Trumps Strafzölle – was gerade gilt und was schon wieder abgeräumt ist

Wie werden Zölle erhoben, wer muss welche zahlen?

Ein Zoll ist eine staatliche angeordnete Abgabe auf importierte Waren. Sobald Produkte in den USA ankommen, wickelt in der Regel ein lizenzierter Zollagent die fälligen Zahlungen an die Zollbehörde ab. Die Kosten für Zölle tragen die Unternehmen, die ihre Waren in die USA exportieren. Letztlich werden diese Kosten jedoch oft an die Verbraucher weitergegeben, wodurch die Preise für importierte Produkte steigen.

Im internationalen Vergleich waren die Einfuhrabgaben in den USA bislang relativ niedrig. Das Land hat sich damit für den Welthandel geöffnet – zum Vorteil der eigenen Wirtschaft, aber auch ärmerer Staaten, die so Zugang zum US-Markt erhielten und wirtschaftlich stärker werden konnten. Damit soll jetzt aber Schluss sein.

Was will Trump mit den Strafzöllen erreichen?

Die Trump-Regierung hat am 4. März Strafzölle gegen Kanada, Mexiko und China verhängt. Zur Begründung führt Trump mehrere Argumente an. Er wirft diesen Ländern vor, den Drogenschmuggel an ihren Grenzen nicht ausreichend zu bekämpfen. Seiner Ansicht nach gelangen die Drogen über China nach Mexiko oder Kanada und von dort in die USA.

Viele Experten vermuten jedoch, dass Trump die Zolldrohungen vor allem als Verhandlungstaktik einsetzt, um Zugeständnisse in ganz anderen Bereichen zu erzwingen – eine Strategie, die er bereits in seiner ersten Amtszeit angewandt hat.  Zudem betont Trump immer wieder das Prinzip der Gegenzölle: Wenn andere Länder Importzölle auf US-Waren erheben, will er dies im Gegenzug ebenfalls tun. Die USA seien »jahrzehntelang von fast jedem Land der Welt betrogen worden«. Zudem ist Trump überzeugt, dass seine Zölle dem US-Staat erhebliche Einnahmen bescheren werden.

Welche Länder sind von Strafzöllen betroffen – und in welcher Höhe?

  • Mexiko: 25 Prozent auf alle Importe

  • Kanada: 25 Prozent auf die meisten Importe

  • China: 20 Prozent auf alle Importe

Ab dem 12. März 2025 wollen die USA zudem neue Sonderzölle in Höhe von 25 Prozent auf Importe von Stahl und Aluminium aus verschiedenen Ländern, darunter auch die EU, erheben. Diese Maßnahme soll vorwiegend die heimische Stahl- und Aluminiumproduktion schützen. Ferner hat Trump angekündigt, ab Anfang April 2025 Zölle auf bestimmte landwirtschaftliche Produkte sowie auf Importe von ausländischen Autos zu erheben. Die genauen Produktkategorien und betroffenen Waren wurden bisher nicht bekannt gegeben.

Wegen der jüngsten Angriffe gegen die Ukraine erwägt Trump nun auch »ernsthafte« Strafmaßnahmen gegen Russland. Unter anderem gehe es um Banksanktionen und Zölle.

Welche Auswirkungen haben die Zölle für die US-Amerikaner?

Spüren werden die Zölle nicht nur die jeweiligen Unternehmen in den Ländern, aus denen importiert wird, sondern auch die Menschen in den USA – und das in vielen verschiedenen Bereichen: in Supermärkten, Elektronikgeschäften, bei Autohändlern und auch an der Tankstelle. Denn die verhängten Zölle richten sich gegen die Länder, die zu den Hauptlieferanten von Gütern in den USA gehören.

Wie die »New York Times« berichtet , könnten die Verbraucher die Preissteigerungen wohl hauptsächlich bei frischen Lebensmitteln bemerken, insbesondere aus Mexiko. Innerhalb weniger Wochen könnten unter anderem die Preise von mexikanischen Avocados, Tomaten und Erdbeeren steigen.

Auch in den Spirituosenabteilungen sind Preiserhöhungen zu erwarten, primär bei Bier und Tequila. Laut dem US-Landwirtschaftsministerium entfielen im Jahr 2023  fast drei Viertel der landwirtschaftlichen US-Importe aus Mexiko auf Gemüse, Obst, Getränke und Spirituosen. Bei langlebigen Gütern wie Autos könnte der Preisanstieg verzögert eintreten, entweder aufgrund vorhandener Lagerbestände oder weil Unternehmen davon ausgehen, dass die Zölle nur vorübergehend sind.

