ARD kündigt Veränderungen bei »ttt« an

Es war der sprichwörtliche Unfall in Zeitlupe: Zunächst verteidigte die ARD ihren Entschluss, Thilo Mischke zum Co-Moderator ihres Magazins »ttt – Titel, Thesen, Temperamente« zu machen – trotz Kritik an problematischen Aussagen und Veröffentlichungen Mischkes. Erst als der Druck immer größer wurde, nahm der Senderverbund von Mischkes Verpflichtung Abstand.

Dass dabei größerer Flurschaden  entstand, ist keine Neuigkeit – und nun auch das Ergebnis einer internen Analyse der Geschehnisse: Die Diskussion über Mischke habe »allen Beteiligten sowie dem Ansehen der ARD geschadet«, heißt es in einer Mitteilung der ARD. Eine Aufarbeitung habe gezeigt: »Es sind Fehler passiert, die nicht hätten passieren dürfen.« Dies betreffe auch die Zusammenarbeit der verschiedenen ARD-Häuser bei »ttt« – die Sendung wird traditionell im wöchentlichen Wechsel von sechs Landesrundfunkanstalten produziert.

MDR bekommt Federführung

Um eine Wiederholung auszuschließen, kündigt die ARD deshalb strukturelle Veränderungen an: Der MDR soll demnach für die kommenden zwei Jahre die Federführung für die Sendung übernehmen. Dazu gehöre etwa, dass der Sender auch zentraler Ansprechpartner für Medien, Öffentlichkeit und ARD-Gremien werde. Allerdings solle der MDR nicht in die Arbeit der beteiligten Redaktionen eingreifen, sondern als Steuerungsinstanz agieren. Darüber hinaus kündigt die ARD an, ihre Casting-Kriterien zu überprüfen. Diese waren nach der Ernennung Mischkes kritisiert worden.

Im Dezember hatte die ARD Mischke, der vor allem durch seine Pro-Sieben-Reportagen bekannt geworden ist, als Nachfolger des langjährigen »ttt«-Moderators Max Moor verkündet. Damals hieß es, dass Mischke die Sendung im Wechsel mit Siham El-Maimouni moderieren werde. Nach der Ankündigung hagelte es Kritik. Über 100 Kulturschaffende sprachen sich in einem offenen Brief  gegen Mischke als Moderator von »ttt« aus – unter anderem wegen seines Buchs aus dem Jahr 2010, »In 80 Frauen um die Welt«.

Eine Veränderung vor der Kamera soll zunächst nicht geplant sein. Wie das Branchenmagazin »DWDL « berichtete, werde derzeit nach keinem weiteren Moderator gesucht. »Wir setzen auf Siham El-Maimouni als Moderatorin und planen erst einmal kein Casting zur Besetzung eines weiteren Moderators«, teilte eine Sendersprecherin demnach auf Anfrage mit.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version wurde das abgebildete MDR-Gebäude in Leipzig verortet. Tatsächlich handelt es sich um die Hörfunkzentrale in Halle (Saale). Wir haben den Fehler korrigiert.

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