Forscher erschaffen ausgestorbenen Schattenwolf, zumindest teilweise

In der populären US-Fantasyserie »Game of Thrones« wird er als ungewöhnlich großer und starker Wolf dargestellt: der »Dire Wolf«. Der Kopf des Raubtiers ist das Siegel des Herrscherhauses Stark von Winterfell. In der echten Welt starb die auch als Schattenwolf bezeichnete Art (Aenocyon dirus) vor etwa 13.000 Jahren aus. Eine US-Firma will den Dire Wolf allerdings wiederbeleben und hat mithilfe von Gentechnik drei Welpen erschaffen, die ihren berühmten Vettern mit ihrem dichten weißen Fell ähneln.

Das Unternehmen namens »Colossal Biosciences« hatte bereits Anfang März für Aufsehen gesorgt, als es gentechnisch veränderte Mäuse präsentierte , die ein flauschiges, goldbraunes Fell besitzen, genau wie einst Mammuts. Das sei ein Meilenstein auf dem Weg zur Wiederauferstehung der legendären Eiszeitelefanten, hieß es. Unabhängige Forscher zeigten sich teils wenig beeindruckt und verwiesen darauf, dass sich solche Tiere auch auf konventionellem Wege züchten ließen.

Die nun gezüchteten Wolfswelpen werden in einer privaten, 2000 Hektar großen Anlage an einem ungenannten Ort im Norden der Vereinigten Staaten gehalten, wie die »New York Times« berichtet . Es handele sich um zwei sechs Monate alte Männchen und ein zwei Monate altes Weibchen. Die Tiere heißen demnach »Romulus«, »Remus« und »Khaleesi«.

Forschende veränderten Erbgut von heute lebenden Grauwölfen

Im Jahr 2021 war es anderen Forschenden gelungen, Erbgut aus Fossilien von ausgestorbenen Schattenwölfen zu gewinnen. Mit diesem Wissen veränderten die Colossal-Forschenden 14 Gene von heute lebenden Grauwölfen, um Merkmale von Schattenwölfen zu erzeugen. Anschließend erzeugten sie Embryonen aus den bearbeiteten Grauwolfzellen und implantierten sie in Haushunde, die als Leihmütter fungierten.

Auch wenn die drei Welpen körperlich jungen Schattenwölfen ähneln, dürften sie »wahrscheinlich nie lernen, wie man einen Elch oder ein großes Reh erlegt«, weil sie keine Gelegenheit hätten, wilde Schattenwolf-Eltern zu beobachten und von ihnen zu lernen, sagte Matt James, der leitende Tierpflegeexperte von Colossal. Unabhängige Wissenschaftler erklärten, dieser Versuch bedeute nicht, dass sogenannte Schattenwölfe in absehbarer Zeit in die nordamerikanischen Grasländer zurückkehren würden. »Alles, was man jetzt tun kann, ist, ein Tier oberflächlich wie etwas anderes aussehen zu lassen«, sagte Vincent Lynch, ein Biologe an der University at Buffalo, der nicht an der Forschung beteiligt war.

Der Schattenwolf lebte während des Pleistozäns, das vor etwa 11.700 Jahren endete. Er unterschied sich vom modernen Grauwolf (Canis lupus) in mehrfacher Hinsicht: Der Schattenwolf war größer, hatte einen massiveren Schädel, ein kleineres Gehirn und relativ leichte Gliedmaßen. Zwischen dem Schattenwolf und dem heutigen Grauwolf besteht keine direkte Verwandtschaft; die Raubtiere gehören zu verschiedenen Gattungen.

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