Bridget Jones ist "verrückt nach ihm"
Zum vierten und vermutlich letzten Mal schlüpft Renée Zellweger in die Rolle der Bridget Jones. Und wie bereits vor 24 Jahren steht diese nun als Single und voller Selbstzweifel vor einem Neuanfang. "Verrückt nach ihm" ist ein krönender Abschluss einer langen Reise mit der Kultfigur.
Seit ihrem ersten Auftritt in "Bridget Jones - Schokolade zum Frühstück" im Jahr 2001 hat sich die gleichnamige Protagonistin als eine der ikonischsten Filmfiguren der romantischen Komödie etabliert. Damals beschließt die tollpatschige Londonerin, die ihre Abende meistens damit verbringt, mit ihren drei besten Freunden - Shazzer (Sally Phillips), Jude (Shirley Henderson) und Tom (James Callis) - bei viel Chardonnay und noch mehr Zigaretten über ihre Neurosen zu sprechen, einen Neuanfang. Ihre Vorsätze - darunter, einen netten Mann kennenzulernen, zehn Kilo abzunehmen, weniger zu trinken und mit dem Rauchen aufzuhören - protokolliert sie fortan in ihrem Tagebuch.
Bis zum Ende des zweiten Teils, "Am Rande des Wahnsinns" (2004), verfolgten Millionen von Zuschauerinnen und Zuschauern die turbulente Reise der Journalistin durch berufliche Herausforderungen, persönliche Weiterentwicklungen und nicht zuletzt Liebeswirren mit dem anständigen Menschenrechtsanwalt Mark Darcy (Colin Firth) und dessen ehemaligen besten Freund, dem Schürzenjäger Daniel Cleaver (Hugh Grant). Da Grant das Skript von "Bridget Jones' Baby" (2016) nicht gefiel, wurde seine Figur für den dritten Teil der Filmreihe nach einem Flugzeugabsturz für tot erklärt und seine Rolle als Störenfried, der einem Happy End von Bridget Jones und Mark Darcy im Weg steht, von "Grey's Anatomy"-Star Patrick Dempsey übernommen. Die beiden Männer streiten sich in dem Film um die Gunst Bridgets, die nach der Verwendung veganer Kondome schwanger geworden ist und nicht weiß, wer der Vater ist.
Nun, im vierten Teil der Reihe, "Verrückt nach ihm", schlüpft Hollywood-Star Renée Zellweger vermutlich ein letztes Mal in ihre Paraderolle - doch diesmal in einem etwas anderen Tonfall. Vier Jahre nach dem tragischen Tod von Mark Darcy, der glücklicherweise der Vater ihres Erstgeborenen war und am Ende von Teil drei ihr Ehemann wurde, steht Bridget als alleinerziehende Mutter zweier Kinder vor den Herausforderungen des Alltags. Der Verlust des Staranwalts, der bei einer Mission im Sudan getötet wurde, hat tiefe Spuren bei der Journalistin hinterlassen. Von der Frau, die ihr Leben einst in vollen Zügen genoss, ist nicht mehr viel übrig. Stattdessen kämpft sie damit, wieder Lebensfreude zu gewinnen und eine gute Mutter für den zehnjährigen Billy und die sechs Jahre alte Mabel zu sein.
Ein junger Mann bringt frischen Wind in Bridgets Leben
Während sie sich tagsüber gegen die Vorurteile der versnobten Mütter behaupten muss und sich besonders um ihren Sohn sorgt, der den Tod seines Vaters nur schwer verkraftet, verbringt sie ihre Abende nun lieber in ihrem Keller, bekleidet mit ihrem altbekannten roten Schlafanzug, in dem sie bereits zu "Schokolade zum Frühstück"-Zeiten schon so manche Flasche Wein leer getrunken und dabei "All by Myself" gesungen hat. An den einen Abend, an dem sie doch ausgehen muss, um ihren toten Ehemann zu ehren, findet sie sich wieder einmal in der Position wieder, als einziger Single bei einem Dinner am Kopfende zu sitzen, während die Paare über ihren Kopf hinweg darüber diskutieren, wie schwer sie es als Witwe in ihrem Alter haben muss, jemals wieder einen Mann abzubekommen.
