Postboten und Briefträger bekommen nur schmales Entgeltplus

Nach dem satten Plus vor zwei Jahren fällt die Tarifeinigung bei der Post dieses Mal vergleichsweise schmal aus. Das Lohnplus liegt unter dem aktuellen Niveau der Inflationsrate. Die Gewerkschaft Verdi spricht daher auch von einem Kaufkrafterhalt. Der Mutterkonzern DHL droht mit dem Rotstift.

Die rund 170.000 Briefträger, Postboten und anderen Logistikmitarbeiter der Deutschen Post erhalten mehr Geld. Darauf haben sich das Unternehmen und die Gewerkschaft Verdi in der vierten Verhandlungsrunde geeinigt, wie die Deutsche Post und Verdi mitteilten. In einer ersten Stufe steigen die Entgelte ab April um zwei Prozent. Ein Jahr später gibt es weitere drei Prozent. Außerdem gibt es ab dem kommenden Jahr für alle einen Tag mehr Urlaub. Wer 16 Jahre oder länger bei der Post beschäftigt ist, bekommt einen zweiten zusätzlichen Urlaubstag. Der Tarifvertrag hat eine Laufzeit von 24 Monaten und beginnt rückwirkend zum 1. Januar.

"Nach einem sehr hohen Tarifabschluss im Jahr 2023 realisieren wir jetzt erneut Lohnsteigerungen, die die Kaufkraft unserer Beschäftigten über die vereinbarte Laufzeit des Tarifvertrags erhalten", sagte Post-Personalvorstand Thomas Ogilvie. Dass es nicht mehr als ein Erhalt der Kaufkraft ist, zeigt der Verbraucherpreisanstieg. Dieser lag zuletzt bei 2,3 Prozent.

"Das ist ein ordentliches Ergebnis, das ohne den Druck und die hohe Streikbereitschaft unserer Mitglieder so nicht hätte erreicht werden können", betonte Verdi-Vize und Verhandlungsführerin Andrea Kocsis.

Vor zwei Jahren waren ein Inflationsausgleich von 3000 Euro sowie eine spätere Anhebung der Gehälter um 340 Euro vereinbart worden. Die Post hatte von einer durchschnittlichen Lohnerhöhung um 11,5 Prozent gesprochen. Hinzu kamen teils mehr als 20 Prozent höhere Einstiegsgehälter in den unteren Einkommensgruppen.

DHL kündigt schärferen Sparkurs an

Die für den Bereich Post & Paket Deutschland zuständige DHL-Vorständin Nikola Hagleitner sagte, es sei nun Aufgabe, den Umbau des Unternehmensbereichs voranzutreiben und die Profitabilität von Post & Paket Deutschland zu sichern. "Mit Blick auf das Umfeld und diesen Tarifabschluss werden wir daher unsere Kostensenkungsmaßnahmen konsequent erweitern und beschleunigen müssen." Nähere Angaben machte sie nicht.

Die Einigung wurde nach einem Verhandlungsmarathon erzielt, der schon am gestrigen Vormittag begonnen hatte. Nach kurzer Nachtruhe waren die Verhandlungen dann heute fortgesetzt worden. Ogilvie bezeichnete die Verhandlungen als äußerst schwierig. Die Tarifparteien hatten sich Anfang Januar zum ersten Mal getroffen.

Die Gewerkschaft war mit einer Sieben-Prozent-Forderung bei einer Laufzeit von zwölf Monaten in die Verhandlungen gestartet. Außerdem sollten die Tarifbeschäftigten drei Extra-Urlaubstage bekommen, Verdi-Mitglieder vier.

Die Deutsche Post hatte dies abgelehnt und auf hohe Investitionsbedarfe und schrumpfende Briefmengen hingewiesen. In der dritten Runde hatte das Unternehmen dann in einem 27 Monate laufenden Vertrag ein Plus um zunächst 1,8 Prozent und später um weitere 2,0 Prozent angeboten. Die Deutsche Post gehört zum Logistikkonzern DHL.

In den vergangenen Wochen hatten sich Tausende Beschäftigte an ganztägigen Warnstreiks beteiligt. Gestreikt wurde unter anderem in den Paket- und Briefzentren sowie in der Paket-, Brief- und Verbundzustellung. In der Folge kamen zahlreiche Sendungen erst mit Verspätung an.

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