Verwalten Sie nicht nur die Hobbys Ihrer Kinder, suchen Sie gemeinsame!

Einen nicht unerheblichen Teil meiner Freizeit verbringe ich damit, die Freizeit meiner Söhne zu organisieren. Chorproben, Klavier- und Trompetenunterricht. Viermal wöchentlich Fußballtraining, verteilt auf drei Kinder, plus die Turniere am Wochenende. Dazu noch Treffen mit Freunden und Schulveranstaltungen, die in den Nachmittag oder Abend reichen. Alles großartig. Aber die Woche ist recht voll.

Manchmal wünsche ich mir, selbst ausreichend Zeit für ein richtiges Hobby zu haben. Den Kindern nicht nur vom Spielfeldrand zuzugucken, nicht nur ihren Konzerten zu lauschen. Sondern selbst etwas auszuprobieren, das nichts mit meinem Job oder der Bandscheibenvorfallprävention zu tun hat. Immerhin ist gut erforscht, dass Freizeitaktivitäten glücklich und zufrieden machen – und gesund soll es auch sein, einem Hobby nachzugehen.

Aber welchem? Und vor allem: Wann?

Die langen To-do-Listen in Job und Alltag lassen nicht viel Spielraum. Könnte die Lösung ein gemeinsames Hobby sein, sodass sich Kinder und Eltern gleichzeitig entfalten können?

Es gibt Familien, bei denen vom Kleinkind bis zur Oma alle gern wandern. Ich kenne einen Vater, der mit seinem Sohn ständig lötet und schweißt. Ich sehe manchmal Mütter und Kinder, die zusammen Inline-Skates fahren. Schnell killt ein Gedanke die Idee: Werkeln finden meine Kinder eh blöd. Oder: Skaten? Kann ich ja selbst nicht.

Wie toll es aber ist, etwas Neues auszuprobieren, ohne Leistungsdruck, einfach aus Neugierde, erfuhr ich am vergangenen Wochenende. Ich hatte für meine elf Jahre alten Zwillinge und mich einen Workshop zum Thema Rhythmus gebucht und wusste nicht ganz, was uns erwartete. Ich wusste nur, dass sich bei den Jungs seit einiger Zeit alles um Musik, Beats und Playlisten dreht – und dass mich das auch interessiert.

In dem Workshop, der explizit für Eltern und Kinder ausgelegt war, ging es darum, wie wir mit unseren Körpern Musik machen können. Indem wir beispielsweise in die Hände klatschen, mit den Fingern schnipsen oder mit den Füßen auf den Boden stampfen. Body Percussion nennt sich das. Um eine Komposition gemeinsam zu performen, musste die ganze Workshop-Gruppe eine Art Rhythmussprache lernen: das aus Südindien stammende Konnakol. Wir orientierten uns dabei nicht an Noten, sondern an Silben. Wenn wir »Ta« sagten, klatschten wir in die Hände, bei »Ka« schnipsten wir, bei »Di Mi« stampften wir mit dem Fuß auf den Boden.

Klingt simpel, das ist es aber nur am Anfang. In unterschiedlichen Kombinationen gingen wir immer komplexeren Übungen nach, fügten neue Silben hinzu, wir beschleunigten das Tempo, verhedderten uns, lachten gemeinsam – und staunten schließlich darüber, wie wir als Gruppe mit so wenigen Mitteln Musik machen konnten.

Ob so was ein Hobby für die ganze Familie werden könnte, weiß ich nicht. Aber gemeinsam etwas Neues auszuprobieren, das niemand von uns bisher beherrscht, hat mich inspiriert.

Wie halten Sie es mit Hobbys? Verwalten Sie nur die Ihrer Kinder, haben Sie eigene – oder sogar gemeinsame? Erzählen Sie uns von Ihren Erfahrungen mit Familienhobbys und verraten Sie uns Ihre Tipps! (familiennewsletter@.de ).

Fünf Lesetipps zum Thema Freizeitgestaltung

In unserem SPIEGEL-Archiv finden sich wundervolle Texte über noch wundervollere Hobbys – von Angeln  bis Zeichnen. So was im Alltag unterzubringen, ist nicht leicht, aber empfehlenswert. Beim Lesen ist mir klar geworden, was auf der Suche nach einem Hobby helfen könnte: viel ausprobieren, wenig erwarten. Und irgendwann findet sich was, das zu einem passt – oder mit Glück gleich zur ganzen Familie.

Meine Lesetipps:

  • Es stärkt Herz, Atmung und Psyche – und das ist noch längst nicht alles. Warum Singen so gesund ist. 

  • Fußball für die vor Energie strotzende Tochter, Judo für den introvertierten Sohn? Für welche Kinder ist Einzelsport besser, für welche Teamsport? Lesen Sie hier, wie Sie die richtige Sportart für Ihr Kind  finden – und hier , welche geeignet sein könnte, wenn Ihr Kind ADHS hat.

  • Hilfe! Mein Kind mag keinen Sport: Wie schaffen es Eltern, ihre Kinder für körperliche Aktivität zu begeistern? Zehn Tipps für Spaß an der Bewegung .

