"Die Rentner sind halt auch geil"

Anfang der Saison tritt Torsten Lieberknecht beim Zweitligisten SV Darmstadt 98 zurück. Er verschwindet aus dem Blickfeld der Öffentlichkeit. Im Gespräch mit ntv.de erklärt er nun, was das Ende eines Jobs mit einem Trainer macht und wieso Fußball nie weg geht und er bald wieder da ist.

Torsten Lieberknecht liebt die analoge Welt. Es macht ihn stolz, sagt er, wenn er ein Interview in der digitalen Welt führen kann, doch viel mehr findet er sich in kleinen Blues-Bars wieder. Dann verschwimmt die Welt um den Fußball-Trainer, dem mit gleich zwei Underdogs, mit Eintracht Braunschweig und dem SV Darmstadt, der Aufstieg in die Bundesliga gelungen ist. Nach seinem Rücktritt bei den Lilien im Spätsommer 2024 ist er momentan zwischen den Jobs. Die Zeit hat er genutzt. Der 51-Jährige ist bereit. Er kennt das System der Sieger und weiß, wohin er nie wechseln würde.

ntv.de: Herr Lieberknecht, Sie haben nach vier Spieltagen der laufenden Saison Ihr Amt beim SV Darmstadt niedergelegt. Was macht man, wenn man als Trainer aus dem täglichen Geschäft verschwunden ist?

Torsten Lieberknecht: Man verarbeitet zuerst das, was war. Das gelingt einem am Anfang überhaupt nicht. Das begleitet einen eine lange Zeit. Mit mehr Abstand bekommt man dann einen anderen Blick auf die Situation. Während dieser Zeit bist du dann voll in der Thematik, das zu erleben, was deine Frau in all den Jahren gemacht hat, wenn du eben nicht da warst: Um die Kinder kümmern, Schule, Haushalt. Das alles unter einen Hut bringen.

Wenn die erste lange Zeit vorbei ist, was passiert dann?

Dann beginnt irgendwann wieder das Kribbeln. Die Lust ist wieder da. Für mich war da der entscheidende Mann Oliver Glasner. Er hat mich eingeladen, ihn eine Woche bei Crystal Palace zu begleiten.

Der Beginn einer Übergangszeit?

Genau. Familie spielt immer noch die wichtigste Rolle, auf der anderen Seite beginnen dann die Fortbildungen, Weiterbildungen, nicht nur die Hospitation beim Oliver Glasner. Ich habe noch versucht, mein Englisch zu verbessern. Eine Woche, ganz intensiv im Eins-zu-Eins-Coaching.

Im Fußballgeschäft gibt es keine Pausen mehr. Immer sind Spiele oder müssen Spielzeiten geplant werden. Sind die Phasen zwischen den Jobs eine Erleichterung?

So würde ich das nicht nennen. Fußball ist bei uns in der Familie immer präsent. Fußball geht nicht einfach weg. Mein Kleiner kickt auch. Den begleite ich dann.

Sie sagen: Fußball geht nicht einfach weg! Wie bekommen Sie Abstand von etwas, was immer da ist?

Ich bekomme tatsächlich den besten Abstand, wenn ich etwas Monotones mache. Wenn ich auf meiner Gitarre spiele, bin ich komplett in meiner Welt drin. Dann beschäftige ich mich ganz monoton damit, die richtigen Griffe anzuwenden.

Wie kam es dazu, dass Sie Gitarre spielen?

Ich habe in Braunschweig damit angefangen. Da hatte ich einen superguten Gitarrenlehrer, Ulf Hartmann, und ich bin ohnehin totaler Musikfreak. All die alten Gitarrengötter haben es mir angetan: Rory Gallagher, Jimi Hendrix und wie sie alle hießen. Aber der eine, der mich angefixt hat, das war Aynsley Lister …

… ein englischer Gitarrist, der lange Zeit auf dem kleinen deutschen Label Ruf Records veröffentlichte …

Den habe ich im März 2018 in der Barnaby's Blues Bar in Braunschweig live gesehen. Ich stand direkt vor der Bühne, vielleicht einen Meter entfernt, das hat mich so fasziniert. Ich fand es immer schade, dass ich kein Instrument spielen kann und danach habe ich die Gitarre in die Hand genommen. Mein Gitarrenlehrer war bald überfordert, aber stolz.

