So stark verändert sich die Wahl-Karte

Deutschland hat gewählt, der Wählerwille färbt die Landkarte neu ein. Wie haben sich die Mehrheiten bei der Bundestagswahl im Vergleich zur Wahl 2021 verschoben? Ein Blick auf die neue Farbverteilung nach der Wahl.

Das vorläufige amtliche Ergebnis der Bundestagswahl zurrt nicht nur neue Mehrheitsverhältnisse im Parlament fest, sondern offenbart zugleich auch einen politischen Wandel in der Fläche. Die rund 49,6 Millionen Wählerinnen und Wähler haben mit ihren Entscheidungen auf dem Wahlzettel die politische Farbgebung des Landes grundlegend verschoben.

Wie stark hat sich der Wählerwille in den knapp dreieinhalb Jahren seit der zurückliegenden Bundestagswahl verändert? Ein Blick auf die politische Landkarte mit den Bundestagswahl-Ergebnissen 2021 und 2025 im Vergleich:

Der direkte Vergleich zum Wahlergebnis aus dem Herbst 2021 inklusive der Berliner Wiederholungswahl im Februar 2024 skizziert das Ausmaß der regionalen Trends. Das Rot der SPD, die nach der Bundestagswahl 2021 noch zahlreiche Wahlkreise im Norden und Westen gewinnen konnte, ist aus vielen Landstrichen verschwunden. Stattdessen erscheint der Süden und Westen Deutschlands fast durchgehend schwarz. In den fünf ostdeutschen Flächenländern gingen - mit ganz wenigen Ausnahmen - nahezu alle Wahlkreise an die AfD.

Im Herbst vor knapp dreieinhalb Jahren hatten die Sozialdemokraten noch in 150 Wahlkreisen die relative Mehrheit der Zweitstimmen errungen. Bei der Wahl am vergangenen Sonntag waren es bundesweit nur noch 17 sozialdemokratische Wahlkreise.

Wahlkarten 2021 - 2025 interaktiv

Die Union, die sich im zweitbevölkerungsreichsten Bundesland Bayern die regional gewachsene Stärke der Schwesterpartei CSU stützen kann, konnte sich bei der Bundestagswahl 2025 die meisten Stimmen in 217 Wahlkreisen sichern. Davon entfielen 47 auf die CSU, die in allen Wahlkreisen in Bayern die Zweitstimmenmehrheit holte.

Zum Vergleich: Die AfD konnte die Anzahl der Wahlkreis-Erfolge seit 2021 von 17 auf 49 steigern. Nur zwei dieser Wahlkreise finden sich westlich der früheren innerdeutschen Grenze. Dort erreichte die AfD die meisten Zweitstimmen im rheinland-pfälzischen Wahlkreis Nr. 208 rund um Kaiserslautern und im Wahlkreis Nr. 122 Gelsenkirchen in Nordrhein-Westfalen - dem Wahlkreis mit der bundesweit höchsten Arbeitslosenquote.

Die Einfärbung der 299 Wahlkreise nach dem Zweitstimmergebnis verrät zudem, wo die verbliebenen Hochburgen der übrigen Parteien liegen. Für die SPD sind das neben dem Hamburger Süden und Teilen des Ruhrgebiets vor allem Bremen und Hannover, sowie der Wahlkreis Nr. 24 Aurich-Emden im äußersten Nordwesten an der Küste. In Braunschweig ging die SPD diesmal nur knapp vor der CDU über die Ziellinie.

Verschiebungen auch in den Hochburgen

Die Grünen haben im Vergleich zum Wahlergebnis 2021 vor allem in den Großstädten Rückhalt verloren. Die Wahlkreise in den Innenstädten von München und Berlin, in denen die Wähler vor dreieinhalb Jahren noch mehrheitlich grün gewählt hatten, entschieden sich diesmal anders.

In der bayerischen Landeshauptstadt setzte sich bei den Zweistimmen die CSU durch, in Berlin ging selbst der grüne Hochburg-Wahlkreis Friedrichshain-Kreuzberg an die Linkspartei. Bundesweit wählten nur noch neun Wahlkreise in der Mehrheit grün. Das sind 16 Wahlkreise weniger für die Grünen als 2021. Wähler eingebüßt hat die Partei nicht nur in der Frankfurter Innenstadt, sondern auch in Regionen mit größeren Universitäten wie etwa Bonn oder Heidelberg.

Bei den Linken zeigen sich die Verschiebungen im Spektrum der politischen Farbschattierungen noch deutlicher. Der späte Aufwind im Wahlkampf führte zu einem Ergebnis, das teils weit über den Umfragewerten mancher Meinungsforschungsinstitute lag. Bei der Wahl im Herbst 2021 war kein einziger Wahlkreis bei den Zweitstimmen an die Linke gegangen.

Bis wenige Wochen vor dem vorgezogenen Neuwahl-Termin ging es im Wahlkampf der Linkspartei noch um die Sicherung von mindestens drei Direktmandaten, um so auch dann noch in den Bundestag einziehen zu können, falls das Zweitstimmenergebnis wie 2021 erneut unter der Fünf-Prozent-Schwelle bleiben sollte. Am 23. Februar gaben dann jedoch 8,8 Prozent der Wähler ihre Stimme der Partei um prominente Kandidaten wie Jan van Aken, Gregor Gysi oder Heidi Reichinnek.

Auf der Deutschlandkarte zu den Zweitstimmenmehrheit bei der Bundestagswahl 2025 taucht die Linke mit insgesamt 7 Wahlkreisen auf. Sechs davon befinden sich innerhalb der Stadtgrenzen von Berlin. Ansonsten erreichte die Linkspartei nur im Wahlkreis 152 "Leipzig II" die meisten Zweitstimmen. Zweitstimmen-Erfolge im Süden, Norden oder Westen Deutschlands können die Linken nicht verbuchen.

Die FDP, die immerhin bis vergangenen Herbst noch an der Regierung beteiligt war, taucht im Kartenvergleich überhaupt nicht auf. 2021 waren die Liberalen mit bundesweit 11,5 Prozent abgegebenen Zweitstimmen in den Bundestag eingezogen. Dreieinhalb Jahre später wollten nur noch 4,3 Prozent der Wählerinnen und Wähler FDP mit ihrer Zweitstimme wählen. Besser als viertstärkste Partei in 22 Wahlkreisen wurde es für die FDP diesmal nicht. Zum Vergleich: 2021 hatte die FDP noch in 36 Wahlkreisen die drittmeisten und in 203 Wahlkreisen die viertmeisten Zweitstimmen aller Parteien geholt.

Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW), das mit Parteigründerin und Namensgeberin als Spitzenkandidatin erstmals auf Bundesebene um Stimmen warb, schaffte es bei der Wahlpremiere - wenn auch sehr knapp - nicht über die entscheidende Schwelle in den Bundestag.

Damit ist klar: Gemessen an den Schattierungen der insgesamt 299 Wahlkreise auf der Landkarte verteilt sich das politische Spektrum in Deutschland bei der Vergabe der Erst- und Zweitstimmen ausschließlich auf die Farben der Union, der AfD, der SPD, der Grünen und der Linkspartei.

Noch handelt es sich bei den genannten Zahlen nur um den vorläufigen Wahlausgang. Das amtliche Endergebnis der Bundestagswahl 2025 steht noch aus. Der Bundeswahlausschuss wird die endgültigen Daten nach den üblichen Prüf- und Sichtungsschritten voraussichtlich erst Mitte März bekannt geben. Für den 14. März ist dafür bereits eine öffentliche Sitzung im Bundestag angesetzt.

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