Wie man auf Reisen die schönsten Erinnerungen schafft

Mit das Beste am Reisen sind die Erinnerungen daran – für mich zumindest. An einem stressigen Tag innerlich nach Rio oder Dhaka fliehen zu können, mich an einen Sonnenuntergangsstrand zu träumen oder in einen See in Montenegro, diese Möglichkeit erinnert mich daran, wie schön, groß und vielfältig die Welt ist. Auch wenn sie gerade grau und monoton und deprimierend erscheint.

In der Erinnerung können die Farben intensiver sein und das Essen besser schmecken, als es in diesem Moment wirklich war. Und das ist gut so. Gelegentlich kann man die Welt ruhig mal durch eine rosarote Brille betrachten. Das steigert die Überlebenschancen bei deprimierenden Nachrichtenlagen, in anstrengenden Lebensphasen und generell bei schlechter Laune. Und funktioniert übrigens in alle Richtungen:

Ich war in den malerischen griechischen Bergen  mit einer Kastanienpflückerin und Airbnb-Betreiberin unterwegs. Wir unterhielten uns wunderbar in simplem Englisch, als sie plötzlich in einer Kurve das Autoradio voll aufdrehte, laut mitsang, mir auf die Schulter tippte, und rief »Leverkusen! Leverkusen«. Tatsächlich, zwischen griechischen Worten, begleitet von Akustikgitarre, schallte immer wieder »Leverkusen« aus dem Lautsprecher.

»Eine Nacht in Leverkusen« ist, fand ich später heraus, ein griechischer Hit aus den Siebzigerjahren. Es geht um Heimweh, Sehnsucht und den Bahnhof, und selten klang »Leverkusen« in meinen Ohren so romantisch. Das ist das Tolle am Reisen: Manchmal kann man sich sogar die rosarote Brille der anderen leihen und die eigene Realität anders sehen.

Ein paar Leseempfehlungen:

  • Damit man all diese romantischen Erinnerungen auch haben kann, muss man sich allerdings auf den Moment einlassen. Wie gefährdet diese Kunst des Im-Moment-Lebens auf Reisen ist, hat mein Kollege Philipp Laage festgestellt, als er zum ersten Mal mit eSIM überall online war . »Wir wechseln immer hin und her zwischen der physischen Umgebung und dem niemals nachlassenden Strom raum- und ortlosen Contents«, schreibt er. Auf seiner Reise durch Patagonien hatte er trotzdem Spaß – und hat gleich sechs Erkenntnisse übers Reisen mitgebracht .

  • Wem Amsterdam inzwischen zu voll ist, findet eine Alternative in Rotterdam: Die zweitgrößte Stadt der Niederlande ist mitten im Wandel – verfallende Hafengebiete werden saniert, glänzende Wolkenkratzer wachsen in den Himmel, und Bewohnerinnen und Bewohner wetteifern darum, ihre Stadt immer nachhaltiger und lebenswerter zu machen. Hier sind die besten Tipps für eine Erkundung .

  • Weit weg muss man natürlich nicht, um die Liebe zur Welt (wieder) zu spüren. Auf den schönsten Campingplätzen im Osten Deutschlands  gibt es etwa Feuerläufe, Kräuterwanderungen und riesige Betten, auf denen man unter freiem Himmel schläft – geschützt von einem Moskitonetz.

  • Ganz wichtig ist auf Reisen natürlich die Gesellschaft, das gilt auch für vierbeinige Wegbegleiter. Doch wer mit Hunden in der Bahn  unterwegs ist, muss im Regionalverkehr mit Tarifchaos und im Fernverkehr mit hohen Preisen rechnen. Einige Hundebesitzer wollen das ändern – doch mehr Hunde im Zug könnten auch Probleme mit sich bringen, schreibt Steve Przybilla.

Hingucker – das Bilderrätsel

In Bangladesch sind Wasserwege oft zuverlässiger als Landstraßen – weshalb es viel schwimmenden Verkehr gibt und man Vehikeln aller Art begegnet. So eines wie dieses, auf dem diese Männer vor meiner Fähre und mir in den Sonnenuntergang ritten, hatte ich vorher noch nie gesehen. Wissen Sie, was es ist?

Die richtige Antwort finden Sie am Ende des Newsletters*.