Wieso das?

Er konnte sehen, dass ich auch mit meinen eigenen Griffen und mit meiner eigenen Griffart Musik erklingen lassen und auch Lieder nachspielen kann. Ich kann mittlerweile ein Set von knapp zwei Stunden spielen und damit auch unterhalten.

Als Trainer haben Sie auch irgendwann einfach angefangen. Sie haben nach Ihrer aktiven Laufbahn in Braunschweig erst die U19, damals sagte man noch A-Jugend, trainiert, waren Koordinator der Nachwuchsabteilung, Mitglied des Präsidiums und haben dann gegen Ende der Saison 2007/2008 die Profimannschaft übernommen. Ihre Aufgabe: In drei Spielen von Platz 12 auf Platz 10 springen und die Qualifikation für die eingleisige 3. Liga schaffen.

Ich habe das damals mit einer extremen Naivität übernommen. Da waren diese drei Spiele. Im letzten Spiel ging es um alles. Essen durfte nicht gegen die bereits abgestiegenen Lübecker gewinnen, wir mussten gegen BVB II gewinnen. Das hat geklappt. Ich wusste, was es bedeutet, wenn ich das Amt übernehme. Ich wusste um die Bedeutung der Spiele. Aber damals habe ich mir weniger Gedanken gemacht als heute. Da hat eine gehörige Portion Naivität eine Rolle gespielt. Diese Naivität würde ich mir heute manchmal gerne zurückholen.

Sie blieben dann Trainer in Braunschweig für lange Zeit.

Dabei war es am Anfang in Braunschweig kein Zuckerschlecken als junger Trainer. Ich hatte das Vertrauen der damaligen Vereinsführung um den Präsidenten Sebastian Ebel, aber in Braunschweig war bis dahin der große Name das Wichtigste überhaupt. Besonders auf der Trainerposition. Am Anfang musste ich mit breiten Schultern durch die Stadt gehen. Ich musste mir die Akzeptanz erst erarbeiten. Es war rückblickend einfach ein unfassbares Glück, dass ich diese Naivität hatte, die Mannschaft zu übernehmen.

Wer prägt den Spielstil eines jungen Trainers?

Bei mir war das eindeutig mein ehemaliger Trainer bei Mainz 05, Wolfgang Frank. In den späten 00ern und auch noch frühen 10ern hatten wir die zarte Zeit der Raumdeckung. 4-4-2 als Grundsystem schlechthin. Es war aber taktisch noch nicht so ausgereift, wie ich es unter Frank erlernt hatte. Es war insbesondere in der zweiten Liga, in der wir ab Sommer 2011 gespielt haben, eher einfach gestrickt. Die Details im Spiel gegen den Ball und die im Spiel mit dem Ball waren für viele Gegner halt einfach neu. Das war meine Herangehensweise, mit klaren Aufträgen an die Spieler. So wie Frank es getan hat, als er uns damals bei einem Vorbereitungsspiel mit dem 4-4-2 überraschte und im Bus nach Homburg oder Bexbach durch die Reihen ging und diese neuen Begrifflichkeiten einführte. Wir haben das Spiel gegen Saarbrücken 7:0 oder 7:1 gewonnen. Es war die Erleuchtung schlechthin.

Wie haben die Spieler auf den Trainernovizen Lieberknecht reagiert? Sie hatten doch vor einigen Monaten noch mit Ihnen zusammengespielt ...

Das war ein schwieriger Switch. Ich musste Fachlichkeit beweisen. Es war ein bisschen so wie damals als Jürgen Klopp bei Mainz die Seiten gewechselt hat. Wir beide sind sehr von Frank geprägt und wir beide haben als Spieler auch immer wieder wie Trainer gedacht und mit ihnen diskutiert. Bei Kloppo waren es lange Monologe mit Frank und bei mir war es so, dass ich immer mit zwei, drei anderen Taktikern im Team die Mannschaftssitzungen verlängert habe. Die Spieler haben also schon vorher nervtötend erfahren, dass ich wusste, wovon ich spreche. Sie mussten es jetzt nur umsetzen.

Nach dem Abstieg der Eintracht aus der Bundesliga im Jahr 2014 haben Sie mit Braunschweig eine neue Systematik spielen lassen.