Erst als ihre Freunde, zu denen mittlerweile auch ihr Ex-Lover Daniel gehört, der - Überraschung! - doch nicht tot ist und den Bridgets Kinder "Onkel" nennen, und ihre Gynäkologin (Emma Thompson) sie dazu drängen, sich nicht weiter zu verstecken, wagt Bridget den Schritt zurück ins Berufsleben und lässt sich sogar auf das Abenteuer Online-Dating ein. Dabei trifft sie auf den deutlich jüngeren Roxter ("The White Lotus"-Star Leo Woodall), einen 29-jährigen Parkranger und Biochemiker. Seine unbeschwerte Art und sein Charme bringen frischen Wind in Bridgets Leben und stellen ihre bisherigen Vorstellungen von Liebe und Partnerschaft infrage. Parallel dazu begegnet die Witwe allerdings auch dem neuen Naturwissenschaftslehrer Mr. Wallaker (Chiwetel Ejiofor), der an der Schule ihrer Kinder unterrichtet. Nach zahlreichen - für Bridget äußerst peinlichen - Begegnungen schafft sie es schließlich, den Kern des überrationalen und distanzierten Lehrers zu knacken.
"Bridget Jones - Verrückt nach ihm" ist der krönende Abschluss einer langen Reise mit der Kultfigur. Anders als seine drei Vorgänger schlägt der Film eine tiefgründigere und stellenweise dunklere Richtung ein. Dennoch gelingt es dem vierten Teil, den Charme und Humor der vorherigen Filme beizubehalten, während er gleichzeitig tiefgründigere Themen wie Trauerbewältigung, alleinerziehende Elternschaft und die Suche nach neuer Liebe im späteren Lebensabschnitt behandelt. Renée Zellweger verkörpert Bridget mit gewohnter Authentizität und bringt sowohl die komischen als auch die emotionalen Facetten ihres Charakters überzeugend zum Ausdruck. Trotz ihrer Trauer und Einsamkeit bleibt sie im Kern die Frau, die wir seit über 20 Jahren lieben: optimistisch, warmherzig und mit einem unerschütterlichen Glauben an das Leben. Auch die Dynamik mit ihren neuen männlichen Co-Stars verleiht der Geschichte frische Impulse und zeigt, dass es nie zu spät ist, das (Liebes-)Glück erneut zu finden.
"Kein Reboot, um Geld zu verdienen"
Dabei war ursprünglich gar kein neuer Film geplant. "Verrückt nach ihm" sei "kein Reboot, um Geld zu verdienen", betonte Schöpferin Helen Fielding kürzlich im Interview mit "Variety". Vielmehr hatte die Autorin eigentlich nur ihre eigenen Erfahrungen als Witwe in einem Buch verarbeiten wollen. Ihr Mann war 2016 an Krebs gestorben. Während des Prozesses sei ihr jedoch aufgefallen, dass sie unterbewusst für Bridget Jones schrieb. Sie habe sogar "eine Art Drei-Akt-Struktur" vor sich gesehen und sofort gewusst, wie sie diese drehen würde. Im Buch, das sich leicht vom Film unterscheidet, kommt Daniel Cleaver deshalb gar nicht vor. Da Hugh Grant das Skript aber so stark fand, erweckte sie seine Figur als Drehbuchautorin wieder zum Leben und baute ihn in ein paar Szenen ein.
Ähnliches gilt auch für andere beliebte Figuren der Bridget-Jones-Welt, die in der Erzählung eigentlich keinen Platz hatten. So wird ihr Vater (gespielt von Jim Broadbent), mit dem Bridget ein enges Verhältnis hatte, lediglich in einem Rückblick gezeigt, kurz bevor er stirbt. Auch ihre Mutter (Gemma Jones) ist nur in kurzen Szenen zu sehen - und dabei so unmöglich wie eh und je. Für eingefleischte Fans hält der Film viele kleine Schmankerl bereit: Anspielungen auf ikonische Szenen der Vorgänger, vertraute Outfits wie die Shapewear-Liebestöter und Running Gags, die wie kleine Erinnerungen an die Anfänge von Bridgets turbulenter Geschichte wirken. Diese nostalgischen Momente sorgen für wohlige Wiedersehensfreude und erinnern daran, warum Bridget Jones eine der liebenswertesten Figuren unserer Zeit ist.
"Bridget Jones - Verrückt nach ihm" läuft ab sofort in den deutschen Kinos.