Israels Armeechef droht "größeren Einsatz" an
Die Hamas sei sich über die Fähigkeiten und Entschlossenheit der israelischen Armee gar nicht im Klaren, sagt Generalstabschef Zamir - und droht einen größeren Militäreinsatz im Gazastreifen an. Noch haben die Terroristen 24 lebende Geiseln in ihrer Gewalt.
Israels Armeechef Ejal Zamir hat mit einer Ausweitung der israelischen Militäroffensive im Gazastreifen gedroht, sollten die dort von der Hamas festgehaltenen Geiseln nicht bald freigelassen werden. "Wenn wir in naher Zukunft keinen Fortschritt bei der Rückkehr der Geiseln sehen, werden wir unsere Aktivitäten zu einem größeren und bedeutenderen Einsatz ausweiten", erklärte Zamir während eines Besuchs bei israelischen Soldaten im Gazastreifen. "Die Hamas täuscht sich über unsere Fähigkeiten, unsere Absichten und unsere Entschlossenheit", sagte er mit Blick auf die islamistische Terrororganisation im Gazastreifen.
Israel hatte Mitte März nach einer rund zweimonatigen Waffenruhe seine Angriffe im Gazastreifen wieder aufgenommen und eine Bodenoffensive gestartet. Bei Luftangriffen auf das Palästinensergebiet am heutigen Donnerstag wurden nach palästinensischen Angaben mindestens 55 Menschen getötet.
Verteidigungsminister Israel Katz hatte jüngst gesagt, dass Israels Schläge umso heftiger ausfallen würden, je länger sich die Hamas weigere, die Geiseln freizulassen. Katz drohte auch damit, Teile des Gazastreifens dauerhaft einzunehmen. Israel will dadurch den Druck auf die Hamas erhöhen, die verbliebenen Geiseln freizulassen.
"Seelen von Dutzenden Juden in einem Käfig eingesperrt"
Der israelische Präsident Izchak Herzog appellierte unterdessen bei einem Besuch des ehemaligen NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau im Südwesten Polens anlässlich des Holocaust-Gedenktages an die internationale Gemeinschaft, sich für eine Rückkehr der israelischen Geiseln einzusetzen. Die Rückkehr der noch in der Gewalt der Hamas verbliebenen Menschen sei eine "universelle moralische Verpflichtung, und ich rufe von diesem Ort - diesem heiligen Ort - aus die gesamte internationale Gemeinschaft dazu auf, schreckliche Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu beenden", erklärte Herzog.
"Mit gebrochenem Herzen erinnere ich uns alle daran, dass - selbst nachdem wir nach dem Holocaust geschworen haben, dass so etwas nie wieder passieren darf - heute erneut die Seelen von Dutzenden Juden in einem Käfig eingesperrt sind und nach Wasser und Freiheit dürsten", erklärte Herzog während der Gedenkzeremonie. Fast 60 "unserer Brüder und Schwestern" würden immer noch "von terroristischen Mördern in Gazastreifen festgehalten", betonte er.
Auschwitz war das größte Vernichtungslager Nazi-Deutschlands und ist zu einem Symbol für den Holocaust geworden, in dem sechs Millionen europäische Juden ermordet wurden. Zwischen 1940 und 1945 starben in Auschwitz-Birkenau eine Million Juden.
Bei dem Angriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 waren etwa 1200 Menschen getötet und 251 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt worden. Israel geht seitdem massiv militärisch im Gazastreifen vor. Dabei wurden nach Angaben des von der Hamas kontrollierten Gesundheitsministeriums bislang mehr als 51.000 Menschen getötet. Nach israelischen Informationen befinden sich derzeit noch 24 lebende Geiseln sowie 35 Leichen von Verschleppten im Gazastreifen.