Wir waren in der Saison 2014/2015 in Deutschland die erste Mannschaft überhaupt, die durchweg mit einem System der Dreierkette gespielt hat. Alle anderen hatten es davor kurz mal angedeutet. Wir haben es damals komplett gespielt, defensiv eher im 5-4-1.

Wie kamen Sie auf die Idee?

Das war der Blick über den Tellerrand. Jorge Sampaoli hatte es bei der WM 2014 mit Chile spielen lassen, Jorge Luis Pinto mit Costa Rica. Beide haben das sensationell gut gespielt und dabei unterschiedliche Ansätze gezeigt. Ich bin einfach ein Fan davon. Du kannst mit einer guten Restfeld- und Restverteidigung super pressen. Es ermöglicht auch eine brutale Mann-gegen-Mann-Orientierung. Aber es kommt natürlich auf den Kader an.

Klingt nach Stress für den Gegner.

Die klassischen, flachen Grundstrukturen und das eher abwartende Spiel hat Mannschaften nach Spielern suchen lassen, die in den Zwischenräumen zwischen den Linien agieren können. Wie Jamal Musiala bei den Bayern. Das macht es etwas komplexer, gutes Pressing zu spielen. Dadurch kann man dann von dieser kompletten Raumdeckung und von dem ruhigeren Spiel mit diesen ruhigeren Grundordnungen weggekommen.

Ist die Dreierkette einer der taktischen Trends im deutschen Fußball der letzten Jahre?

Das kann man so nicht direkt sagen. Doch es ist total spannend zu sehen, dass im vergangenen Jahr mit Kiel und St. Pauli zwei Mannschaften aufgestiegen sind, die ein System mit der Dreierkette präferiert haben. Das Jahr zuvor sind wir aufgestiegen, ebenfalls mit einem System mit der Dreierkette und aktuell tummeln sich ganz oben in der zweiten Liga sehr viele Mannschaften, die mit einer Dreierkette auftreten. Ich suche da immer noch die Systematik. Aber klar ist: Viererkette, Dreierkette. Das hat beides seine Daseinsberechtigung.

Was haben Sie noch beobachtet?

Mannschaften spielen wieder vermehrt mit zwei klassischen Stürmern. Das war in den letzten Jahren immer wieder bemängelt worden. Sie waren eigentlich auch nie wirklich weg. Viele waren einfach nur in der 2. Liga. Jetzt aber sind sie flächendeckend wieder da. Sie heißen zum Beispiel Niclas Füllkrug, sie heißen Tim Kleindienst oder auch Phillip Tietz..

Wieso sind die überhaupt verschwunden?

Deutschland war geprägt dadurch, dass Pep Guardiola bei uns in Deutschland war. Er hat das hier sensationell geprägt, aber den deutschen Fußball indirekt auch ein bisschen in eine Problematik gebracht. Viele wollten das kopieren. Dann haben viele mit seinen Positions-Begrifflichkeiten arbeiten wollen und so hat man dann die Stürmer, die es gab, einfach übersehen.

Wir haben jetzt viel über die Taktik gesprochen. Sie haben vorhin, als wir über Ihr Gitarrenspiel sprachen, schon einmal angedeutet, dass für Sie Fußball mehr ist. Sie haben als Trainer bislang nur drei Klubs gehabt. In Braunschweig erzählt man noch heute in höchsten Tönen von Ihnen. Was macht einen guten Trainer Ihrer Meinung nach neben der Fachlichkeit aus?

Ich erzähle Ihnen ganz kurz etwas zu meiner Geschichte. Ich liebe den Fußball sehr leidenschaftlich. Das war bei mir in der Familie gegeben. Wir sind am Wochenende immer ins Stadion gefahren. Bei uns war das Kaiserslautern. Ich habe gesehen, was die Menschen dafür opfern. Ich fühle eine tiefe Verbundenheit mit dem Stadionritual. Es ist wichtig für mich, diese Authentizität zu besitzen, nachzufühlen, was mit den Menschen passiert.

Wieso ist das wichtig?

