Chip-Werte ziehen Wall Street nach unten
Das vom US-Präsidenten angerichtete Zollchaos könnte die Fed in Nöte bringen, Notenbankchef Powell sieht bereits Hinweise auf ein langsameres Wirtschaftswachstum. An der Wall Street hört man das nicht gern. Auch neue Exportbeschränkungen auf Halbleiter machen die Anleger unruhig.
Belastet von sinkenden Chip-Aktien sind die US-Börsen am Mittwoch deutlich unter Druck geraten. Im späten Handel trug auch die Erklärung von US-Notenbankchef Jerome Powell zu der Verstimmung bei, der von Zeichen für ein langsameres amerikanisches Wirtschaftswachstum sprach. Der Dow Jones verlor 1,7 Prozent auf 39.669 Punkte. Der technologielastige Nasdaq gab 3,1 Prozent auf 16.307 Zähler nach und der breit gefasste S&P 500 büßte 2,2 Prozent auf 5276 Stellen ein.
Von Anfang an setzten an der Wall Street neue Exportbeschränkungen für Chips für Künstliche Intelligenz (KI) nach China dem Sektor zu. Nvidia erwartet deswegen hohe Kosten, die im ersten Quartal mit 5,5 Milliarden Dollar zu Buche schlagen sollen, wie der US-Konzern am Dienstagabend mitgeteilt hatte. Die Aktie von Nvidia brach zeitweise um zehn Prozent ein, um dann mit einem Minus von 6,9 Prozent abzuschließen. Auch andere Chip-Aktien wie AMD, Micron Technology und Broadcom gaben nach. Die Exportkontrollen sind der jüngste Versuch der Regierung von US-Präsident Donald Trump, den Verkauf von fortschrittlichen Halbleitern nach China zu verhindern.
Im Laufe des Handelstages erklärte Powell dann, die US-Konjunktur sei trotz der erhöhten Unsicherheit weiter in einer "soliden Lage". Allerdings deuteten die bislang vorliegenden Daten darauf hin, dass sich das Wachstum im ersten Vierteljahr im Vergleich zum Vorjahr verlangsamt habe. Eine durch Zölle steigende Inflation bei gleichzeitiger Rezession würde die Notenbank in die unangenehme Lage bringen, sich zwischen ihren beiden Zielen - Vollbeschäftigung und niedrige Inflationsrate - entscheiden zu müssen. Zunächst könne die Fed könne die Zinsen konstant halten, "um auf größere Klarheit zu warten", sagte Powell.
Die Aussicht auf mögliche Einschränkungen der Covid-Impfstoffempfehlungen drückte die Aktien der Hersteller. Papiere von Moderna verloren vier Prozent und die von Novavax knapp drei Prozent. Das externe Gremium der US-Zentren für Seuchenkontrolle und -prävention hatte sich dafür ausgesprochen, den aktualisierten Covid-Impfstoff für die Saison 2025/2026 nur für gefährdete Bevölkerungsgruppen mit hohem Risiko für schwere Krankheitsverläufe zu empfehlen.
Gold auf neuem Rekordhoch
Nach einem Rückgang der Zulassungen von Teslas in Kalifornien um 15 Prozent im ersten Quartal gab die Aktie des E-Auto-Pioniers 4,9 Prozent nach. Der Rückgang stand im Gegensatz zu einem Absatzanstieg von emissionsfreien Fahrzeugen ("zero-emission vehicles") von 7,3 Prozent, wie die California New Car Dealers Association (CNCDA) mitteilte. Teslas Marktanteil fiel demnach auf knapp 44 Prozent nach 55,5 Prozent im Vorjahreszeitraum. Der CNCDA verwies auf einen Mangel an neuen Modellen und Unmut über die politischen Initiativen des Tesla-Chefs und Trump-Beraters Elon Musk als vermutlich wichtigste Faktoren.
Anteilskäufe des Milliardärs Bill Ackman beflügelten die Aktie des US-Autovermieters Hertz. Die Papiere schnellten um 56,4 Prozent nach oben. Ackmans Hedgefonds Pershing Square Capital Management hielt zum 31. Dezember 2024 rund 12,7 Millionen Hertz-Aktien, wie aus einer Pflichtmitteilung an die US-Börsenaufsicht SEC hervorging.
Rezessionsängste hievten den Goldpreis auf ein neues Rekordhoch. Das Edelmetall verteuerte sich um 3,7 Prozent auf 3337 Dollar je Feinunze - den höchsten Stand seiner Geschichte. "Das Gold wird stark bleiben, solange die Unsicherheit anhält", sagt Brian Lan, Geschäftsführer des Edelmetallhändlers GoldSilver Central in Singapur.
Die Preisrally befeuerte auch die anhaltende Schwäche der US-Devise. Der Dollar-Index verbilligte sich um 0,7 Prozent auf 99,386 Punkte. Am Ölmarkt verteuerten sich die Nordsee-Sorte Brent und US-Leichtöl WTI um jeweils etwa 2,1 Prozent.
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