US-Anleger wagen sich aus der Deckung

Trumps Zollankündigungen sorgen an der Wall Street weiterhin für Unruhe. Immerhin: Die Kurse bleiben auf Erholungskurs, Anleger hoffen offenbar auf weitere Ausnahmeregelungen. Die Renditen der US-Staatsanleihen liegen wieder unter dem kritischen Bereich.

Nach den US-Zollausnahmen für Elektronikprodukte haben sich die Anleger an der Wall Street zum Wochenauftakt vorsichtig optimistisch gezeigt. Der Dow Jones gewann 0,8 Prozent auf 40.525 Punkte. Der technologielastige Nasdaq rückte 0,6 Prozent auf 16.831 Zähler vor und der breit gefasste S&P 500 legte 0,8 Prozent auf 5406 Stellen zu.

Die Händler versuchten, die jüngsten Nachrichten zur US-Zollpolitik zu interpretieren. Elektronische Geräte wie Smartphones und Computer bleiben vorerst von den verschärften Zollbestimmungen der USA verschont. Dies hatte US-Handelsminister Howard Lutnick am Sonntag klargestellt. Zugleich kündigte Präsident Donald Trump an, er werde im Laufe dieser Woche die Höhe der Zölle auf importierte Halbleiter bekanntgeben. Für einige Unternehmen müsse es dabei Flexibilität geben. Autoherstellern stellte Trump Erleichterungen in Aussicht.

"Die Trump-Regierung betont ständig, dass diese Pausen nur vorübergehend seien", sagte Quint Tatro, Chefanleger bei Joule Financial. "Die Marktteilnehmer haben Mühe, das richtig einzuordnen." Auch Tony Sycamore vom Broker IG zeigte sich vorsichtig: "Zum jetzigen Zeitpunkt wird das Ganze planlos, überzogen und mit viel Druck gehandhabt."

Die Nervosität der Anleger zeigte sich am Devisenmarkt: Der Dollar-Index rutschte um 0,3 Prozent ab. "Immer mehr Marktakteure scheinen aufgrund des weiter eskalierten Handelskonflikts an der traditionellen Rolle des US-Dollars und der US-Staatsanleihen als 'sichere Häfen' zu zweifeln", erläuterte Ulrich Stephan, Chefstratege der Deutschen Bank. Die Rendite der zehnjährigen US-Bonds pausierte ihren rasanten Anstieg und fiel im Gegenzug zum steigenden Kurs auf 4,384 Prozent nach 4,490 Prozent am Freitag. 4,50 Prozent gelten am Markt als kritische Schwelle, die nicht nachhaltig überschritten werden sollte. Der Goldpreis unterbrach seine Rally, doch mit etwa 3212 Dollar je Feinunze lag er nur knapp unter seinem jüngsten Rekordhoch.

Tech-Werte legen zu

Im Rampenlicht bei den Einzelwerten standen angesichts der Zollausnahmen Aktien aus dem Technologiesektor. Gefragt waren etwa die Titel von Apple, die um 2,2 Prozent zulegten. Die Ausnahmen würden den Preisdruck auf Konsumgüter etwas lindern - insbesondere bei Apple-Produkten, die nach dem Inkrafttreten der geplanten Zölle praktisch "unverkäuflich" geworden wären, sagte Kim Forrest, Gründerin von Bokeh Capital Partners.

Um 2,6 Prozent nach oben ging es auch für den PC-Hersteller HP. Bei den Chipherstellern stach Intel mit einem Kursplus von knapp drei Prozent heraus. Der kriselnde Konzern will sich im Zuge seines Umbaus unter dem neuen Chef Lip-Bu Tan von einem Mehrheitsanteil an seiner Sparte Altera für programmierbare Chips trennen. Anleger griffen auch bei Goldman Sachs zu. Starke Handelsgeschäfte hatten den Gewinn der Investmentbank im ersten Quartal beflügelt, was die Papiere um fast zwei Prozent nach oben trieb.

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