Ich sehe mich immer als Repräsentant eines Klubs und einer Stadt. Ich bin überzeugt davon, dass ein Verein mehr ist. Es ist nie ein "Projekt", wenn ich zu einem Fußballklub gehe. Das hört sich so kühl, so kalt an. Ein Verein ist ein hochemotionales Gebilde, das du aufsaugen musst. Es ist wichtig zu wissen, warum ein Klub in einer Stadt so eine große Bedeutung hat und nicht nur, dass er eine große Bedeutung hat. Ich habe ganz großes Interesse daran, die Geschichte kennenzulernen. Dann lässt sich verstehen, wieso die Fans in schlechten Phasen auch einmal eine kurzzeitige Abneigung verspüren können, wenn in ihrem Klub die Dinge manchmal nicht so laufen, wie sie es sich vorstellen.

Immer neue Wettbewerbe, immer mehr Spiele und immer weniger Rücksicht auf die Fans. Hat sich der Fußball verkauft?

Der Fußball hat sich definitiv so entwickelt, dass man keine Grenzen der Kommerzialisierung mehr sieht. Ich bin traditioneller unterwegs und weise gerne darauf hin: Für wen findet Fußball eigentlich statt und wer ist das wichtigste Sprachrohr? Das sind und bleiben die Fans. Die Menschen, die den Fußball lieben, die auch viel Geld zu den Vereinen tragen. Die hat man definitiv überstrapaziert. Und diesen Menschen sollten alle sehr gut zuhören, denn wenn die tatsächlich irgendwann mal die Schnauze voll haben, wenn sie sich nicht mehr mit ihrem Klub oder dem Fußball an sich identifizieren können, hat der Fußball ein echtes Problem.

In Darmstadt haben Sie diese Identifikation hautnah erlebt, als nach einer desaströsen 0:6-Heimklatsche gegen den FC Augsburg ein Vertreter der Ultras der Mannschaft noch auf dem Platz eine Ansage gemacht hat. Das muss man dann als Trainer, als Angestellter des Vereins, auch aushalten?

Klares Ja, aber da gibt es natürlich auch Grenzen. In diesem speziellen Fall wurden die allerdings nicht überschritten. Natürlich sorgt sowas immer für doofe Bilder, aber was in diesem Kreis gesagt wurde, war nie unter der Gürtellinie. Es war irgendwie gerechtfertigt, in diesem Moment den Frust der Kurve zur Mannschaft zu tragen. Das Schöne an der Geschichte ist, dass der Fan auch etwas aus der Sache gelernt hat, nämlich dass weniger manchmal mehr ist.

Sie haben die Ansprache des jungen Mannes an die Mannschaft noch gemeinsam analysiert?

Ja, wir haben das tatsächlich intern analysiert. Und ich habe mich mit ihm auch nochmal darüber unterhalten. Künftig weiß er, wie es funktioniert, vor knapp 18.000 Menschen vor einer versammelten Mannschaft eine gute Ansprache zu halten. Die erste war nicht schlecht, aber etwas zu ausführlich. Wenn wir uns heute in der Stadt sehen, schmunzeln wir gemeinsam darüber.

Diese Momente, wenn die Spieler zum Rapport vor der Kurve antreten sollen, sind in der Regel eher End- als Wendepunkte. Auf Schalke erlebte man das, jüngst in Dortmund, bei Hertha BSC ist es in den vergangenen Jahren beinahe zur Routine geworden. Gibt das dem Trainer das Gefühl, dass es jetzt richtig schwierig wird, zurückzukommen und die Stimmung zu drehen?

Nein, das ist eben Teil der Kommunikation. Es ist auch ein Auftrag für den Trainer, die Stimmung wahrzunehmen. Wenn die Stimmung so ist, fühlt sich das natürlich erstmal scheiße an. Wichtig ist, es anzunehmen und daraus auch abzuleiten, wie es weitergehen soll. In Darmstadt war die Kommunikation mit Fans auch in schlechten Zeiten immer vorbildhaft. Aber es muss auch allen klar sein, auch den Fans, dass sich Maßnahmen wie eine solche Ansprache auch abnutzen.

Können Fans durch die Stimmung auf den Rängen Einfluss auf Ihre Arbeit nehmen?

Nein, auf keinen Fall. Du darfst nie äußere Befindlichkeiten Einfluss auf deine sportlichen Entscheidungen nehmen lassen. Das gilt aber natürlich auch für persönliche Befindlichkeiten. Wenn du einen Spieler hast, von dem du denkst: "Schrecklicher Typ!", den du aber als Kicker geil findest, darfst du ihn nicht ignorieren. Es gibt aber auch eine andere Seite …

Klären Sie uns auf!

