Die große DEG schlittert fassungslos auf den Abgrund zu
Die Düsseldorfer EG ist eine Eishockey-Institution, eines der Zugpferde der DEL. Doch der Traditionsverein steht vor dem Abgrund: Dem achtfachen deutschen Meister droht der Abstieg, der noch zum Absturz werden kann.
Nach dem schmerzhaften Tiefschlag holten sich die angezählten Spieler der Düsseldorfer EG noch die Beschimpfungen der eigenen Fans ab, dann verschwanden sie in der Kabine - und kehren womöglich nur noch ein einziges Mal auf das Eis der Deutschen Eishockey Liga (DEL) zurück. Denn der Abstieg des Altmeisters steht unmittelbar bevor: Nach dem 1:5-Debakel im vollmundig ausgerufenen "Spiel des Jahres" beim direkten Konkurrenten Augsburger Panther kann der tief gestürzte Traditionsklub den Klassenerhalt nicht mehr aus eigener Kraft schaffen.
"Wir hatten es seit zwei Wochen selbst in der Hand, und wir haben es jedes Mal einfach vermasselt, jeden Matchball", sagte Stürmer Laurin Braun bei MagentaSport und fügte ratlos an: "Es ist einfach nicht gut, was hier gerade abgeht." Mehr noch: Es bahnt sich eine Katastrophe an - für den achtmaligen Meister, dem eine ungewisse Zukunft in der Zweitklassigkeit droht, und für die Liga, die eines ihrer größten Aushängeschilder verlieren könnte.
"Klub und Stadt im Stich gelassen"
Mit einem Sieg im vielleicht wichtigsten Spiel der jüngeren Vereinsgeschichte seit der Gründung der DEL hätte die DEG sich aller Abstiegssorgen entledigen und eine völlig verkorkste Saison mit einem dicken blauen Auge überstehen können. Doch obwohl Braun versprochen hatte, in Augsburg "mit 110 Prozent" wie in "Spiel sieben im Finale" oder im "Spiel des Jahres" aufzutreten, lieferten die Düsseldorfer wie so oft in dieser Spielzeit nicht. "Wir haben den Klub, die Stadt und die Geschichte im Stich gelassen", sagte Topscorer Brendan O'Donnell bei MagentaSport. Das könnte fatale Folgen haben.
Denn die DEG, die Ende Januar noch sieben Punkte Vorsprung auf Augsburg hatte, ist aufgrund ihrer katastrophalen Tordifferenz vor dem letzten Spieltag wieder Tabellenletzter - und auf Schützenhilfe angewiesen. Im Heimspiel am Freitag (19.30 Uhr/MagentaSport) gegen die Grizzlys Wolfsburg, die noch um den Einzug in die Playoffs kämpfen, müssen mehr Punkte her als zeitgleich für Augsburg bei den bereits geretteten Iserlohn Roosters.
"Der Glaube und die Hoffnung sterben zuletzt", sagte Braun - es klang wie das Pfeifen im Wald: "Wir müssen gewinnen und dann hoffen, dass Iserlohn uns ein Geschenk macht." Dass ausgerechnet der kleine Westrivale, dem man in gegenseitiger Abneigung verbunden ist, die letzte Hoffnung ist, sagt alles über diese 58. Erstligasaison der DEG - die die vorläufig letzte sein könnte. Denn anders als vor 25 Jahren, als die Düsseldorfer nach zwei freiwilligen Jahren in der Zweitklassigkeit problemlos in die DEL zurückkehren konnten, müssten sie jetzt sportlich den Wiederaufstieg schaffen.
Zukunft ist völlig offen
Wie schwer das ist, erleben die Krefeld Pinguine, die nach ihrem Abstieg 2022 bereits den dritten Anlauf nehmen. Wirklich vorbereitet ist die DEG nicht. Gesellschafter Jens Thiermann, der nach den Finanzproblemen zu Saisonbeginn Geld für Verstärkungen nachschoss, hat nur für den Klassenerhalt eine zusätzliche Millionensumme als neuer Hauptsponsor angekündigt.
Im Abstiegsfall stünde Düsseldorf erstmal ohne Spieler da. "Alle Verträge gelten nur für die DEL", sagte Manager Niki Mondt. Und Geschäftsführer Harald Wirtz gab mit entwaffnender Offenheit zu: "Wir machen uns momentan überhaupt keine Gedanken darüber, was passiert, wenn dieser Fall eintritt." Wie lange die DEG mit ihrer großen und teuren Halle in der DEL2 spielen könnte, kann derzeit niemand valide beantworten.