Gebeutelte Füchse feiern im Topspiel einen Statement-Sieg

Die Füchse Berlin schließen eine zuvor bittere Woche spektakulär ab: Im Spitzenspiel des 20. Spieltags der Handball-Bundesliga zerlegt der Hauptstadtklub den Titelkandidaten Flensburg-Handewitt - und verabschiedet die Norddeutschen wohl aus dem engen Titelrennen.

Die Füchse Berlin haben das Spitzenspiel der Handball-Bundesliga für sich entschieden. Die Berliner siegten vor 9.000 Zuschauern in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle gegen die SG Flensburg-Handewitt mit 36:31 (19:16). Damit rücken die Füchse wieder auf Platz drei vor, hinter Tabellenführer Melsungen und Hannover-Burgdorf. Flensburg, das zum ersten Mal seit sieben Spielen wieder ein Bundesliga-Duell verloren, bleibt Fünfter.

Beste Berliner Werfer waren Tim Freihöfer mit zwölf und Mathias Gidsel mit acht Toren. Vor allem der Däne ackerte offensiv wie defensiv. "Das war sogar zu schnell für die Kamera", scherzte Gidsel bei Dyn. "Viele Sachen sind einfach vor dieser Kulisse. Wir sind wirklich schwer zu schlagen mit dieser Stimmung und dieser heißen Atmosphäre hier", sagte der 26-Jährige und lobte die Körpersprache seines Teams.

Die Füchse hatten zuvor gleich zwei Nackenschläge kassiert: Beim 25:25 bei Außenseiter Lemgo hatten die Berliner im engen Titelrennen überraschend einen wertvollen Punkt liegengelassen, in der Champions League war man beim polnischen Vertreter Wisla Plock böse unter die Räder gekommen (27:32).

Nun freuten sich die Verantwortlichen über die Reaktion: "Mentalität, Ehrgeiz und Wille waren heute auf allen Positionen da. Was der Innenblock wegverteidigt hat, egal in welcher Konstellation, war stark", jubelte Sportvorstand Stefan Kretzschmar. "Worüber man mittlerweile gar nicht mehr redet: Mathias Gidsel hat wieder eine starke Leistung gezeigt und die Jüngeren mitgezogen. Wir können auf heute stolz sein, wie wir es auch in kritischeren Phasen gemacht haben."

"In einen Rausch gespielt"

Trainer Jaron Siewert musste kurzfristig auf den erkrankten dänischen Weltmeister Lasse Andersson und Neuzugang Leo Prantner verzichten. Trotzdem war der Hauptstadt-Klub von Beginn an voll da, mit viel Emotionen und viel Einsatz. Mit guter Defensivarbeit und viel Tempo im Angriff übernahmen die Füchse die Regie.

So konnten sich die Berliner Stück für Stück absetzen. Zehn Minuten vor der Pause waren sie auf 15:9 davongezogen. Sie stellten die Flensburger in der Offensive immer wieder vor Aufgaben und fanden meist Lösungen. Erst kurz vor der Pause leisteten sie sich einige Fehler, sodass die Gäste bis zur Halbzeit wieder etwas verkürzen konnten.

Kurz nach dem Seitenwechsel war der Vorsprung auf ein Tor geschmolzen (21:20). Doch die Gastgeber blieben ruhig. Zumal jetzt Keeper Dejan Milosavljev mit wichtigen Paraden glänzte. Bis 15 Minuten vor Ende waren die Füchse wieder auf 29:23 davongezogen. Und das brachten die Berliner dann ins Ziel. Entsprechend euphorisch war Trainer Siewert hinterher: "Einstellung, Emotionen, wir haben die Zuschauer abgeholt und Energie zurückgegeben. In der ersten wie in der zweiten Halbzeit haben wir uns in einen Rausch gespielt", sagte der mit 31-Jahren jüngste Cheftrainer der Liga. Er sei "besonders stolz, dass wir, als es in der zweiten Hälfte eng wurde, ruhiggeblieben sind und das Spiel wieder auf unsere Seite gezogen haben."

Enges Titelrennen

An der Spitze der Bundesliga bleibt es dramatisch eng. Nach den Füchsen holte mit dem SC Magdeburg ein weiterer Titelkandidat am Sonntag zwei Punkte: Der deutsche Meister löste seine Pflichtaufgabe derweil trotz großer Personalsorgen seriös. Die personell arg gbeutelte Mannschaft von Trainer Bennet Wiegert schlug Frisch Auf Göppingen auswärts 28:25 (17:11) und bleibt damit ein ernstzunehmender Kandidat im Titelrennen. Zwar ist der SCM (25:9 Punkte) derzeit Tabellensechster, hat im Gegensatz zur Konkurrenz aber noch drei Spiele in der Hinterhand. "Wir sind glücklich, mit den Punkten nach Hause zu reisen, da wir eine schwierige Phase mit unserem Kader haben", sagte Wiegert. "Man hat gesehen, welche Kräfteaufwand unsere Jungs treiben müssen. Und sie machen trotzdem weiter, darauf bin ich stolz."

Tabellenführer bleibt MT Melsungen (34:6) vor der TSV Hannover-Burgdorf (32:8) und den Füchsen Berlin (31:9). Rekordmeister THW Kiel (30:10) ist ebenfalls noch in Lauerstellung.

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