Sie kennen die sogenannten Meckerrentner, die seit ihrem Renteneintritt Woche für Woche am Trainingsplatz stehen. Denen kann man auch mal ein Ohr schenken. Die haben alle schon viel erlebt mit der Mannschaft, haben auch ein Gefühl für den Verein und die Stimmung rund ums Team. Wenn da einer sagt "Trainer, der und der trainiert seit vier Wochen überragend, siehst du das nicht", werde ich den Spieler nicht automatisch am Samstag aufstellen. Aber es lohnt sich immer, sich und sein Bild vom Spieler nochmal zu hinterfragen. Ich sage mal: In 90 Prozent der Fälle fand ich meine Einschätzung der Lage dann aber schon richtig.

Sie stehen mit beiden Beinen im Fußball, oder?

Die Stadionatmosphäre kann man gegen nichts eintauschen. Ich liebe das. Ich liebe es, mich mit den Rentnern zu unterhalten, die die Geschichten von damals erzählen. Ich liebe aber auch den Smalltalk mit Menschen, die gerade erst Feuer gefangen haben für den Sport oder den Verein oder mit den Ultras. Es ist einzigartig, was der Fußball da in den Stadien zu bieten hat. Wenn du eine totale Leidenschaft hast für den Sport, kannst du das nur lieben. Und die Rentner sind halt auch geil, da würde mir am Trainingsplatz auch was fehlen, wenn die nicht mehr da wären.

Wie zum Beispiel in England, wo die Klubs keine öffentlichen Trainings mehr abhalten.

Es ist total schade, dass man zu diesen Maßnahmen greift und den Fans den Zugang zu ihrem Klub verwehrt. Klar, manchmal muss man die Türen zu machen, weil du nicht weißt, ob jemand vom kommenden Gegner zuschaut. Da hat man ja auch schon so viele Sachen erlebt …

Erzählen Sie!

Es war irgendwann in der Winterzeit, als ich beobachtet habe, dass da einer die ganze Zeit während des Trainings zwischen den Hecken rumwühlt. Ich will keine Namen nennen, aber das war kein Unbekannter. Ich habe meinen Torwarttrainer dann gebeten, ihm mal einen heißen Tee zu bringen, weil der arme Mann sich ja den Arsch abgefroren hat. Der ist dann aber so erschrocken, dass er auf der Flucht in der Hecke hängen geblieben und mit Schnittwunden übersät liegengeblieben ist. Wir mussten ihn dann erstmal ärztlich versorgen. Das war der Anfang der Scoutingzeit, heutzutage funktioniert das ja mit Drohnen. Ich bin so romantisch zu hoffen, dass es mal ein Agreement zwischen den Klubs gibt, das einfach zu lassen. Wir lassen uns alle in Ruhe und dafür können dann auch die eigenen Fans wieder zum Training kommen.

Man hört raus: Sie haben richtig Lust darauf, wieder Trainer zu sein, oder?

Ich hatte nie keine Lust, Trainer zu sein. Ich habe damals auf meinen Bauch gehört und habe diese Entscheidung getroffen - und halte sie nach wie vor für richtig. Ich fühlte mich nicht seelisch oder moralisch am Boden, aber ich musste auch an die Situation des Klubs denken. Ich wollte nach dem schlechten Saisonstart nach dem Abstieg den größtmöglichen Impuls setzen, um Darmstadt 98 vielleicht auch eine schwere Entscheidung abzunehmen und aus der Spirale der Unsicherheit rauszukommen. Ich wollte dem Verein mit meiner Entscheidung helfen. Das hat ja zumindest für den Moment auch funktioniert. Ich hätte mir gewünscht, dass dieser Effekt noch nachhaltiger ist. . Zu Ihrer Frage: Ich habe unglaublich viel Lust und auch unglaublich viel Energie. Und ich bin auch sehr überzeugt von mir und meiner Qualität. Ich halte mich für jemanden, der einen Klub einen kann. Und der auch zeigen kann, dass man mehr Punkte holen kann, als es die wirtschaftliche Situation eigentlich zulässt.

Mit Torsten Lieberknecht sprachen Till Erdenberger und Stephan Uersfeld

Das könnte Ihnen auch gefallen