Chinas Wirtschaft wächst im ersten Quartal überraschend stark
Washington und Peking haben sich zuletzt im vom Weißen Haus angezettelten Handelsstreit mit immer höheren Strafzöllen überboten. China hat angekündigt, dem Druck aus den USA nicht nachgeben zu wollen. Die Folgen für den Welthandel sind erheblich. Und auch die chinesische Wirtschaft dürfte schweren Zeiten entgegensteuern. Doch zunächst kommen von dort Zahlen aus der Phase vor der Eskalation im Handelsstreit. Und diese Zahlen sind überraschend gut.
Das Bruttoinlandsprodukt stieg von Januar bis März um 5,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum, wie das Statistikamt am Mittwoch in Peking mitteilte. Von der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem Plus von 5,1 Prozent gerechnet. Auch im Schlussquartal 2024 war die nach den USA zweitgrößte Volkswirtschaft um 5,4 Prozent gewachsen. Gemessen am Vorquartal legte sie diesmal um 1,2 Prozent zu. Nach vorläufigen Schätzungen habe das Bruttoinlandsprodukt im ersten Quartal bei 31,9 Billionen Yuan (rund 3,8 Billionen Euro) gelegen, teilte die nationale Statistikbehörde am Mittwoch mit.
Die chinesische Regierung strebt für das laufende Jahr erneut ein Wachstum von rund fünf Prozent an. Ob das erreicht wird, ist angesichts des Zollkonflikts mit den USA fraglich. Die US-Großbank Goldman Sachs senkte deshalb vorige Woche ihre Prognose für den Anstieg des Bruttoinlandsprodukts in diesem Jahr von 4,5 auf 4,0 Prozent.
Die Welthandelsorganisation (WTO) wiederum warnt, dass der Handelsstreit zwischen China und den USA den Warenverkehr zwischen Staaten um bis zu 80 Prozent einschränken und die globale Konjunktur stark beeinträchtigen könne. Die beiden Staaten sind auch die wichtigsten Handelspartner Deutschlands.
Anfang April hat US-Präsident Donald Trump den Zoll auf chinesische Waren bis auf 145 Prozent heraufgesetzt, worauf China mit Gegenzöllen von 125 Prozent auf US-Waren reagierte. Hohe US-Zölle für Elektronikprodukte wie Smartphones und Computer wurden inzwischen vorübergehend wieder fallen gelassen. (Mehr zu den massiven Folgen des Zollkriegs für die Weltwirtschaft lesen Sie hier .)
Zuletzt legte die Industrieproduktion in der Volksrepublik deutlich zu. Die Unternehmen steigerten ihren Ausstoß im März um 7,7 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistikamt außerdem mitteilte. Die Prognose von Analysten wurde damit übertroffen. Im Januar/Februar hatte es nur zu einem Plus von 5,9 Prozent gereicht.
Die Einzelhandelsumsätze – ein wichtiger Indikator für die Verbrauchernachfrage – stiegen demnach im Jahresvergleich ebenfalls um 4,6 Prozent. Bislang versucht Chinas Regierung, mit einem Eintauschprogramm alter gegen neue Geräte oder Autos den Konsum wieder anzukurbeln. Die Volksrepublik kämpft schon länger mit schwacher Nachfrage, Druck durch Deflation und einer wabernden Immobilienkrise, die den Wirtschaftsmotor bremst.
US-Minister wehrt sich gegen »Witz«-Aussage aus China
Der Ton zwischen den USA und China hatte sich zuletzt deutlich verschärft. US-Finanzminister Scott Bessent reagierte zuletzt empfindlich auf Chinas Verunglimpfung der US-Zölle als »Witz«. »Das ist kein Scherz. Ich meine, das sind große Zahlen«, sagte Bessent während eines Besuchs in Argentinien dem Sender Bloomberg Television . »Niemand hält die Zölle für nachhaltig und will, dass es dabei bleibt, aber sie sind alles andere als ein Scherz«, sagte Bessent weiter. Er hoffe auf ein umfassendes Handelsabkommen mit Peking.
China will weitere mögliche Zollerhöhungen der USA nun ignorieren. »Selbst wenn die USA weiterhin noch höhere Zölle erheben, ist dies wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll und wird als Witz in die Geschichte der Weltwirtschaft eingehen«, hatte die Zollkommission mitgeteilt. Auf diese Aussage bezog sich US-Finanzminister Bessent nun.
Peking will gegen Trumps Zölle nach eigener Aussage »bis zum Ende kämpfen« . Entsprechend spielt die chinesische Regierung die Auswirkungen der Zölle herunter. Lyu Daliang, ein Sprecher der chinesischen Zollverwaltung, betonte am Wochenende, dass die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt ihren Handel in den vergangenen Jahren weg von den USA diversifiziert habe. »Der Himmel wird nicht einstürzen«, sagte er in Bezug auf die chinesischen Exporte.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version war von einem BIP von rund 3,8 Milliarden Euro die Rede gewesen. Richtig sind 3,8 Billionen. Wir haben die Textstelle korrigiert.