US-Jury verurteilt Bayer zu 2,1 Milliarden Dollar Schadensersatz in Prozess um Unkrautvernichter
Schon seit Jahren ist der deutsche Agrar- und Pharmakonzern Bayer in zahlreiche Rechtsstreitigkeiten wegen seines Unkrautvernichters Roundup verwickelt: Insgesamt 170.000 Klagen wurden bis März 2025 eingereicht, in denen es um die gesundheitlichen Folgen der Anwendung von Roundup geht. Das ist ein glyphosathaltiges Mittel der Bayer-Tochter Monsanto. Nun gibt es in einem weiteren Fall ein Urteil: US-Geschworene haben Bayer zu einer Milliardensumme an Schadensersatz verurteilt.
Wie die Anwälte des Klägers auf Nachfrage mitteilten, sprach die Jury dem Mann knapp 2,1 Milliarden US-Dollar (etwa 1,9 Milliarden Euro) zu. Er hatte geklagt, weil er nach eigenen Angaben wegen Roundup an Krebs erkrankt war. Das Urteil fiel im US-Bundesstaat Georgia, Bayer kündigte Berufung gegen die Entscheidung an.
Bayer hofft auf Reduzierung der Schadensersatzsumme
»Das heutige Urteil ist ein weiteres Beispiel für die Weigerung von Bayer, die Verantwortung für die Vergiftung von Menschen mit dem giftigen Unkrautvernichtungsmittel Roundup zu übernehmen«, hieß es in einer Mitteilung der Anwälte des Klägers. Bayer hingegen teilte mit: »Wir sind mit dem Urteil der Geschworenen nicht einverstanden.« Die Entscheidung stehe im Widerspruch zu den wissenschaftlichen Erkenntnissen und den Bewertungen der Regulierungsbehörden auf der ganzen Welt. »Dass Glyphosat sicher und nicht krebserregend ist, haben alle wichtigen Zulassungsbehörden mehrfach bestätigt, zuletzt auch in der EU.«
Bayer geht nach eigenen Angaben davon aus, in der Berufung starke Argumente zu haben, um das Urteil aufzuheben oder zumindest den Schadensersatz zu reduzieren. Der Konzern verwies außerdem darauf, dass in der Vergangenheit der Schadensersatz im Vergleich zu den ursprünglichen Geschworenenurteilen um 90 Prozent reduziert werden konnte. Ein Gericht in Philadelphia hatte zuletzt etwa den von Geschworenen dem Kläger zugesprochenen Schadensersatz von 2,25 Milliarden US-Dollar auf 400 Millionen US-Dollar reduziert.
Die Probleme rund um den glyphosathaltigen Unkrautvernichter Roundup hatte Bayer sich 2018 mit der über 60 Milliarden Dollar teuren Übernahme der US-Firma Monsanto ins Haus geholt. Im selben Jahr folgte ein erstes Urteil gegen das Dax-Unternehmen. Das setzte in den USA eine Klagewelle in Gang. 2020 legte Bayer ein milliardenschweres Programm auf, um den Großteil der Klagen ohne Haftungseingeständnis beizulegen. In rund 100.000 Roundup-Fällen hat das Unternehmen bislang Vergleiche erzielt und den Klägern Schadensersatz in Höhe von elf Milliarden Dollar gezahlt.
Roundup kommt bei vielen Landwirten zum Einsatz
Die aktuell verhängte Schadensersatzsumme ist eine der höchsten, die in einer Roundup-Klage bisher zugesprochen wurden. Der Kläger hatte den Konzern 2021 vor Gericht gebracht und forderte Schadensersatz im Zusammenhang mit seinem Non-Hodgkin-Lymphom. Einer seiner Anwälte sagte, das nun ergangene Urteil werde seinem Mandanten helfen, künftig die benötigte Behandlung zu erhalten.
Roundup ist als Unkrautvernichter beim Anbau verschiedener Nutzpflanzen – darunter etwa Mais, Sojabohnen und Baumwolle – ausgelegt. Landwirte können dadurch mehr produzieren und gleichzeitig den Boden durch weniger Bodenbearbeitung schonen.
Einige Studien bringen den Hauptbestandteil von Roundup, Glyphosat, mit Krebs in Verbindung. Auch die Krebsforschungsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation WHO stufte das Herbizid 2015 als »wahrscheinlich krebserregend« ein, wohingegen die US-Umweltschutzbehörde erklärt hat, dass es bei bestimmungsgemäßer Anwendung wahrscheinlich nicht krebserregend für den Menschen sei. Dennoch wird in zahlreichen Klagen gegen das Unkrautvernichtungsmittel behauptet, Glyphosat verursache Non-Hodgkin-Lymphome. Monsanto habe die Öffentlichkeit jahrelang nicht vor den ernsten Risiken gewarnt, heißt es in der Begründung.
Roundup-Behälter im Supermarkt
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