Bayer bittet Aktionäre um Zustimmung für mögliche Kapitalerhöhung
Es war eigentlich nur Formsache: Der Pharma- und Agrarchemiekonzern Bayer hat seine Aktionäre zur diesjährigen Hauptversammlung Ende April eingeladen. Doch der Brief enthielt eine pikante Ankündigung, die den Aktienkurs von Bayer zeitweise um zehn Prozent einbrechen ließ.
Konkret will sich Bayer von der Hauptversammlung am 25. April die Erlaubnis einholen, zusätzliche Aktien auszugeben. Eine solche Kapitalerhöhung ist bei bestehenden Aktionären unbeliebt, denn sie führt dazu, dass sich der Wert und die Gewinne des Unternehmens danach auf mehr Anteilseigner verteilen als vorher; die bestehenden Aktien werden verwässert, wie es in der Fachsprache heißt. Bayer will bis zu 35 Prozent des aktuellen Aktienkapitals an neuen Anteilen ausgeben können, geht aus der Einladung zur Hauptversammlung hervor.
Der Konzern bemühte sich derweil um Schadensbegrenzung. Es gehe nur darum, sich auf eine Situation vorzubereiten, »in der wir unter Umständen schnell Kapital benötigen«, heißt es in dem Brief des Aufsichtsratsvorsitzenden Norbert Winkeljohann an die Aktionäre. Bayer brauche »die Flexibilität, schnell reagieren zu können«. Derzeit verfolge das Unternehmen keine spezifischen Pläne, von der Ermächtigung wirklich Gebrauch zu machen.
Viele Rechtsstreitigkeiten in den USA
Hintergrund der Überlegungen ist, dass Bayer derzeit versucht, seine vielen Rechtsstreitigkeiten um Glyphosat-basierte Unkrautbekämpfungsmittel in den USA einzudämmen. Falls der Konzern dafür auf einen Schlag viel Geld brauchen sollte, könnte er eine Kapitalerhöhung vornehmen, um nicht »Schulden zu ungünstigen Konditionen aufnehmen zu müssen«, wie Winkeljohann schreibt.
Bayer stellt klar, dass man die Einnahmen aus einer möglichen Kapitalerhöhung nicht nutzen würde, um andere Firmen zu übernehmen. Eine mögliche Ausgabe neuer Aktien würde sorgfältig geprüft, verspricht Winkeljohann.
Die Aktionäre reagierten ablehnend: Der Kurs der Bayer-Aktie an der Börse in Frankfurt am Main lag am Nachmittag noch über sechs Prozent im Minus.
Bayer hatte den Roundup-Hersteller Monsanto 2018 für 63 Milliarden Dollar übernommen und ist seitdem in Gerichtsprozesse zu Roundup verstrickt. Stand Ende Januar gab es mehr als 67.000 Klagen in den USA.
Der Konzern wurde bereits in einer Reihe von Glyphosat-Urteilen zu Schadensersatz verurteilt, in anderen Verfahren aber freigesprochen. In zahlreichen Fällen wurden Vergleiche geschlossen.
Der Konzern betont stets, dass die Sicherheit von Roundup-Produkten wissenschaftlich erwiesen und durch die Aufsichtsbehörden weltweit bestätigt sei. Um diese Frage kreist insbesondere in der EU seit Jahren eine Debatte. 2015 hatte die Internationale Agentur für Krebsforschung, ein Gremium der Weltgesundheitsorganisation, Glyphosat als »wahrscheinlich krebserregend« eingestuft. Allerdings schränkten die Experten selbst ein, dass diese Feststellung noch nicht besagt, dass die tatsächliche Anwendung zu Krebskrankheiten führt.