Grünenpolitiker Nouripour will Bundestagsvizepräsident werden

Der Grünenpolitiker Omid Nouripour möchte Vizepräsident des Deutschen Bundestags werden. In einem zweiseitigen Bewerbungsschreiben wirbt der frühere Parteichef um die Unterstützung der Grünen-Bundestagsfraktion. Die Bewerbung liegt dem SPIEGEL vor.

Darin schreibt Nouripour: »Ich trete mit der festen Überzeugung an, dass ich mit meiner Erfahrung, meinem Engagement und meiner vermittelnden Art einen sinnvollen Beitrag zur Arbeit des künftigen Präsidiums leisten kann.«

Nouripours familiäre Wurzeln liegen in Iran. Darauf spielt er in seiner Bewerbung an. So habe ihn auch sein biografischer Hintergrund gelehrt, »Brücken zu bauen, unterschiedliche Perspektiven zusammenzuführen und respektvolle Debatten zu fördern – weit über Parteigrenzen hinaus.« Besonders wichtig sei ihm »die Vielfalt unseres Landes und ihre Sichtbarkeit, die Wahrung bewährter parlamentarischer Traditionen und eine transparente, bürgernahe Politik«.

Als Vizepräsident wolle er sich dafür einsetzen, dass der Bundestag als »Ort des respektvollen und konstruktiven Austauschs« geschützt werde. Offenbar mit Blick auf die erstarkte AfD-Fraktion schreibt der Grüne: »Das antidemokratische Geschrei ist der Feind des Streits. Diesem in Inhalt und Form entgegenzutreten, ist Verpflichtung aller demokratischen Kräfte. Der erste Ort dafür wiederum ist das Plenum des Deutschen Bundestags.«

Nouripour, 49, war von 2022 bis 2024 gemeinsam mit Ricarda Lang Vorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. Der Frankfurter gehört dem Bundestag seit 2006 an. Als einfacher Abgeordneter war Nouripour vor allem als Außenpolitiker tätig. Er zählt zum Realo-Flügel der Grünen.

Neben Nouripour haben zwei weitere prominente Grünenpolitikerinnen Interesse an einem Sitz im Bundestagspräsidium. Die bisherige Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt machte ihre erneute Bewerbung am Freitag bekannt. Ambitionen auf das Amt hat auch Noch-Kulturstaatsministerin Claudia Roth. Dass mehrere Spitzengrüne um den Vize-Posten konkurrieren, liegt auch daran, dass die Grünen mit dem Gang in die Opposition nicht mehr viele Topjobs zu vergeben haben.

Nouripours Fürsprecher verweisen darauf, dass sich in der ersten Reihe der Grünen derzeit keine Personen mit Migrationsgeschichte fänden. Nouripour könnte diese Lücke füllen, heißt es.

Eine Kampfabstimmung zwischen den Interessenten ist nicht ausgeschlossen. Bis zur ersten Sitzung des neuen Bundestags am 25. März muss die Personalie geklärt sein.

Nach SPIEGEL-Informationen möchte die Unionsfraktion die CDU-Politikerin Julia Klöckner für das Amt der Bundestagspräsidentin vorschlagen .

Das könnte Ihnen auch gefallen