Stärkster Einbruch beim Tagesgeld seit über zwölf Jahren

Die EZB dürfte heute erneut den Einlagenzinssatz senken. Schon in den letzten Wochen hat sich der Trend zu sinkenden Tagesgeldzinsen deutlich verschärft. Die Festgeldzinsen für langfristige Angebote haben sich hingegen stabilisiert.

Parken Banken und Sparkassen Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB), erhalten sie derzeit dafür noch 2,75 Prozent Zinsen. Heute steht erneut ein Zinsentscheid der Notenbanker an, wobei die meisten Marktteilnehmer mit einer erneuten Senkung rechnen.

Die Durchschnittszinsen bundesweit verfügbarer Angebote für Tagesgeld sind im Februar von 1,56 auf 1,48 Prozent gesunken. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Zinsanalyse des Vergleichsportals Verivox, für die rund 800 Banken und Sparkassen ausgewertet wurden.

Damit sanken die Zinsen in nur einem Monat so stark wie in den vier vorherigen Monaten insgesamt. Einen stärkeren Einbruch innerhalb eines Monats gab es zuletzt im Juli 2012, als die Zinsen von 1,36 auf 1,24 Prozent gesunken waren. In dem Monat hatte die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Einlagenzins auf 0,0 Prozent gedrückt und damit die Ära der Null- und Negativzinsen eingeläutet.

Auf ihrem vorläufigen Höhepunkt im April 2024 standen die Durchschnittszinsen bundesweit verfügbarer Tagesgelder im Schnitt bei 1,75 Prozent und sind seitdem um insgesamt 0,27 Prozentpunkte gesunken.

Auch bei den regionalen Kreditinstituten sind die Tagesgeldzinsen im Februar weiter gesunken. Mit jeweils 0,02 Prozentpunkten fiel der Rückgang hier aber in beiden ausgewerteten Institutsgruppen weniger stark aus. Allerdings liegen die Zinsen der Regionalbanken auch generell auf einem deutlich niedrigeren Niveau: Die Sparkassen zahlen im Schnitt aktuell 0,51 Prozent aufs Tagesgeld – 1,01 Prozentpunkte weniger als die überregionalen Banken. Geringfügig höher sind die Durchschnittszinsen mit 0,53 Prozent bei den regionalen Genossenschaftsbanken. Dazu zählen die örtlichen Volks- und Raiffeisenbanken sowie die PSD- und Sparda-Banken.

Tagesgeldkonten im Vergleich

Talsohle bei Festgeldzinsen langsam erreicht

Beim Festgeld ist die Phase der sogenannten inversen Zinsstruktur vorerst zu Ende. "Während die Zinsen kurzfristiger Festgeldanlagen weiter sinken, haben sie sich bei Anlagen mit langen Laufzeiten zuletzt deutlich stabilisiert", sagt Oliver Maier, Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. "Infolgedessen bringen langfristige Termineinlagen zum ersten Mal seit über einem Jahr wieder höhere Zinsen als Anlagen mit kürzeren Laufzeiten."

Überregionale Banken bieten für zehnjährige Festgeldanlagen aktuell durchschnittlich 2,22 Prozent Zinsen, Anlagen mit zwei Jahren Laufzeit werden im Schnitt mit 2,16 Prozent verzinst. Bei einjährigen Festgeldern liegt der Durchschnittszins mit 2,15 Prozent nochmals geringfügig niedriger.

Die Entwicklung der Sparzinsen wird stark von den Leitzinsentscheidungen der EZB beeinflusst. "Solange die Notenbank ihre aktuelle Zinssenkungspolitik fortsetzt, dürften auch die Zinsen für kurzfristige und täglich fällige Sparanlagen weiter sinken", so Maier. "Bei festverzinslichen Anlagen mit längeren Laufzeiten dürften sich die Zinsen hingegen weiter stabilisieren. Hier ist die Talsohle bei den Zinsen langsam erreicht."

Festgeldkonten im Vergleich

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