Zwei große Shows lassen BVB mit "Weltklasse" prahlen
Einer trifft alles, einer bereitet alles vor: Serhou Guirassy und Pascal Groß liefern Borussia Dortmund im Spiel gegen den 1.FC Union Berlin perfekte Arbeitsteilung. Mit der Sechs-Tore-Show bescheren sie Trainer Niko Kovac den ersten Bundesliga-Sieg. Die Erleichterung ist riesengroß.
Sie stehen nebeneinander, den Ball in der Hand, das breite Grinsen im Gesicht: Serhou Guirassy und Pascal Groß halten jeweils vier gestreckte Finger in die Kamera und könnten glücklicher wohl kaum sein. Rund 90 Minuten vor Entstehen dieses Fotos, das Borussia Dortmund bei Instagram veröffentlichte, konnte niemand ahnen, was es für ein Abend im Westfalenstadion werden würde. Es wurde vor allem für die beiden ein Überragender.
Einer, der sich wie Balsam auf zigtausend geschundene BVB-Seelen legt. 6:0 (2:0)-Kantersieg gegen den 1. FC Union Berlin. Vier Tore Guirassy, vier Vorlagen Groß. Was ein Spiel. Ein Historisches, denn es war das erste seit Erfassung der Assists, bei dem ein Tore-Viererpacker und ein Vorlagen-Viererpacker zusammen auf dem Feld standen. Für Union Berlin bedeutet das 6:0 zugleich die höchste Niederlage in der Bundesliga-Geschichte, die zugegebenermaßen erst fünfeinhalb Jahre alt ist.
"Heute ist ein sehr guter Tag. Vier Tore. Sieg. Tolle Fans", sagte Guirassy bei Sky. "Ich bin natürlich glücklich." Nach den Niederlagen gegen den Abstiegskandidaten VfL Bochum (0:2) und den VfB Stuttgart (1:2) gab es wieder einen Sieg in der Bundesliga. Es war der Erste für Kovac als Verantwortlicher. Es war der erste Bundesliga-Heimsieg seit drei Monaten. Noch immer ist der BVB nur Zehnter der Tabelle - doch den Frust hat sich das Team erst einmal von der Seele geschossen.
"In einen Rausch gespielt"
"Die Jungs haben sich heute in einen Rausch gespielt", sagte Trainer Niko Kovac. "Heute hat's geknallt", lobte Sportdirektor Sebastian Kehl. Den Anfang machte dabei ein Eigentor von Diogo Leite (25.), der seinen Fuß klärend in die Flugbahn des Balls halten will, diesen dabei aber unglücklich über seinen eigenen Torhüter Frederik Rönnow hinweg ins eigene Tor umleitet. "Es brauchte diesen Zufallsmoment beim 1:0", sagte Kehl, nachdem Kovac mit der ersten Viertelstunde des Spiels nicht zufrieden war.
"Manchmal braucht man einen Dosenöffner, um abzuliefern", sagte auch Kapitän Emre Can. Kovac sah in der Folge laut eigener Aussage ein höheres Balltempo und mehr Druck beim Gegenpressing - und dann erarbeitete sich Guirassy seinen ersten Treffer des Abends. Einköpfbereit stand er am zweiten Pfosten und musste den Ball nach der Flanke von Groß nur noch einnicken (40.).
Kehl stellt Forderung
Ab der 75. Minute gab es dann regelrechte Auflösungserscheinungen der Unioner Defensive, die das Gespann Groß-Guirassy zum 3:0 ausnutzte. Es folgte eine "Riesen-Show", wie Kehl es nannte, Kovac lobte die "Weltklasse" von Guirassy. Und Can war wichtig zu betonen: "Es ist nicht nur Serhou, klar vier Tore, auch Pascal Groß' vier Vorlagen. Das sticht heraus." Denn wie das gesamte Team war auch Groß arg in die Kritik geraten. Zudem: "Die komplette Mannschaft hat geliefert, alle Spieler, die reingekommen sind. So muss es sein, um besser zu werden, muss jeder liefern."
Dazu gehört auch Maximilian Beier, der mit seinem Tor in der 89. Minute den Schlusspunkt setzte. Natürlich nach Vorlage von Groß. Schon zuvor hatte Beier geackert und seinem Trainer bewiesen, dass es sich lohnt, auf ihn zu setzen. Erstmals seit November spielte er in der Bundesliga 90 Minuten durch, bekam wie Gio Reyna die Chance, weil Sorgenkind Jamie Gittens eine Pause erhielt und Julian Brandt mit einer Muskelverhärtung ausfiel.
Der Spielplan meint es womöglich gut mit dem BVB. Am kommenden Samstag geht es für die Dortmunder nach Hamburg, wo Aufsteiger St. Pauli wartet. Einspielen für das Achtelfinale der Champions League gegen OSC Lille. "Ich möchte, dass keinen Millimeter nachgegeben wird, das wäre fatal", so Kehl. Wie fatal, das hat er diese Saison schon allzu häufig ansehen müssen.