Tennisklub-Party schockt mit "Ausländer raus"-Parolen
Eklat in Berlin: Beim Tennisklub Blau-Weiss 1899 skandieren mehrere Leute auf einer Party "Ausländer raus" zum Song von Gigi d'Agostino - wie vor einem Jahr auf Sylt. Der Verein distanziert sich, die Polizei ermittelt. Bei den Tätern soll es sich um Schüler handeln.
Rassistischer Zwischenfall in der Hauptstadt: Bereits am Samstag kam es im Berliner Tennisklub Blau-Weiss 1899 zu einem Skandal, als mehrere Gäste auf einer Feier in den Räumen des Vereins zur Melodie des Songs "L'amour toujours" von Gigi d'Agostino die Zeile "Deutschland den Deutschen, Ausländer raus" skandierten. Am Montag bestätigte die Berliner Polizei, dass ihr ein entsprechendes Video vorliegt und dass es eine Anzeige gebe.
Ein in den sozialen Medien kursierendes Video eines mittlerweile gelöschten Instagram-Accounts zeigt, wie auf einer Party im Tennisverein in Berlin-Grunewald etliche Personen tanzen und die Hände in die Luft werfen zum Song von Gigi d'Agostino. Deutlich zu hören ist, wie einige von ihnen dabei die Hass-Parolen skandieren. Zuerst berichtete die "B.Z." über den Vorfall in dem wohlhabenden Ortsteil, das Blatt zitierte einen namentlich nicht genannten Party-Gast, dass "fünf bis sechs Leute" die rassistischen Zeilen gerufen hätten. Das bestätigte auch Ben Irle, der Anwalt von 1899 Blau-Weiss, dem rbb. Ihm zufolge soll es sich um Schüler gehandelt haben.
Am Dienstagvormittag zitierte die Deutsche Presse-Agentur eine Polizeisprecherin, die mitteilte, dass es sich bei den rassistischen Gesängen nach aktueller Einschätzung nicht um Straftaten handele. Demnach wären die Parolen nur strafbar gewesen, wenn etwa Nazi-Symbole erkennbar oder die Gesänge an vor Ort anwesende Menschen adressiert gewesen wären. Die endgültige strafrechtliche Einordnung müsse laut der Sprecherin aber die Berliner Staatsanwaltschaft vornehmen.
Tennisklub distanziert sich von "verfassungsfeindlichen Äußerungen"
Der Tennisklub hatte sich bereits am Montag auf seiner Homepage vehement von dem "Vorfall mit verfassungsfeindlichen Äußerungen" distanziert. Man nehme ihn "äußerst ernst" und verurteile ihn "aufs Schärfste". Die Veranstaltung sei aber nicht von 1899 Blau-Weiss "organisiert oder durchgeführt" worden, "die Räumlichkeiten wurden einer Einzelperson zur Verfügung gestellt". Der Verein sei in keinerlei Weise in die Organisation, den Ablauf oder den Ticketverkauf involviert gewesen. Allerdings sei die Party-Einladung durch das Büro des Klubs an die Mitglieder verschickt worden. Weiter hieß es, dass der Verein "für Weltoffenheit, Respekt und ein friedliches Miteinander" stehe und dass "Diskriminierung, Extremismus oder Hass" dort keinen Platz hätten.
Laut übereinstimmenden Medienberichten hatte auch ein weiterer Berliner Tennisklub, LTTC Rot-Weiss, für die "Purple-White Après-Ski Party" geworben. Am Montag hatte der Veranstalter und DJ der Feier gegenüber der "rbb-Abendschau" erklärt, den Song gespielt, aber erst "im Nachgang" erfahren zu haben, dass man das Lied immer noch nicht mehr abspielen solle. Vom Vorfall der rassistischen Parolen habe er nichts mitbekommen, er empfinde "tiefstes Entsetzen".
Im Frühjahr 2024 hatte ein Video mit demselben Song und den "Ausländer raus"-Hassgesängen für Aufregung gesorgt. In den Wochen und Monaten danach, etwa rund um die Fußball-EM in Deutschland, kam es zu dutzenden ähnlichen Vorfällen im gesamten Bundesgebiet.