  • Warum es vielen Menschen so schwerfällt, ein schönes Hobby zu finden, erklärt ein Experte in diesem Interview . Er weiß auch, wie Eltern ihre Kinder bei der Suche am besten fördern.

  • Falls Sie Ihren Nachwuchs so richtig beeindrucken wollen und ein Spaßbad in der Nähe haben: Hier erfahren Sie, wie man auf einer Wasserrutsche besonders schnell wird .

Gemeinsam kochen – ein Glücksrezept

Schon wieder Nudeln? Mit diesem Rezept  für ein altes neapolitanisches Resteessen mit verschiedenen Pastasorten, Kartoffeln, deftigem Speck, Parmesan und Rosmarin könnte etwas Abwechslung in Ihre Küchenroutine kommen. Pasta e Patate ist laut unserer Kochkolumnistin Verena Lugert ein Gericht, das »ein Maximum an Zufriedenheit« garantiert, wie das nur eine gute Schüssel Pasta schafft.

»Nudeln zu essen, aktiviert die Emotionen. Und stimuliert die positivsten Erinnerungen«, sagt Vincenzo Russo, Professor für Verbraucherpsychologie und Neuromarketing. In seinem »Brain Lab« konnte er mithilfe neurowissenschaftlicher Experimente den Gefühlsstatus der Probanden messen, denen er eine Schale Nudeln vorsetzte. Das Ergebnis: lächelnde Gesichter. Russos Fazit: »Pasta und Glück sind eins.«

Mein Buchtipp

Sie sind immer um uns herum, doch oft werden wir ihrer erst gewahr, wenn es ganz still wird: Geräusche. Dass man sie abgefüllt in Flaschen oder Dosen und verpackt in Tüten kaufen kann, wissen wir dank des vor zwei Jahren im Knesebeck Verlag erschienenen Kinderbuchs »Der Geräuschehändler«. Nun haben die Autorin Kathrin Rohmann und die Illustratorin Jule Wellerdiek nachgelegt und ihren liebenswürdigen Sound-Höker von einer langen Reise wiederkehren lassen.

In ihrer Fortsetzung »Der Geräuschehändler bekommt Post« schauen in dessen Geschäft zwei Badehosen vorbei, die nach Arschbombenklatschern und Tauchgluckern fragen, eine Bohnenstange muss ein Gähnquiz bestehen und ein Monster bringt einen rätselhaften Rucksack mit.

Das Buch für Kinder ab fünf Jahren macht Spaß, weil es ambitionierte Vorleserinnen und Vorleser in ähnlicher Weise herausfordert, wie es Beatboxen  tut. Und es sensibilisiert für die Töne und Zwischentöne, die unseren Alltag prägen. Also mal die Ohren spitzen, wenn auf dem Weg zur Arbeit irgendwo ein Specht klopft. Lauschen, wie es sich anhört, wenn die Türen der S-Bahn schließen. Oder wenn Sie eine Banane schälen.

Das finden Sie unwichtig? Als ein Kunde vorbeikommt, um für seinen neuen Eiswagen ein neues Eiswagenklingeln zu kaufen, sagt der Geräuschehändler: »Gar nicht so einfach. Denn so ein Eiswagenklingeln  darf ja nicht nur nach Himbeeren klingen.«

Mein Moment

Das vielleicht Schönste an unseren Familiennewslettern sind die Zeilen am Ende, finde ich. Denn die kommen von Ihnen, liebe Leserinnen und Leser. Sie schreiben uns Woche für Woche herrliche Anekdoten aus Ihrem Familienalltag und teilen Ihre besten Lifehacks fürs Leben mit Kindern mit uns.

Einmal hatte meine Kollegin Antonia Bauer Sie gefragt: »Was macht Ihren Urlaub mit kleinen Kindern leichter? Oder bin ich doch nicht die Einzige, deren Familienreisen unperfekt sind?« Reisetipp einer Leserin:

»Als sehr entlastend empfinden wir Aufenthalte in Jugendherbergen mit ihrem fairen Preis-Leistungs-Verhältnis. Jeder kann so viel frühstücken, wie er mag. Den Einkauf und den Abwasch macht jemand anderes. Meistens gibt es gute Freizeitangebote – von Lagerfeuer mit Stockbrot bis Bogenschießen. Es gibt Wanderkarten zum Ausleihen, Spiel- und Sportplätze, Sitzecken und – heutzutage sehr wichtig – Verständnis für Kinder. In manchen Jugendherbergen gibt es sogar eine Kletterhalle, manche liegen direkt an einem Wald, oder es gibt andere Besonderheiten. Wer hat schon mal in einer Burg übernachtet oder in einer alten Feuerwache? Für uns ist die Entdeckungsreise noch lange nicht abgeschlossen.«

So sieht das übrigens auch mein Kollege Dietmar Hipp. Er sagt über Familienurlaube in Jugendherbergen: »Man hatte das Gefühl, man ist im Grandhotel« .

Herzlich
Ihre Julia Stanek

Gemeinsames Musizieren: »Gut erforscht, dass Freizeitaktivitäten glücklich und zufrieden machen«

Foto:

Halfpoint Images / Getty Images

Szene aus »Der Geräuschehändler bekommt Post«: Wie klingt unsere Welt?

Jule Wellerdiek / Knesebeck Verlag

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