Knechtet die Champions League die Bundesliga in den Tod?
Die Champions League geht in die entscheidende Phase. Mittlerweile mehren sich aber die Stimmen, die in der Königsklasse den Tod der nationalen Ligen sehen. Es geht um Mega-Summen für Bayern München und Borussia Dortmund - und "Peanuts" für die Kleinen.
Die heiße Phase der reformierten Champions League beginnt erst, da hat Javier Tebas den Teufel bereits an die Wand gemalt. "Wir wohnen gerade der Erschaffung einer Oligarchie von Klubs bei", warnte der Chef der spanischen Liga vor der Gefahr durch die Königsklasse für Bundesliga und Co.: "Wenn das so weitergeht, wird die Schere zwischen Teilnehmern und Nicht-Teilnehmern noch weiter aufgehen - mit schweren Auswirkungen auf die nationalen Ligen."
Diese These wird Tebas sicher wiederholen, wenn sich die European Leagues inklusive der Deutschen Fußball Liga (DFL) am Donnerstag in Frankfurt/Main zu ihrer 50. Generalversammlung zusammenfinden. Die Champions League in Kombination mit der Premiere der Klub-WM bereitet Tebas wie zahlreichen anderen Liga- und Klubchefs sowie Fangruppierungen große Kopfschmerzen. Dort werde Geld generiert, das nicht in der "Fußball-Industrie" bleibe, sagte der Spanier der SZ, "sondern letztlich nur den Fußballern einen neuen Ferrari bezahlt, die schon fünf haben".
Leidtragende seien die kleineren Klubs, die auf die nationalen Medieneinnahmen angewiesen seien. "Man kann jetzt schon eine Kannibalisierung bei den TV-Rechten beobachten, die der Champions League zuzuschreiben sind", sagte Tebas - und verwies auf die jüngsten Abschlüsse, bei denen die Einnahmen stagnierten (Deutschland) oder zurückgegangen sind (Frankreich, Italien): "Die UEFA hingegen? Hat ihre Champions-League-Einnahmen steigern können."
Königsklassen-Einnahmen sollen verteilt werden
In der Tat generiert die Europäische Fußball-Union (UEFA) dank der neuen Ligaphase in allen Europacup-Wettbewerben mittlerweile insgesamt 4,4 Milliarden Euro pro Saison - vorher waren es 3,5. Rund 3,3 Milliarden werden an die Europacupteilnehmer ausgeschüttet - vor allem die Königsklassen-Starter sahnen ab. Atemberaubende 156 Millionen sind maximal für einen Klub drin.
Die Bayern haben als deutscher Top-Verdiener bereits 92,4 Millionen Euro eingenommen. Für die Teilnahme an der Klub-WM des Weltverbands FIFA dürfte es zudem eine Antrittsprämie von 40 Millionen Euro geben. Damit dürften alle Fragen mit Blick auf eine Wettbewerbsverzerrung in der Bundesliga durch das Geld von außerhalb beantwortet sein.
Als Lösungsansatz fordert Tebas, dass die Einnahmen der Königsklassen-Klubs teilweise an die weiteren Vereine der nationalen Liga weitergereicht werden. Schließlich seien diese durch den Ligabetrieb quasi bei der "Vorab-Qualifikation" dabei: "Es darf nicht angehen, dass in einer Liga der Erste fünfmal mehr Geld aus den TV-Geldern einnimmt als der Letzte. Die innere Wettbewerbsfähigkeit der nationalen Ligen steht auf dem Spiel."
Peanuts vs. Mega-Summen
Die UEFA hält nichts vom Niedergangs-Szenario der nationalen Ligen. "Grundsätzlich haben wir überhaupt kein Interesse daran, dass die nationalen Ligen ins Hintertreffen geraten", sagte der deutsche UEFA-Wettbewerbsboss Tobias Hedtstück der Mediengruppe Münchner Merkur/tz: "Sie sind das Rückgrat des europäischen Fußballs, über das man sich für unsere Wettbewerbe qualifiziert. Das ist die Pyramide, die wir verteidigen."
Hedtstück untermauert das mit Zahlen, wonach die "Solidaritätszahlungen" an nicht europäisch vertretene Vereine um 76 Prozent auf jährlich 308 Millionen Euro gestiegen sind. Dass in diesem Zusammenhang allerdings von "Peanuts" gesprochen werden muss, beweist ein Blick auf Deutschland: Die zehn Millionen, die es insgesamt in der kommenden Saison von der UEFA für die "Nicht-Teilnehmer" gibt, werden von der DFL generös an die 2. Liga ausgeschüttet.