Gab es früher Sandstrände auf dem Mars?

Auf dem Mars gab es vermutlich vor etwa vier Milliarden Jahren einen großen Ozean mit sandigen Stränden. Das zeigen Radarmessungen des chinesischen Rovers Zhurong, über die ein internationales Forschungsteam im Fachmagazin »Proceedings«  der US-amerikanischen Akademie der Wissenschaften berichtet. Damit untermauern die Forschenden die bislang umstrittene Annahme, dass ein Ozean einst fast die ganze Nordhalbkugel des Roten Planeten bedeckt haben könnte. In seiner heutigen Form ist der Mars ein staubtrockener Wüstenplanet.

Die neuen Daten seien »ein starkes Argument dafür, dass diese Region auf dem Mars einst lebensfreundlich war«, erläutert Hai Lu von der Universität Guangzhou in China. Im Jahr 2020 schickte sein Team die Sonde Tianwen-1 zum Mars, mit an Bord war auch das Robotfahrzeug Zhurong. Es untersuchte von Mai 2021 bis Mai 2022 die Gegend um die Landesstelle am südlichen Rand der Tiefebene Utopia Planitia.

Die Forschenden haben den Rover über eine Strecke von 1,9 Kilometern quer über die vermutete Küstenlinie fahren lassen. Mit einem Bodenradar untersuchte das Fahrzeug den Untergrund bis in eine Tiefe von 80 Metern. In zehn bis 35 Meter Tiefe fand es Hinweise auf sandige Ablagerungen, die sich unter einem Winkel von 15 Grad absenken – nahezu identisch mit Ablagerungen an irdischen Küsten.

Auf der Erde dauere es mehrere Millionen Jahre, um so viel Sand an der Meeresküste anzuhäufen, berichten die Forscher. Auch auf dem Mars müsse es also lange Zeit flüssiges Wasser gegeben haben, schlussfolgern die Fachleute: Flüsse, die den Sand ins Meer transportiert und Wellen, die den Sand an die Küste gespült haben.

Was gegen die Ozeanthese spricht

»Diese Ablagerungen zeigen, dass zumindest ein großer Teil des Planeten über einen langen Zeitraum hydrologisch aktiv gewesen sein muss«, betont Benjamin Cardenas von der Pennsylvania State University in den USA, der an der Studie mitgearbeitet hat. Nur ein Wasserkreislauf – ähnlich wie wir ihn auf der Erde kennen – könne die Küste des Ozeans mit Sedimenten versorgt haben. Vielleicht seien so auch Nährstoffe angespült worden, spekuliert Cardenas: »Solche Küsten sind eine der besten Regionen, um nach Beweisen für früheres Leben zu suchen. Möglicherweise entwickelten sich die ersten Lebensformen auch auf der Erde in Gebieten wie diesen.«

Ganz sicher sind sich die Forschenden aber weiterhin nicht. Die vermeintliche Küstenlinie weist etwa Höhenunterschiede von mehreren Kilometern auf. Ein Grund könnte der Vulkanismus auf dem Mars sein, sagt Michael Manga von der University of California. So entstand vor 3,7 Milliarden Jahren auf dem Mars die Tharsis-Region mit den größten bekannten Vulkanen im Sonnensystem. Diese Vulkane seien so gewaltig, dass sie die Rotation des ganzen Planeten und auch seine Form verändert haben. »Weil sich die Rotationsachse des Mars geändert hat, hat sich auch seine Form verändert«, so Manga. »Und dadurch sind Regionen, die zuvor flach waren, nun nicht mehr flach.«

Auch andere Untersuchungen des Planeten deuten auf einstige Gewässer hin. Einige Raumsonden machten etwa Aufnahmen von mäandernden Flussläufen mit ausgedehnten Mündungsdeltas sowie Strukturen, die den Küstenlinien eines ausgetrockneten Meeres ähneln.

Mars-Rover Zhurong: Rund zwei Kilometer einstige Küste untersucht

Foto: Jin Liwang / Xinhua / picture alliance

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