Norwegens riesige WM-Party schickt zwei Helden in Rente
Zum zweiten Mal finden in Trondheim Nordische Ski-Weltmeisterschaften statt. 1997 feierte Norwegen eine Riesenparty - nun wird es der Abschluss für zwei große Helden. Für Therese Johaug und Jarl Magnus Riiber fällt der Vorhang auf ganz großer Bühne.
In Trondheim trifft vieles aufeinander. Berge auf Meer, Nordlichter auf fast schon mediterranes Flair, Winter auf Sommer. Björn Wirkola beispielsweise, einer der größten Skisprung-Helden Norwegens, wechselte hier nach der Schanzen-Karriere in den Sturm, holte mit Rosenborg das Fußball-Double und schoss 1972 im Landesmeister-Cup gegen Celtic Glasgow ein Tor - neun Monate nach seinem letzten Tagessieg bei der Vierschanzentournee.
Wenn am Mittwoch am Trondheimfjord die Nordischen Ski-Weltmeisterschaften eröffnet werden, trifft auch Aufbruchs- auf Abschiedsstimmung. Norwegen fiebert seinem ersten großen Loipen- und Schanzenfest seit 14 Jahren entgegen. Und muss den nächsten Volkshelden "Adjö" sagen: Die Biathlon-Asse Johannes Thingnes und Tarjei Bö haben gerade ihre letzte WM bestritten, jetzt fällt für Therese Johaug und Jarl Magnus Riiber der Vorhang auf ganz großer Bühne.
"Jetzt möchte ich vielleicht ein zweites Kind bekommen"
"Ich fühle, dass Trondheim das Ende für mich sein wird", sagt Skilanglauf-Prinzessin Johaug. Wie Kombinierer Riiber - der Rekordweltmeister hört aus gesundheitlichen Gründen auf - wird sie ein Jahr vor Olympia zurücktreten. Erneut: Bereits nach den Winterspielen von Peking hatte sich Johaug zurückgezogen, war Mutter geworden: "Jetzt möchte ich vielleicht ein zweites Kind bekommen."
Für Johaug schließt sich ein Kreis. 2011 holte die heute 36-Jährige bei der Heim-WM in Oslo über 30 km ihr erstes großes Einzel-Gold, nun soll daheim ein letztes folgen - bei einer Premiere: "Erste Weltmeisterin über 50 km zu werden, ist ein Traum von mir." Und der soll vor traumhafter Kulisse wahr werden. "Das wird das größte Volksfest des Jahrzehnts in Norwegen. Darüber werden die Menschen noch 30 Jahre lang reden", verspricht OK-Chef Aage Skinstad vor der umfangreichsten WM der Geschichte: 25 Entscheidungen - plus erstmals zwei im Para-Langlauf - stehen bis zum 9. März auf dem Programm.
Mehr als nur "Lillehammer light"
Als 1997 zum ersten und bislang einzigen Mal das Weltfest des nordischen Wintersports in Trondheim stattfand, waren es 15 Wettbewerbe, Frauen starteten nur im Langlauf. Um eine WM-Neuauflage kämpfte Norwegens drittgrößte Stadt lange. 2021 (gegen Oberstdorf) und 2023 (gegen Planica) verlor Trondheim, für 2025 klappte es dann - ohne Gegenkandidat.
Trondheim will nun zeigen, dass es den anderen beiden Nordisch-Zentren Norwegens ebenbürtig ist: Oslo mit dem berühmten Holmenkollen, zuletzt 2011 WM-Ausrichter, und Lillehammer, Olympia-Schauplatz der sagenhaften Winterspiele 1994. Ebenbürtig wie 1997, als Trondheim mehr als "Lillehammer light" war.
"Ich habe mich in den Ort verliebt", sagte der Japaner Masahiko Harada, der damals Skisprung-Gold von der Großschanze gewann. Vor Dieter Thoma - eine von nur zwei deutschen Medaillen. Trondheim 1997 gilt vielen als stimmungsvollste WM der Geschichte. Die Loipen waren ein Menschenmeer in Rot-Blau-Weiß, 40.000 Menschen feierten Norges Langlauf-Helden Björn Dählie nach jedem seiner drei WM-Titel auf dem Hauptlatz Torget.
Gleich fünfmal Gold bei fünf Starts gewann die russische Skilangläuferin Jelena Wälbe - und wurde doch am Nachtklub Bajazzo in der Innenstadt abgewiesen. "Es ist voll", soll der Türsteher gesagt haben: "Hier kommt niemand mehr rein - egal mit wieviel Goldmedaillen." In Trondheim trifft vieles aufeinander. Auch Vergangenheit auf Zukunft: Wälbe ist mittlerweile Präsidentin von Russlands gesperrten Skiverband. Und bleibt damit 28 Jahre später wieder draußen.