Meistertrainer spricht offen über Sorge um mentale Gesundheit
Bennet Wiegert ist der erfolgreichste deutsche Trainer seiner Generation, der Magdeburger führt seine Mannschaft von Titel zu Titel. Doch der Meistertrainer hat Sorgen, für den Erfolg einen hohen Preis bezahlen zu müssen.
Angst vor einem Burn-out, Angst vor Depressionen: Handball-Meistertrainer Bennet Wiegert hat in einem Interview ungewohnt offen über das Thema mentale Gesundheit gesprochen. "Ob ich Angst vor einem Burn-out habe? Klar. Ich habe auch schon mal Tests gemacht, ob ich gefährdet bin. Zum Glück bin ich relativ ungefährdet, weil ich halt zu emotional bin", sagte der Coach vom SC Magdeburg im Fachmagazin "Bock auf Handball".
Für Wiegert sei ein Burn-out "bloß eine Form der Depression, und Depressionen kennen viele Wege, die anders als im Burn-out enden. Habe ich Angst vor Depressionen? Natürlich habe ich Angst vor Depressionen. Habe ich vielleicht eine Depression? Ich weiß es nicht."
Unglaublich erfolgreich
Wiegert, der für seine emotionale Art des Coachings und seine Authentizität bekannt ist, arbeitet regelmäßig mit Psychologen zusammen. "Manchmal platzt auch mir der Arsch. Und manchmal sage ich meinen Jungs Sachen, wo ich im Nachhinein sage: 'Ach Mensch, da haben die ganzen Coachings aber relativ wenig gebracht…'. Aber das gehört auch dazu. Es gehört dazu, in der Kabine mal die Hosen runter zu lassen", erzählt der 43-Jährige.
Der einstige Profi, der mit dem SC Magdeburg als Spieler die Meisterschaft und die Champions League gewonnen hatte, ist der erfolgreichste deutsche Trainer der Gegenwart: Sein Team führte er zweimal (2022 und 2024) zur Meisterschaft, die Champions League gewann er 2023, dreimal in Folge gewann der SC Magdeburg unter Wiegert die Klub-WM (2021, 2022, 2023). Zahlreiche Experten sehen den gebürtigen Magdeburger als möglichen Nachfolger von Alfred Gislason als Bundestrainer.
"Das ist schon krass"
Handballtrainer bezeichnet Wiegert nach wie vor als seinen "Traumjob", zudem habe er "eine tolle Familie mit zwei gesunden Kindern. Eigentlich müsste ich der glücklichste Mensch der Welt sein. Ich habe oft versucht, mir das immer wieder klarzumachen. Manchmal hält dieser Gedanke leider bloß viel zu kurz. Und dann kommt wieder diese Verfressenheit raus: Ich muss gewinnen! Was ich hier manchmal so egoistisch abreiße, ist schon krass."
In seinen neun Jahren als Trainer habe er nach eigener Aussage dreimal mit Spielern in der Kabine geweint. Grund waren jeweils persönliche Schicksalsschläge der Spieler. "Für die Öffentlichkeit zählen nur die harten Fakten, und das ist die Performance am Wochenende. Doch das ist nicht das Leben. So funktioniert das Leben nicht", sagte Wiegert.