Reisebüro – Ihre Frage, unsere Antwort

Von Freundinnen, Kollegen, Tante oder Cousin werden meine Reise-Kolleginnen und ich oft um Rat oder Tipps gebeten: Was haltet ihr vom Reiseziel Kolumbien? Wo können wir als Familie gut hinfahren? Auch Ihnen möchten wir hier gern weiterhelfen. Schreiben Sie uns Ihre Reisefrage an: reise.leserpost@.de . Betreff: »Reisebüro«

Die Frage: »Haben Sie Tipps für Rollstuhl- und Rollatorreisende?«

Die Antwort von Anja Hannemann, Deutsches Rotes Kreuz Hamburg:

»Wir bieten seit mehr als 20 Jahren begleitete Reisen  für Menschen im Rollstuhl und mit Rollator an. Dabei habe ich schon einiges erlebt. Es hilft sehr, wenn man das Hotel schon kennt. Wir schauen uns zum Beispiel alle Unterkünfte persönlich an, bevor wir mit einer Gruppe anreisen. Worauf man achten muss: Wie hoch sind Kleiderstangen oder Kochinseln, gibt es einen Aufzug und ebenerdige Einkaufsmöglichkeiten, wie breit sind die Wege am Buffet? So etwas wird auch in Hotelbewertungen erwähnt.

Generell sind Reisen mit dem Flieger für unsere Gäste angenehmer als solche mit dem Bus. An Flughäfen gibt es oft Mobilitätsunterstützung, die man kontaktieren kann – aber Achtung, das gilt nicht immer. Es kann unter anderem sein, dass der Flug zu früh geht oder zu spät landet. Da sollte man rechtzeitig vorher Kontakt aufnehmen.

Und dann kommt es natürlich auf den Ort selbst an. Sehen Sie Bilder mit romantischen Kopfsteinpflastern? Dann lieber Finger weg, das wird mit dem Rollator schwierig. Ich würde immer Mallorca empfehlen. Die Uferpromenade ist ebenerdig und gepflastert, und es gibt viele Restaurants und Unterkünfte, die auf die Bedürfnisse von Senioren vorbereitet sind.

Neben den technischen Bedingungen merken wir aber bei jeder Reise, dass es unseren Gästen vor allem um die Gemeinschaft geht, darum, nicht abends allein auf dem Zimmer zu sitzen. Und dafür sind organisierte Gruppenreisen natürlich ideal.«

Hier gibt es Futter – für Kopf und Bauch

Gute Reisebücher und gutes Essen machen satt und glücklich. An dieser Stelle haben wir zweierlei für Sie:

Für den Kopf: Eine New Yorkerin über 50, die sich nach der Einsamkeit der Coronalockdowns durch Paris dated – »I’m mostly here to enjoy myself« von Glynnis MacNicol mag im ersten Moment oberflächlich klingen. Ist es aber nicht.

Denn die Autorin verknüpft ihr Leben mit den großen Fragen von Reisen, Leben und Lieben: Wieso nimmt man sich selbst in einer anderen Umgebung anders wahr? Warum wird Frauen eine solche Angst vor dem Alter gemacht? Und wieso wissen wir eigentlich viel über Ernest Hemingway und F. Scott Fitzgerald in Paris, aber kaum etwas über Lee Miller und Edith Wharton?

Und so verbirgt sich im Buch ein kluger Liebesbrief von MacNicol an den eigenen Körper, an lange Freundschaften über Ländergrenzen hinweg – und natürlich an Paris.

Für den Bauch: Falls Sie jetzt auch Lust auf eine Reise nach Frankreich haben, es aber an Zeit oder Geld oder beidem mangelt – vielleicht tröstet Sie dann ein wunderbares Bärlauch-Baguette-Rezept.

Und wenn Sie – wie ich – sofort denken: »Aber hoffentlich nicht mit Hefeteig, der ist immer so divenhaft«, keine Sorge: Unsere wunderbare Kochautorin Verena Lugert gibt eine Gelinggarantie. Sie schreibt: »Hier kommt mein schnelles, unaufwändiges Ex-und-Hopp-Rezept für einen Hefeteig, der ganz einfach mit etwas mehr Hefe und dafür weniger Kopfzerbrechen auskommt. Für ein Baguette, das man einfach zum Grillfest frisch aus dem Ofen ziehen kann, duftend und herrlich warm. Gefüllt mit fein geschnittenem Bärlauch, dem knofeligen Frühlingsboten, der jetzt, wenn es endlich wärmer wird, zum Einsatz kommt.« Hier finden Sie das Rezept.

