Die Chronologie im "Fall Claudia Pechstein"
Der jahrelange und millionenschwere Streit zwischen Claudia Pechstein und dem Eislauf-Weltverband ISU ist zu Ende. Das Lager der Eisschnellläuferin spricht von einem "versöhnlichen Ende".
3. Juli 2009: Der Eislauf-Weltverband ISU sperrt Pechstein anhand von Indizien und ohne Dopingnachweis "wegen Blutdopings" rückwirkend vom 9. Februar 2009 für zwei Jahre. Die ISU hatte bei der Eisschnellläuferin "abnormal überhöhte" Retikulozyten-Werte festgestellt.
21. Oktober 2009: Pechstein erklärt, dass Mediziner bei ihr "deutliche Hinweise" auf eine Blutanomalie gefunden hätten.
25. November 2009: Der Internationale Sportgerichtshof CAS bestätigt in Lausanne das Urteil der ISU. Damit bleibt Claudia Pechstein für zwei Jahre bis zum 9. Februar gesperrt.
15. März 2010: Führende deutsche Hämatologen bescheinigen Pechstein eine genetisch bedingte Blutanomalie. Die hohen Retikulozyten-Werte bei Pechstein seien auf eine erblich bedingte Störung (Sphärozytose) und nicht auf Doping zurückzuführen.
1. Oktober 2010: Das Schweizer Bundesgericht in Lausanne weist Pechsteins Revisionsantrag gegen das CAS-Urteil ab. Die Sperre der Berlinerin läuft weiter bis zum 9. Februar 2011.
17. Februar 2011: Pechstein qualifiziert sich zehn Tage nach Ablauf ihrer Sperre beim Weltcup in Salt Lake City für die WM in Inzell und kehrt dort mit Bronze über 3000 Meter in die Weltspitze zurück.
15. November 2012: Pechstein feiert mit ihrem Erfolg über 3000 Meter im russischen Kolomna ihren ersten Weltcup-Erfolg seit 2008.
30. Dezember 2012: Pechstein reicht beim Landgericht München ihre Schadenersatzklage ein. Gegner Pechsteins sind der Eislauf-Weltverband ISU und die Deutsche Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG).
März 2013: Pechstein glänzt beim Test auf der Olympiabahn von Sotschi/Russland und gewinnt bei der Einzelstrecken-WM Bronze über 3000 und 5000 Meter.
Februar 2014: Bei ihren sechsten Olympischen Spielen in Sotschi wird Pechstein Vierte über 3000 und Fünfte über 5000 Meter. Am 26. Februar erklärt das Landgericht München die Athletenvereinbarung in ihrem Fall für unwirksam, gibt ihr aber im Hauptverfahren kein Recht.
November 2014: Das OLG in München deutet an, dass es Pechsteins Klage annehmen wird, da die Athletenvereinbarung ungültig sei und der CAS große strukturelle Defizite aufweise.
15. Januar 2015: Das OLG erkennt die Schadenersatzklage Pechsteins über 4,4 Millionen Euro gegen die ISU an. Die ISU ihrerseits erklärt, vor den Bundesgerichtshof (BGH) in Revision gehen zu wollen.
7. Juni 2016: Der BGH erklärt die Schadenersatzklage für unzulässig und widerspricht in seinem Urteil der Einschätzung des OLG München. Das Urteil des OLG wird aufgehoben, der Fall wird nicht neu aufgerollt. Pechstein kündigt eine Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht an.
2. Oktober 2018: Der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte (EGMR) weist die Beschwerde Pechsteins wegen der angeblich fehlenden Unabhängigkeit des Internationalen Sportgerichtshofs CAS in ihrem Verfahren zurück. Das Gericht erkennt an, dass ihr in dem Verfahren eine öffentliche Anhörung zugestanden hätte. Pechstein wird dafür eine Entschädigung von 8000 Euro zugesprochen.
5. Februar 2019: Der EGMR weist die Beschwerde Pechsteins endgültig zurück. Die Große Kammer lehnt den Einspruch gegen das Urteil vom 2. Oktober 2018 ab.
4. Februar 2022: Pechstein trägt bei der Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele in Peking die deutsche Fahne. Bei ihren achten Spielen steht sie in zwei Rennen auf dem Eis.
12. Juli 2022: Pechstein erzielt einen Teilerfolg. Das Bundesverfassungsgericht gibt ihrer Verfassungsbeschwerde statt. Das BGH-Urteil wird aufgehoben, da es Pechsteins Justizgewährungsanspruch verletze. Der Fall wird an das Münchner Oberlandesgericht zurückverwiesen.
24. Oktober 2024: Bei der mit Spannung erwarteten Sitzung vor dem Oberlandesgericht in München kommt es zu keiner Einigung. Nach einer mehrstündigen Verhandlung vertagt das Gericht das Verfahren.
27. Februar 2025: Das Pechstein-Lager und die ISU kommen zu einer Übereinkunft. Das Team Pechstein spricht von einem "klaren und versöhnlichen Ende" nach über 16 Jahren. Verkündet wird die Nachricht am 3. März 2025.