Hat Trump bei seinem Zoll-Schwenk die Märkte manipuliert?
Die von den USA verhängten Zölle sorgen für Chaos an den Börsen. Viele Menschen verlieren Geld. Doch dann setzt Präsident Trump sie plötzlich wieder aus - die Kurse erholen sich schnell. Doch wer wusste davon? Und warum hat Trump seine Follower kurz davor zum Aktienkauf animiert?
Die von US-Präsident Donald Trump verhängten Zölle haben weltweit Schockwellen an den Börsen ausgelöst. Die Kurse fielen rasant, viele Menschen wurden dadurch stark verunsichert. Dann der Schwenk: Trump kündigte am Mittwoch an, die zusätzlichen Zölle für alle Länder bis auf China für 90 Tage auszusetzen. Die Wall Street, die zu diesem Zeitpunkt noch handelte, dankte es ihm mit deutlichen Kurssprüngen.
Doch ein Post, den Trump kurz vor der offiziellen Ankündigung seines Kursschwenks auf seiner Plattform Truth Social veröffentlichte, hat ihm den Vorwurf eingebracht, die Märkte zu manipulieren. "THIS IS A GREAT TIME TO BUY!!!" (Jetzt ist eine großartige Zeit, zu kaufen), schrieb er und meinte damit offenbar den Kauf von Wertpapieren. Kurz zuvor versuchte er, mit einem "BE COOL" (Bleibt cool), die durch die Kursschwankungen ausgelöste Verunsicherung zu beruhigen.
Hat Trump also seine Anhänger aufgefordert, zu investieren, wohl wissend, dass kurz darauf die Kurse wieder steigen würden? Mehrere Demokraten befeuern diese These. Trumps Hin und Her bei den Zöllen und die Marktschwankungen lieferten "gefährliche Möglichkeiten für Insider-Handel", schrieb der Senator Adam Schiff bei X. "Wer in der Regierung wusste vorab von Trumps jüngstem Kurswechsel bei den Zöllen? Hat irgendjemand Aktien gekauft oder verkauft und auf Kosten der Öffentlichkeit profitiert?", fragte sich der Demokrat - und will dazu auch das Weiße Haus befragen.
"Wie kann das keine Marktmanipulation sein?", fragt sich der demokratische Abgeordnete Mike Levin. "Wenn Sie ein Trump-Anhänger sind und getan haben, was er gesagt hat, und gekauft haben, dann haben Sie gut gehandelt", sagte er in sozialen Netzwerken. "Wenn Sie hingegen ein Rentner oder ein älterer Mensch oder jemand aus der Mittelschicht sind, der in den letzten Tagen keine Risikotoleranz hatte und sich zum Verkauf entschlossen hat, dann wurden Sie verarscht." Er fordert alle Mitglieder des Kongresses auf, unverzüglich alle in der letzten Woche getätigten Börsengeschäfte offenzulegen.
Profitiert hat auf jeden Fall Donald Trump selbst. Die Papiere des von ihm gegründeten Medienunternehmens Trump Media & Technology, dem etwa die Plattform Truth Social gehört, beendeten den Tag mit einem Plus von 21,67 Prozent. Das Börsen-Kürzel der Firma lautet DJT - mit diesen Initialen unterzeichnete Trump auch seinen Post, in dem er zum Kauf aufforderte.
Kommt die Börsenaufsicht ins Spiel?
Nach oben ging es auch für Tesla, den Autobauer seines engen Beraters Elon Musk: Der Kurs stieg um 22,7 Prozent. Musk hatte sich zuvor gegen die Zölle ausgesprochen. Handelsminister Howard Lutnick hatte erst vor einigen Tagen empfohlen, Tesla-Aktien zu kaufen - weil sie nie wieder günstiger sein würden.
Das Weiße Haus wies die Vorwürfe der Marktmanipulation zurück. Trump habe die Amerikaner beruhigen wollen, wurde der Post des Präsidenten begründet. "Es liegt in der Verantwortung des Präsidenten der Vereinigten Staaten, die Märkte und die Amerikaner in Bezug auf ihre wirtschaftliche Sicherheit zu beruhigen, während die Medien pausenlos Angst schüren", zitiert die "New York Times" die Sprecherin Kush Desai. "Anstatt nach Strohhalmen zu greifen, um parteipolitische Spielchen zu spielen, sollten sich die Demokraten darauf konzentrieren, mit der Regierung zusammenzuarbeiten, um die amerikanische Größe wiederherzustellen."
Kathleen Clark, Professorin für Regierungsethik und Korruption an der Washington University School of Law in St. Louis, sagte der "New York Times", dass Trumps Handlungen "normalerweise eine Untersuchung durch die Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde auslösen würden". Die Ermittler würden nach Beweisen dafür suchen, dass Trump wusste, dass er eine Ankündigung machen würde, die den Markt bewegen würde, und dann seinen Anhängern einen Hinweis gab, so Clark. "Wenn wir noch einen Rechtsstaat hätten, ein robustes System der Rechtsstaatlichkeit, würde das untersucht werden."
Die amerikanische Börsenaufsicht SEC hat sich noch nicht zu den Vorwürfen geäußert. Wie andere Behörden leidet sie derzeit massiv unter den Kürzungen der Trump-Regierung. Im März sollen Hunderte Beschäftigte Abfindungsangebote der Regierung angenommen haben. Reuters berichtete unter Berufung auf Insider von einem Exodus von Mitarbeitern wichtiger Abteilungen. Darunter seien auch Ermittler, was die Überwachung der Märkte und den Schutz von Anlegern beeinträchtigen könnte.