Versuch der gefährlichen Körperverletzung – Staatsanwaltschaft ermittelt gegen zwei Trainerinnen
Die Staatsanwaltschaft Stuttgart hat nach schweren Vorwürfen Ermittlungsverfahren gegen zwei Turntrainerinnen am Stützpunkt in Mannheim eingeleitet. Wie die Staatsanwaltschaft auf Anfrage der Nachrichtenagentur dpa mitteilte, durchsuchten Kräfte des Landeskriminalamtes Baden-Württemberg mehrere Objekte.
»Das Verfahren hat einen Versuch der gefährlichen Körperverletzung, begangen am Bundesstützpunkt Mannheim, zum Gegenstand«, teilte die Staatsanwaltschaft mit. Dabei soll es sich laut dpa-Informationen um einen Vorfall im November 2016 handeln. Gegen welche Trainerinnen ermittelt wird, ist nicht bekannt.
Erst kürzlich war die Nachwuchsbundestrainerin Claudia Schunk freigestellt worden. Sie soll für die Dauer von vier Wochen keine Lehrgänge und Wettkämpfe leiten, hieß es vonseiten des Deutschen Turner-Bundes (DTB). Von 2006 bis 2017 leitete sie das Training in Mannheim.
Leitende Trainerin freigestellt
Mehrere aktive und ehemalige Turnerinnen, darunter auch die deutsche Rekordmeisterin Elisabeth Seitz, hatten Schunk psychische Gewalt und autoritäre Trainingsmethoden vorgeworfen. Der DTB betonte in einer Stellungnahme, dass »mit dieser Freistellung in keiner Weise das Ergebnis der laufenden Klärungen vorweggenommen« werde. Die Staatsanwaltschaft erklärte, dass die Ermittlungen noch andauern.
Neben Schunk ist auch die leitende Trainerin in Mannheim vorübergehend freigestellt worden, wie der Badische Turner-Bund dem SWR bestätigte . Man habe dies »dies vor allem aus Schutz gegenüber unserer Trainerin getan. Wir weisen nachdrücklich darauf hin, dass für sie die Unschuldsvermutung gilt.«
Seit Wochen zieht der Missbrauchsskandal im deutschen Turnen immer größere Kreise, nachdem die ehemalige Spitzenturnerin Tabea Alt mit schweren Vorwürfen an die Öffentlichkeit gegangen war. »Es ist kein Einzelfall: Essstörungen, Straftraining, Schmerzmittel, Drohungen und Demütigungen waren an der Tagesordnung. Heute weiß ich, es war systematischer körperlicher und mentaler Missbrauch«, hatte sie bei Instagram geschrieben.
»Erst als ich nicht mehr turnte, habe ich angefangen, vieles zu hinterfragen«, sagte Alt dem SPIEGEL. Das Interview finden Sie hier.
Alt hatte am Bundesstützpunkt in Stuttgart trainiert. Anfang Februar nahm das Landeskriminalamt Baden-Württemberg Ermittlungen gegen einen früheren Trainer auf. Es sei ein Verfahren wegen des Verdachts der Nötigung in mehreren Fällen eingeleitet worden, teilte die Staatsanwaltschaft Stuttgart mit.