costa Rica, Panama, Honduras
Ozeanien: 1 Teilnehmer
Neuseeland hat es nach 1982 und 2010 zum dritten Mal zur WM geschafft. Vorige Woche gewannen die "All Whites" das entscheidende Qualifikationsspiel gegen Neukaledonien mit 3:0. Wegen der Erhöhung der WM-Teilnehmer von 32 auf 48 hat der ozeanische Fußballverband mit seinen nur elf Mitgliedern (Neuseeland + zehn Südseestaaten) künftig einen sicheren Startplatz bei jeder WM.
Der unterlegene Finalist des ozeanischen Quali-Turniers kann es aber auch noch schaffen. Neukaledonien wird im März 2026 an den Interkontinental-Play-offs in den USA teilnehmen. Die Mannschaft aus der französischen Überseeregion reist aber als klarer Außenseiter in die Vereinigten Staaten.
Wie geht's nach der Quali weiter?
Im Dezember wird in den USA die Endrunde ausgelost. 48 Mannschaften werden in zwölf Gruppen verteilt. Zum Zeitpunkt der Auslosung stehen aber nur 42 Teilnehmer fest. Die vier zusätzlichen Europa-Qualifikanten und die Gewinner der Interkontinental-Play-offs werden erst im März 2026 ermittelt. Somit wird die Gruppenauslosung mit sechs Platzhaltern stattfinden, die voraussichtlich alle in Topf 4 landen.
So könnte die WM-Auslosung aussehen (nach jetzigem Stand in der Weltrangliste; Gastgeber in Topf 1 gesetzt):
- Topf 1: Mexiko, Kanada, USA, Argentinien, Frankreich, Spanien, England, Brasilien, Niederlande, Portugal, Belgien, Italien
- Topf 2: Deutschland, Kroatien, Marokko, Uruguay, Kolumbien, Japan, Iran, Senegal, Schweiz, Dänemark, Österreich, Südkorea
- Topf 3: Ecuador, Australien, Ägypten, Panama, Algerien, Elfenbeinküste, Paraguay, Tunesien, Kamerun, Costa Rica, Katar, Südafrika
- Topf 4: Usbekistan, Saudi-Arabien, Jordanien, Honduras, Ghana, Neuseeland, 4x Europa-Play-off-Sieger, 2x Interkontinental-Playoff-Sieger