Das Kieler Institut für Weltwirtschaft schätzt , dass das Bruttoinlandsprodukt der EU um etwa ein halbes Prozent zurückgehen würde, sollten die US-Zölle auch gegen die EU eingeführt werden. Angesichts des geringen Wachstums von nur 0,9 Prozent im vergangenen Jahr wäre das ein erheblicher Einschnitt.

Wie reagieren die Länder, gegen die Zölle verhängt werden oder verhängt werden sollen?

Mexiko: »Es gibt weder ein Motiv noch eine Rechtfertigung für diese Entscheidung.«

Mexiko kündigte als Reaktion auf die von Trump verhängten Zölle auf mexikanische Importe Gegenmaßnahmen an. »Wir haben beschlossen, mit tarifären und nicht tarifären Maßnahmen zu reagieren«, erklärte Staatschefin Claudia Sheinbaum. Genauere Details werde sie am Sonntag bekannt geben. Nicht tarifäre Maßnahmen könnten etwa Einfuhrbeschränkungen oder neue Auflagen für US-Unternehmen umfassen.

Sheinbaum kritisierte das Vorgehen der USA deutlich: »Es gibt weder ein Motiv noch eine Rechtfertigung für diese Entscheidung.« Sie warnte zudem, dass Trumps Zollpolitik »unsere Völker und Nationen betreffen« wird.

Kanada: »Heute haben die Vereinigten Staaten einen Handelskrieg gegen Kanada begonnen, ihren engsten Freund.«

Kanadas Premierminister Justin Trudeau kündigte an, dass sein Land innerhalb von 21 Tagen Zölle auf US-Waren im Wert von mehr als 100 Milliarden US-Dollar erheben werde. »Sollten die US-Zölle nicht zurückgenommen werden, führen wir intensive Gespräche mit den Provinzen und Territorien, um zusätzliche nicht tarifäre Maßnahmen zu ergreifen«, erklärte Trudeau. Dazu könnte eine Einschränkung oder sogar ein Stopp der Ölexporte in die USA gehören – eine Maßnahme, die die Vereinigten Staaten erheblich treffen würde.

Nach dem Inkrafttreten der Zölle sagte Trudeau: »Heute haben die Vereinigten Staaten einen Handelskrieg gegen Kanada begonnen, ihren engsten Partner und Verbündeten, ihren engsten Freund.« Kanadier seien ein höfliches Volk, doch es werde einem Kampf nicht aus dem Weg gehen, wenn das Wohlergehen des Landes auf dem Spiel steht.

China: 15 Prozent auf Hühnerfleisch, Weizen, Mais und Baumwolle

Das chinesische Handelsministerium in Peking gab bekannt, dass ab dem 10. März zusätzliche Zölle von 15 Prozent auf Hühnerfleisch, Weizen, Mais und Baumwolle aus den USA erhoben werden. Für andere landwirtschaftliche Produkte wie Sojabohnen, Schweinefleisch und Rindfleisch werde ein Aufschlag von zehn Prozent gelten.

Zudem kündigte Peking an, weitere US-Unternehmen auf die Liste unzuverlässiger Einheiten zu setzen, was zu Einschränkungen oder sogar vollständigen Verboten ihrer Geschäftsaktivitäten in China führen könnte. Überdies hat China eine Beschwerde gegen die USA bei der Welthandelsorganisation (WTO) eingereicht.

Wie ist der aktuelle Stand?

Die Strafzölle traten am 4. März in Kraft. Bereits zwei Tage später dann die Kehrtwende: »Trump setzt Strafzölle gegen Mexiko und Kanada teilweise aus«.

Die Entscheidung teilte der US-Präsident auf seiner eigenen Onlineplattform Truth Social mit. Bis zum 2. April sollen die Strafzölle ausgesetzt werden, die unter das Freihandelsabkommen USMCA fallen. Eigentlich sollten die Zölle bereits im Februar greifen, doch schon da setzte er sie für eine Frist von 30 Tagen aus, um mit den beiden größten Handelspartnern der USA weiterzuverhandeln. Die jetzige vorübergehende Rücknahme begründet er damit, dass es ein »gutes Telefonat« mit der Präsidentin Mexikos, Claudia Sheinbaum, gegeben habe.

Das könnte Ihnen auch gefallen