Eiskunstläufer Naumov weint um seine Eltern und alle weinen mit

Maxim Naumov verlor seine berühmten Eltern bei dem Flugzeugunglück in Washington. Bei einer Tribut-Gala in der Capitol One Arena erinnert der 23-Jährige an die Paarlauf-Weltmeister von 1994. Es findet sich niemand, der nicht ergriffen ist.

Als der letzte Ton der Musik sanft verklingt, sackt Maxim Naumov auf dem Eis in sich zusammen und schluchzt bitterlich. 15.000 Menschen in der Capitol One Arena erheben sich von ihren Sitzen und weinen mit dem jungen Eiskunstläufer, dessen Leben sich bei dem fatalen Flugzeugunglück über Washington in ein Davor und ein Danach geteilt hat. Seine Eltern Jewgenia Schischkowa und Wadim Naumow, die Paarlauf-Weltmeister von 1994, saßen in der American Airlines Maschine, die nach einer Kollision mit einem Militär-Hubschrauber am 29. Januar in den eisigen Fluten des Potomac versank.

Die von den beiden Olympiasiegern Kristi Yamaguchi (1992 in Albertville) und Brian Boitano (1988 in Calgary) ins Leben gerufene Veranstaltung Legacy on Ice in Washington gedachte in hochemotionalen zwei Stunden der Opfer der Katastrophe. Insgesamt verloren 67 Menschen ihr Leben, davon 28 aus der eng verbundenen Eiskunstlauf-Szene in den USA. "Wir wollen die Opfer ehren und ihren Angehörigen ein bisschen Trost geben", sagte Yamaguchi. Und ein bisschen Geld dazu: Insgesamt kamen 1,2 Millionen US-Dollar zusammen, um zerstörten Familien bei der Bewältigung der neuen Situation zumindest aus finanziellen Nöten zu helfen.

"Mama und Papa, ich liebe Euch"

Maxim Naumov ist der Schlussläufer der Veranstaltung, mit zwei weißen Rosen in der Hand betritt er das Stadion. Er legt sie ab auf einem kleinen Altar mit Blumen und Kerzen am Rande der Eisfläche, dann beginnt sein Programm zu "Die Stadt, die niemals existierte", dem Lied, das seine Eltern so sehr liebten. "Wann immer sie die ersten Töne hörten, begannen sie langsam miteinander zu tanzen", erzählt Naumov mit tränenerstickter Stimme. Er streckt auf dem Eis immer wieder beide Hände aus, so, als wolle er die festhalten, die nicht mehr bei ihm sind.

Jewgenia Schischkowa und Maxim Naumow hatten sich wie so viele ihrer russischen Landsleute nach dem Ende ihrer Läuferkarriere in den USA niedergelassen und seither im renommierten Skating Club of Boston ihr Wissen als Trainer weitergegeben. Sohn Maxim kam 2001 in Boston zur Welt, er besitzt die US-Staatsbürgerschaft und startet für die USA. An jenem fatalen 29. Januar waren Schischkowa und Naumow auf dem Rückflug von einem Trainingscamp junger Läufer in Wichita. Auch Sohn Maxim war ein paar Tage lang dabei, er entschloss sich aber zu einer früheren Heimreise, was ihm das Leben rettete. "Das beginnt jetzt ganz neu", sagte er: "Wie genau, weiß ich nicht."

In einem nicht enden wollenden Applaus von den Rängen bilden alle Läufer nach seiner emotionalen Darbietung einen Kreis um Maxim Naumov. Der hält eine dicke weiße Kerze mit beiden Händen hoch über seinem Kopf und setzt sie behutsam auf dem kleinen Altar ab. "Ich habe keine Worte für das, was hier geschieht", sagt er mit brüchiger Stimme: "Eure Liebe und euer Mitgefühl werden mich durch die Zukunft tragen, Tag für Tag, Schritt für Schritt. Mama und Papa, ich liebe euch." Die Liebe bleibt. Immer.

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