Gestatten: Deutschlands gefährlichste Buchhalterin

Im Profibereich zählen in Mixed Martial Arts vor allem Titel, aber auch im Amateurbereich gibt es internationale Turniere. Alina Dalaslan sorgt im Herbst für Furore, als sie sich bei den Weltmeisterschaften die Krone aufsetzt. Für die 24-Jährige steht nun ihr erster Profikampf auf dem Programm.

Auf den ersten Blick würde man wohl kaum vermuten, dass es keine gute Idee ist, sich mit Alina Dalaslan aus Stuttgart anzulegen. Denn die 24-Jährige ist wohl Deutschlands gefährlichste und schlagfertigste Buchhalterin. Dalaslan ist Kampfsportlerin durch und durch - und dazu noch MMA-Weltmeisterin. Nach der größtmöglichen Weihe des Sports im Amateurbereich gibt sie bei Oktagon 68 in Stuttgart (am 8. März ab 17.30 Uhr auf RTL+) ihr Profidebüt. Nervosität verspürt sich nicht, wie sie im Interview mit ntv/RTL sagt. "Die Hütte wird brennen", verspricht sie.

Die Kombination aus Vollzeitjob und MMA-Profidasein ist nicht ungewöhnlich. Gerade am Anfang der Karriere liegen die Gagen im niedrigen vierstelligen Bereich, die Athletinnen und Athleten absolvieren in der Regel bis zu vier Kämpfe im Jahr. Das reicht finanziell natürlich nicht. Entsprechend kann auch die Stuttgarterin noch nicht vom MMA-Sport leben, arbeitet im Accounting bei einem großen deutschen Autohersteller. Der Arbeitgeber findet ihr ungewöhnliches Hobby "interessant", sagt Dalaslan. "Meine Kollegen unterstützen mich. Bei einem blauen Auge gab es in der Kantine schon mal Blicke - aber das gibt's dann beim Einkaufen auch. Meine Kollegen wissen aber, woher es kommt."

Doch nicht nur die Kollegen unterstützen Dalaslan. Ihre Familie steht geschlossen hinter ihrer Entscheidung, künftig im Profibereich Fuß fassen zu wollen - auch wenn hier keine Schutzausrüstung mehr getragen wird und deutlich härtere Treffer an der Tagesordnung sind. "Eltern sind Eltern und haben immer Angst um ihr Kind, vor allem wenn man Kampfsport macht und es brutal erscheint", sagt sie. "Aber sie sind da und unterstützen mich."

Seit sie 16 Jahre alt ist, betreibt Dalaslan Kampfsport, vom Kickboxen kam sie zu den Mixed Martial Arts. Durch den Schritt in den Profibereich hat sich nun vor allem die Trainingsintensität erhöht. Vor und nach der Arbeit absolviert sie ihre Einheiten. Dazu sind mittlerweile viele Redaktionen auf die Schwäbin aufmerksam geworden. "Die Termine mit Medien wie RTL - das ist alles neu für mich. Da musste ich mich erst dran gewöhnen. Die Priorität war aber immer: Die Vorbereitung darf nicht darunter leiden - und das hat sie auch nicht."

Sie bereite sich immer gut vor und sei selbst ihr größter Gegner und Kritiker, gesteht Dalaslan. "Ich habe mir persönliche Ziele für meinen Kampf gesetzt und will neue Sachen anwenden. Gut performen, cool bleiben und sich nicht in den Bann der Halle ziehen lassen." Vor 12.000 Zuschauern in Stuttgart wird die Atmosphäre sicher eine andere als bei ihrem WM-Gewinn in Usbekistan, und auch ihre Gegnerin Kamila Simkova ist mit sechs Profikämpfen deutlich erfahrener und ein schwerer Prüfstein für ihr Debüt.

"Alles eine Frage der mentalen Vorbereitung. Bei der WM war ich auch nicht nervös", sagt Dalaslan. "Ich habe da bereits gegen richtig gute Mädels gewonnen. Nervosität führt nur zu unnötigen Fehlern. Man lässt sich ablenken und ist nicht fokussiert. Daher bin ich ganz entspannt und ich hoffe, das bleibt auch so." Der jungen Kämpferin standen nach ihrem WM-Sieg im MMA-Sport viele Türen offen. Für Oktagon habe sie sich aber ganz bewusst entschieden, weil "es einfach die größte Organisation in Deutschland ist und mit dem Heimspiel in Stuttgart hat das einfach gepasst".

Bei ihrem ersten Profikampf gegen ihre tschechische Gegnerin setzt sie auf ihr gutes Distanzgefühl und ihr starkes Striking. "Wenn ich am Ende durch Submission gewinne, wäre das aber auch ein Highlight", so Dalaslan.

Dass sie ihr Profidebüt ausgerechnet am Weltfrauentag absolviert, verleitet die Schwäbin dann noch zu einem Appell. "Ich möchte gerade die Mädels - aber auch Jungs - motivieren, mit MMA anzufangen. Das ist so ein toller Sport: Man powert sich aus, man wächst täglich und erhält Selbstbewusstsein. In einem Gym hat man zudem viel Unterstützung - es ist wie eine zweite riesengroße Familie." Die Unterstützung von den Rängen sollte der Lokalmatadorin also gewiss sein.

Das könnte Ihnen auch gefallen