»Wenn er dort herumspringt, soll er sich lieber als Zirkusdirektor outen«
Der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger hat den Weltverband Fifa und dessen Präsidenten Gianni Infantino kritisiert. »Wenn sie mit dem Fußball Geld machen wollen, wäre mein Wunsch, dass sie diese ethischen Mäntelchen, die sie sich immer umhängen, einfach mal lassen. Sie sollen einfach sagen, wir machen Fußball, und das ist heute ein großes Geschäft«, sagte Zwanziger im Podcast »Calcio d’Oro«.
Es wäre eine ehrliche Haltung, wenn man sich einfach eingestehe, dass man im Wesentlichen »Unterhaltung und Zirkus« sei, fügte Zwanziger, der zwischen 2004 und 2012 Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) war, hinzu.
Vor allem die Rolle von Verbandsboss Infantino sieht Zwanziger kritisch. »So zu tun, als sei man eigentlich der Weltverbesserer, ist falsch.« Infantino sei kein Vorbild für den Fußball. »Wenn er dort herumspringt, soll er sich lieber als Zirkusdirektor outen«, sagte Zwanziger, der zudem die Machtfülle des Schweizers im Fußballkosmos beklagt. Die Fifa sei eine Geldmaschine. »Es muckt leider niemand auf«, sagte Zwanziger.
Infantino entscheide, wo es mit dem Weltfußball hingeht. »Er hat es in der Hand, irgendwo wieder ein Turnier zu schaffen, bei dem sie alle viel Geld verdienen. Wenn die Funktionäre dort hinfahren dürfen und die Millionen mitnehmen, sind sie auch ruhig und sagen nichts mehr«, monierte Zwanziger.
Zwanziger vor Entlassung aus »Sommermärchen«-Prozess
Dies sei die Methode, »mit der man korrupte Organisationen in einem Sport wie dem Fußball hochhalten kann«. Die WM 2026 ist bereits vor einigen Jahren an die USA, Mexiko und Kanada vergeben worden. 2030 wird nach Eröffnungsspielen in Südamerika hauptsächlich in Spanien, Portugal und Marokko gespielt. Für 2034 hat Saudi-Arabien den Zuschlag erhalten. In diesem Sommer findet erstmals die Klub-WM mit 32 Vereinen statt.
Derzeit steht Zwanziger im »Sommermärchen«-Prozess vor Gericht. Im Verfahren geht es um 6,7 Millionen Euro, die 2005 vom WM-Organisationskomitee über den Fußball-Weltverband Fifa an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus überwiesen wurden. Die gleiche Summe war drei Jahre zuvor in Form von Vorleistungen von Louis-Dreyfus an das damalige Mitglied der Fifa-Finanzkommission Mohammed bin Hammam nach Katar geflossen.
Wie am Montag bekannt wurde, soll der Prozess für Zwanziger aber am 30. April enden. Den Termin gab die Vorsitzende Richterin Eva-Marie Distler bekannt. »Wir würden Sie dann gern aus dem Verfahren entfernen, wenn es zu einer Einstellung kommt«, sagte sie zu Zwanziger. Ende des Monats soll die Verkündung der Höhe einer Geldbuße gegen den 79-Jährigen folgen, deren Zahlung das Verfahren gegen ihn beenden würde. Eine letzte Einigung steht aber noch aus.
Sobald Zwanziger aus dem »subjektiven Verfahren« befreit werde, soll der Prozess gegen den Deutschen Fußball-Bund weitergeführt werden. Oberstaatsanwalt Jesco Kümmel hatte zuletzt bereits angekündigt, ein Bußgeldverfahren gegen den Verband einleiten zu wollen, um ein Urteil gegen den DFB zu erwirken.
Ex-DFB-Chef Zwanziger: Unzufrieden mit der Fifa
Foto: Arne Dedert / dpa