Das war was: Reisepannen, die in Erinnerung bleiben

»Es ist schon spät, als ich mich mit einer Fähre von der japanischen Insel Miyajima auf den Weg nach Hiroshima mache. Ich sitze im Innenraum, schaue auf mein Handy. Plötzlich eine Durchsage auf Japanisch. Alle stehen auf. Ich frage den jungen Mann neben mir, ob wir alle das Schiff verlassen müssen. ›Yes‹, die knappe Antwort. ›Why? Is it out of order?‹ ›Yes, yes.‹

Ich folge der Masse, die weiß schon, wo es hingeht. Doch ausgestiegen, laufen alle in unterschiedliche Richtungen. Ich gehe an einen von zwei Schaltern. »Ich war auf dieser Fähre«, sage ich und deute auf das Schiff, das unten an der Einstiegsstelle liegt. »Wo muss ich jetzt hin?« Unverständnis! Der »Google Übersetzer« hilft uns auch nicht weiter. »Von wo fährt das Ersatzschiff? Ich habe schon bezahlt!«. Der Mann kann mich einfach nicht verstehen. Ich bin frustriert. Die müssen sich doch um ihre Passagiere kümmern. Am zweiten Ticketschalter versteht man mich auch nicht.

Na gut, bezahle ich noch einmal, ist nicht teuer (umgerechnet weniger als 1,50 Euro) und nehme einfach eine der anderen Fähren. Der Sonnenuntergang taucht den Himmel in goldenes Licht. So kann ich wenigstens das rote Torii des Itsukushima-Schreins bei leuchtendem Himmel fotografieren, denke ich mir. Ich setze mich nach draußen.

Die Fähre legt ab. Ich blicke auf das zurückbleibende Land und denke: Das sah doch vorhin ganz anders aus. Und wo ist das Torii? Sitze ich auf der falschen Seite? Der Wechsel auf die andere Seite des Schiffes bringt auch nichts. Auch hier sieht es ganz anders aus als auf der Insel.

Ein Blick in die Fahrtrichtung zeigt allerdings: Die Fähre fährt nicht von Miyajima aufs Festland, sondern umgekehrt. Für einen kurzen Moment bekomme ich Angst. Wie kann das sein? Hatte ich einen Blackout? Werde ich dement?

Die einfachere und bessere Erklärung: Während ich auf dem ersten Schiff im Innenraum saß und Instagram-Storys schaute, habe ich die ruhige Überfahrt komplett verpasst. Sie dauert nur etwa fünf Minuten.«

Leserin Ute Heyne-Kreissl war als Teil einer großen Asienreise fast drei Monate in Japan unterwegs. Über welche Reisepanne können Sie inzwischen lachen? Schreiben Sie uns an: reise.leserpost@.de . Betreff: »Reisepannen«. Einige Ihrer Antworten würden wir nach Rücksprache gern veröffentlichen.

Und damit wünsche ich Ihnen einen wunderbaren April und schon jetzt frohe Ostern – uns lesen Sie im Mai wieder!

Herzliche Grüße

Ihre Franziska Bulban

*Auflösung des Bilderrätsels: Bei dem Gefährt im bengalischen Sonnenuntergang handelt es sich um eine Rettungskapsel, die unter anderem auf großen Frachtern und Ölplattformen eingesetzt wird. In Bangladesch schätzen die Fischer sie als widerstandsfähige kleine Boote.

Frau genießt Aussicht: Einfach mal die Welt durch eine rosarote Brille betrachten (Symbolbild)

Foto:

Milko / E+ / Getty Images

Hingucker: Ein Bild zum Rätseln

Foto: Franziska Bulban
Foto: Westend61 / Getty Images

Bärlauch-Baguette: »Hier kommt mein schnelles, unaufwändiges Ex-und-Hopp-Rezept«

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Rotes Torii des Itsukushima-Schreins: Verwirrung auf der Fähre

Foto: Jackyenjoyphotography / Getty Images

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