Höhere US-Autozölle dürften deutsche Stahlindustrie hart treffen
Donald Trumps Handelspolitik könnte Deutschlands Stahlbranche empfindlicher treffen als bislang gedacht. Zwar beliefen sich die Walzstahlausfuhren der Bundesrepublik laut Zahlen der Wirtschaftsvereinigung Stahl zuletzt nur auf gut 0,6 Millionen Tonnen pro Jahr. Doch gleichzeitig wurden etwa 1,3 Millionen Tonnen Stahl indirekt in die USA exportiert – verbaut in Autos.
Erhöht der US-Präsident nun wie angekündigt die Zölle auf importierte Autos deutlich, wäre das für die Stahlindustrie in Deutschland noch schmerzhafter als die bereits angeordneten US-Zölle von 25 Prozent auf direkte Stahleinfuhren. Der Grund: Verlagert die hiesige Autoindustrie ihre Produktion stärker in die USA, um die Zölle zu umgehen, dann bräuchte sie hierzulande weniger Stahl als Vorprodukt. Trump hatte Mitte Februar Autozölle »in der Nähe von 25 Prozent« angedeutet und die Drohung diese Woche bekräftigt.
Verschärfter internationaler Wettbewerb
Die bereits beschlossenen Zölle auf US-Stahlimporte verschärften bereits den internationalen Wettbewerb, sagt Nicole Voigt, Stahlexpertin der Beratungsfirma Boston Consulting Group (BCG): »Durch den Wegfall der zollfreien Kontingente für Europa konkurriert Deutschland nun wieder stärker mit Herstellern aus Indien, Taiwan oder der Türkei, die keine Freimengen hatten.« Stahlexporteure müssten sich jetzt umso mehr auf Produkte konzentrieren, bei denen sie einen Qualitätsvorteil hätten.
Der neue 25-Prozent-Zoll auf US-Stahleinfuhren betrifft laut BCG ein Volumen von etwa 32 Millionen Tonnen jährlich. Zuvor hatte es noch weitreichende Ausnahmen für einzelne Exportstaaten wie Deutschland gegeben sowie für Unternehmen, die auf bestimmte Stahlsorten aus dem Ausland angewiesen sind. Die Folge: Nur knapp 7 Millionen Tonnen der US-Stahlimporte waren effektiv mit Zöllen belegt.
In den vergangenen Jahren hat sich beispielsweise die Nachfrage nach hochfesten Stahlsorten oder besonders dünnen Verpackungsblechen für Getränkedosen als stabil erwiesen, auch in Zeiten höherer Zölle in den USA.
Sowohl die US-amerikanische als auch die hiesige Stahlindustrie stehen seit Jahren unter Druck. Ein Grund sind die riesigen Produktionskapazitäten, die in Asien entstanden sind. Allein China produzierte voriges Jahr gut eine Milliarde Tonnen Stahl, wie Zahlen des Weltstahlverbands zeigen; ein signifikanter Teil davon geht in den Export. Stahlhersteller in Deutschland leiden zudem unter der schwachen Nachfrage großer Abnehmer wie der Bau- oder Autoindustrie sowie unter hohen Energiekosten.