BASF: Prognose "nicht übermäßig ehrgeizig, aber realistisch"

Der weltgrößte Chemiekonzern BASF will wieder stärker wachsen. Der Start ins neue Jahr verlief dabei "nicht aufregend". Der der Präsentation seiner Ziele zündet der Dax-Konzern kein Feuerwerk, sondern gibt sich betont nüchtern.

Hohe Kosten für den Start des neuen Verbundstandortes in China bremsen BASF. Der weltgrößte Chemiekonzern hofft zwar nach dem Gegenwind im vergangenen Jahr auf ein stärkeres Ergebniswachstum. Ohne die Belastungen aus dem milliardenschweren Investitionsprojekt wäre aber deutlich mehr drin. "Wir werden den Aufbau unseres neuen Verbundstandortes in China weiter voranbringen und in der zweiten Jahreshälfte mit dem Hochfahren beginnen. Das Ziel bleibt, die meisten Anlagen bis zum Jahresende erfolgreich anzufahren", sagte Konzernchef Markus Kamieth in Ludwigshafen.

BASF erwartet in diesem Jahr ein bereinigtes operatives Ergebnis (Ebitda) von 8,0 Milliarden bis 8,4 Milliarden Euro. Das entspräche einem Zuwachs von bis zu 6,9 Prozent, nachdem das Ergebnis zuletzt um 2,4 Prozent auf gut 7,9 Milliarden Euro gestiegen war. Die Kosten für das Hochfahren des neuen Verbundstandortes belasten das Ergebnis in diesem Jahr mit rund 400 Millionen Euro. BASF sei das Jahr mit Zuversicht angegangen, rechne aber nur begrenzt mit Rückenwind aus dem Markt, sagte Kamieth. "Wir wissen, dass wir uns fast alle Verbesserungen selbst erarbeiten müssen." Er wisse, dass die Prognose nicht übermäßig ehrgeizig sei, dafür aber realistisch, sagte er weiter.

Das neue Jahr hat nach Einschätzung von Kamieth mehrheitlich wie erwartet begonnen. In der Agrarsparte habe es einige Vorzieheffekte im vierten Quartal gegeben, das werde für das Auftaktquartal deshalb eine kleine Herausforderung, sagte er. Auch im Upstream-Geschäft habe es zuletzt keine Dynamik gegeben, aber insgesamt sei es robust. Finanzschef Dirk Elvermann nannte den Start ins neue Jahr insgesamt "nicht aufregend", das erste Quartal werde aber "okay" sein.

In Ludwigshafen, dem weltgrößten Chemiewerk, kämpft BASF seit Jahren mit den hohen Energiekosten in Deutschland und dem weltweiten Überangebot an Basischemikalien. In seinem Stammwerk prüft der Konzern die Schließung weiterer Anlagen, zugleich hatte der Vorstand wiederholt bekräftigt, dass Ludwigshafen langfristig der wichtigste Standort bleiben soll.

Kamieth hatte im September weitere Sparmaßnahmen und einen Konzernumbau angekündigt, um den Chemieriesen wieder auf Kurs zu bringen. Geschäftsbereiche sollen teilweise verkauft und das Agrargeschäft bis 2027 börsenreif gemacht werden. Neben der Agrarsparte zählt der Vorstand auch die Batteriematerialien, das Coatings-Geschäft sowie die Auto-Abgaskatalysatoren nicht mehr zum Kerngeschäft und prüft für diese Bereiche strategische Optionen. Erst kürzlich gab BASF den Verkauf seines brasilianischen Geschäfts mit Bautenanstrichmitteln für 1,15 Milliarden Dollar an den US-Farbenkonzern Sherwin-Williams bekannt.

Finanzchef Elvermann sieht BASF beim Sparprogramm auf Kurs: "Wir sind auf gutem Weg, die angestrebten jährlichen Einsparungen von 2,1 Milliarden Euro bis Ende 2026 zu erreichen." Alleine in Ludwigshafen sollen nach den Plänen des Vorstands bis Ende nächsten Jahres Kosten von einer Milliarde Euro gespart werden. Insgesamt sieht die Rotstift-Strategie vor, etwa 3300 Jobs weltweit zu streichen, davon 700 Stellen in der Produktion in Ludwigshafen.

Die geplanten Sachinvestitionen will Elvermann nach Inbetriebnahme des Verbundstandortes in Zhanjiang deutlich senken auf 16,2 Milliarden Euro zwischen 2025 und 2028 von bislang 19,5 Milliarden Euro zwischen 2024 und 2027, wovon alleine fünf Milliarden in diesem Jahr anfielen - zwei Milliarden davon für Zhanjiang.

Für das vergangene Geschäftsjahr hatte BASF bereits im Januar vorläufige Eckdaten für Umsatz und operativen Gewinn veröffentlicht. Einnahmen gingen im Jahresvergleich um 5,3 Prozent auf 65,3 Milliarden Euro zurück. Ausschlaggebend hierfür waren deutlich niedrigere Preise und Mengen. Unter dem Strich stieg der Gewinn nach Steuern und nicht beherrschenden Anteilen zwar - auch dank des Verkaufs der Beteiligung am Öl- und Gaskonzern Wintershall Dea - auf 1,3 Milliarden Euro nach 225 Millionen Euro im Vorjahr. Die Zahl der Beschäftigten im Konzern reduzierte sich im Jahresvergleich nur leicht um 169 Mitarbeitende (minus 0,2 Prozent) auf 111.822. In Ludwigshafen gab es zuletzt 38.710 Beschäftigte.

Die Aktionäre müssen sich gleichwohl, wie schon im September angekündigt, auf eine reduzierte Dividende von 2,25 (2023: 3,40) Euro je Aktie einstellen. Das ist der erste Dividendenrückgang seit 2009. BASF stellte aber Aktienrückkäufe in Aussicht. An der Börse legte die BASF-Aktie rund zwei Prozent zu und zählte damit in einem nachgebenden Markt zu den Gewinnern im Leitindex Dax.

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