Deutschland dominiert den Eiskanal – und macht Hoffnung für Olympia
Für die Zustandsbeschreibung im deutschen Bobsport reichten den Protagonisten in Lake Placid zwei Worte: »Super« und »zufrieden« – wahlweise auch zu einem Wort verschmolzen. Die gute Laune hatte ihre Berechtigung, denn Francesco Friedrich raste bei den Weltmeisterschaften im vorolympischen Winter nach dem Triumph im Zweier am Samstag auch zum Titel im Vierer, Laura Nolte führte im Zweier der Frauen gar einen deutschen Dreifach-Erfolg an.
»Natürlich sind wir superzufrieden«, sagte Cheftrainer René Spies zur deutschen Ausbeute auf der Olympiabahn von 1932 und 1980 – auf der es auch 2026 um die Medaillen gehen könnte, sollte es mit der noch im Bau befindlichen Eisrinne in Cortina d'Ampezzo Probleme geben.
Vormachtstellung der Deutschen
Doch ob Nordamerika oder Italien: Dem Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) muss knappe elf Monate vor den Winterspielen nicht bange sein. Zu groß ist die Vormachtstellung, wenn die Komponenten Materialtüftelei und Fahrkönnen aufeinandertreffen, wie der Umgang mit den zweistelligen Außentemperaturen in Lake Placid und der immer schlechter werdenden Bahn zeigte. Stichwort: Betonfahrt von Johannes Lochner. Einzig im Monobob, wo Einheitsmaterial verwendet wird, holte Deutschland durch Nolte »nur« Silber.
Die Leistungen seiner Schützlinge machten Spies unterm Strich »sehr viel Mut« für den olympischen Winter, den er »mit einem hoch motivierten und hochprofessionellen Team« angehen könne.
Dass im Bob die mit Abstand größten deutschen Medaillenchancen bei Olympia liegen, hat vor allem mit der Extraklasse des nun 16-maligen Weltmeisters Friedrich zu tun, in dessen Windschatten der Dauerrivale Lochner allerdings immer hartnäckiger klebt.
Friedrich bereits viermaliger Olympiasieger
»Wir haben ganz viele Aufgaben, obwohl erst mal alles super ist und wir alles gewonnen haben«, sagte Friedrich und fügte hinzu: »Es geht weiter.« Der 34-Jährige peilt in Italien seine Olympiagoldmedaillen Nummer fünf und sechs an.
Hoffnung auf den kompletten Medaillensatz für den BSD im Vierer bei den Winterspielen macht zudem, dass in Adam Ammour noch viel Potenzial schlummert. »Es war eine sehr solide Saison«, bilanzierte der 23-Jährige, der in Lake Placid mit seinen drei Anschiebern auf Rang fünf fuhr. Ihm fehlen »noch das athletische Niveau und die Erfahrung«, räumte er ein.
Auch bei den deutschen Frauen sind die Aussichten auf die Winterspiele prächtig. Nach dem Golderfolg von Friedrich schoben die BSD-Damen einen Dreifachsieg im Zweier nach – angeführt von Peking-Olympiasiegerin Nolte. Die Gesamtweltcupführende brachte mit Deborah Levi ihren Vorsprung nach den ersten beiden Läufen am Freitag sicher ins Ziel und steuerte souverän zu Gold. Kim Kalicki und Titelverteidigerin Lisa Buckwitz komplettierten das deutsche Podium.
»Dieser Titel hat uns noch gefehlt«, sagte Nolte, und auch sie verwendete eine der alles zusammenfassenden Formeln: »Wir sind sehr, sehr zufrieden.«
Francesco Friedrich (r.) und sein Team gewannen auch beim Viererbob
Foto: Cj Gunther / EPAJubel bei Laura Nolte (r.) und Deborah Levi
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