Das ist Trumps finanzielle Achillesferse
Beim Thema Strafzölle legt sich US-Präsident Donald Trump vor allem mit China an. Peking antwortet nicht nur mit hohen Gegenzöllen, sondern könnte Trump auch über den Anleihenmarkt mächtig unter Druck setzen.
Trumps Hauptgegner heißt auf den ersten Blick eindeutig China. Für die meisten Importe aus dem Land der Mitte haben die USA Strafzölle von 145 Prozent verhängt. Das kann niemand bezahlen, weder die chinesischen Unternehmen, die ihre Produkte in den USA verkaufen wollen, noch die amerikanischen Verbraucher. China reagierte mit ähnlich hohen Gegenzöllen. Allerdings exportieren US-Firmen viel weniger Waren nach China als umgekehrt. Peking könnte daher andere Maßnahmen ergreifen, um Trump zu Verhandlungen zu zwingen.
Die Verschuldung der USA ist inzwischen auf mehr als 37 Billionen Dollar angestiegen. Der Schuldendienst beläuft sich schon jetzt auf fast eine Billion Dollar pro Jahr. Das ist mehr als Washington für sein Militär ausgibt. Der enorme Schuldenberg ist Trumps Achillesferse.
Der Hauptgrund, warum Trump die Zölle um 90 Tage verschoben hat, ist am Anleihemarkt zu suchen. Als Trump am 2. April die zusätzlichen Zölle ankündigte, schossen die Renditen zehnjähriger Staatsanleihen kurz darauf von knapp unter vier auf mehr als 4,5 Prozent in die Höhe. Einen solchen Anstieg in so kurzer Zeit hat es selbst nach der Lehman-Pleite 2008 nicht gegeben. Ein ähnliches Bild zeigte sich bei Anleihen im viel beachteten Laufzeitenbereich von 30 Jahren.
Der zweitgrößte Kreditgeber der Welt
Bis Ende 2026 muss die US-Regierung Staatsanleihen im Volumen von rund neun Billionen US-Dollar refinanzieren. Ein Großteil dieser Schulden wurde in Zeiten extrem niedriger Zinsen aufgenommen. Heute liegt die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe bei rund 4,40 Prozent. Ein Anstieg um nur einen Basispunkt, also um 0,01 Prozentpunkte, bedeutet für die USA über die gesamte Laufzeit rund neun Milliarden Dollar mehr Zinskosten. Allein das zeigt: Die Zinslast ist nicht nur ein Thema für Schwellenländer. Auch eine Supermacht wie die USA hat ein massives Anreizsystem, die eigenen Refinanzierungskosten zu senken - mit allen Mitteln.
China hält noch rund 760 Milliarden Dollar an US-Staatsanleihen. Das ist viel, aber nicht genug, um Trump im Alleingang in die Schranken zu weisen. Aber es kann ihn empfindlich treffen. Nur Japan hat den USA noch mehr Geld geliehen.
Normalerweise hätte man erwarten können, dass die Anleger massiv US-Staatsanleihen kaufen, als Trump Anfang April die zusätzlichen Strafzölle verhängte und die Aktienmärkte auf Talfahrt schickte. In solch turbulenten Zeiten steuern Anleger in der Regel sogenannte sichere Häfen an, um ihr Geld zu retten. Und US-Staatsanleihen gelten als einer der sichersten Häfen der Welt. Korrekterweise müsste es vielleicht heißen "galten bis zum 2. April". Denn die Anleger sind keineswegs in Scharen in den US-Rentenmarkt geflüchtet. Hätten sie das getan, wären dort die Kurse gestiegen und die Renditen gesunken. Das Gegenteil war der Fall.
Legt sich Trump mit der Fed an?
Auf den Finanzmärkten kursieren zwei Erklärungen für diese Entwicklung. Erstens könnten die Hedgefonds gezwungen gewesen sein, ihre Risikobudgets bei den Banken zu erhöhen. Hedgefonds finanzieren ihre Aktienwetten gerne über Bankkredite. Fallen die Aktienkurse, wie Anfang April geschehen, müssen sie höhere Sicherheiten bei den Banken hinterlegen. Fachleute sprechen hier von sogenannten Margin Calls. Um diese höheren Sicherheiten zu finanzieren, mussten die Hedgefonds im großen Stil Anleihen verkaufen.
Aber auch China könnte Trump die gelbe Karte gezeigt haben. Wahrscheinlich kann Peking Trump über den Anleihemarkt viel stärker unter Druck setzen als mit Gegenzöllen oder beispielsweise Exportverboten für seltene Erden.
Spannend ist, ob sich Trump mit der Fed anlegen wird. Immer wieder fordert er die US-Notenbank auf, die Zinsen zu senken, um die Konjunktur zu stützen. Eigentlich wirken sich die Leitzinsen der Fed am Rentenmarkt nur auf die kurzen Laufzeiten aus. Das könnte diesmal anders sein. Würden die Anleger Leitzinssenkungen so interpretieren, dass die Fed den Kampf gegen die Inflation aufgibt, würden auch die Zinsen für lange Laufzeiten steigen. Für Trump wäre dies ein Schuss ins eigene Knie, da die Finanzierung der Staatsschulden deutlich teurer würde. Als Trumps größter Gegner erweist sich möglicherweise der US-Rentenmarkt.
Die 25.000 Euro-Frage
Wie sollten sich Anleger in diesem schwierigen Umfeld positionieren? Etwa die Hälfte des liquiden Vermögens, zum Beispiel 25.000 Euro, sollte auf Aktien aus den USA und Europa entfallen. Denn diese bringen langfristig die höchsten Renditen. Weitere 30 Prozent könnten in Anleihen investiert werden. Gold sollte als stabilisierendes Element auf keinen Fall fehlen. Zudem sollten Anleger genügend Bargeld halten, um bei Kursrückgängen günstig nachkaufen zu können.
Über den Autor: Michael Wittek leitet das Portfoliomanagement beim unabhängigen Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co. in Hamburg und ist hier für die Anlegestrategie verantwortlich.
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(Dieser Artikel wurde am Freitag, 18. April 2025 erstmals veröffentlicht.)