Lucasfilm-Präsidentin Kathleen Kennedy plant offenbar baldigen Rückzug

Als »Star Wars«-Erfinder George Lucas sich von seiner Produktionsfirma Lucasfilm trennte, war Kathleen Kennedy eine entscheidende Akteurin bei der Übernahme durch den Walt-Disney-Konzern. Unter dem Disney-Dach erneuerte Kennedy als Lucasfilm-Präsidentin die »Star Wars«-Marke und brachte sie ins Streaming-Zeitalter. Zum Ende des Jahres beabsichtigt die Filmproduzentin allerdings, sich von dieser Position zu verabschieden. Eine entsprechende Meldung  des US-Portals »Puck« wurde von Quellen der Branchendienste »Variety « und »Hollywood Reporter « gestützt. Eine offizielle Bestätigung oder auch nur Stellungnahme von Lucasfilm oder Disney gibt es bisher allerdings noch nicht.

Kathleen Kennedy, 71, begann ihre Produzentinnentätigkeit an der Seite von Steven Spielberg mit »E.T.«. Zusammen mit Spielberg und ihrem späteren Ehemann Frank Marshall gründete sie 1981 die Produktionsfirma Amblin Entertainment. Diese ermöglichte Erfolgsfilme wie »Gremlins« oder »Zurück in die Zukunft«. Kennedy persönlich war als Produzentin unter anderem an den Katastrophenfilmen »Jurassic Park« und »Twister« beteiligt.

2012 wechselte sie zu Lucasfilm, zunächst als Co-Chefin neben George Lucas, der im selben Jahr seinen Rückzug aus dem Blockbuster-Filmgeschäft verkündet hatte. Kennedy hatte bereits an Filmen des Lucasfilm-Franchise »Indiana Jones« mitgearbeitet. Im Oktober 2012 gab Disney bekannt, dass man sich mit Lucasfilm auf eine Übernahmesumme von 4,05 Milliarden Dollar geeinigt habe. Kathleen Kennedy fiel die Aufgabe zu, als Präsidentin Lucasfilm im Rahmen des Disney-Konzerns zu leiten.

Unter Kennedys Führung entstand die dritte »Star Wars«-Filmtrilogie. Deren Auftakt, »Star Wars: Das Erwachen der Macht« aus dem Jahre 2015, wurde unter der Regie von J.J. Abrams zum fünfterfolgreichsten Film aller Zeiten, er spielte an den Kinokassen weltweit mehr als zwei Milliarden Dollar ein. Gemeinsam mit der Disney-Marketingmaschinerie brachte Lucasfilm die »Star Wars«-Figuren und -Erzählungen einer neuen Generation von jungen Fans näher. Die Filmkritik lobte darüber hinaus den Spin-off-Film »Rogue One« (2016).

Bei einer Marke wie »Star Wars«, mit der viele Fans aufgewachsen sind, war es womöglich unausweichlich, dass es auch viel Kritik gab – zugespitzt in einer »South Park«-Folge , in der Eric Cartman fürchtet, er und alle seine Freunde seien von Kathleen Kennedy durch »diverse Frauen, die sich über das Patriarchat beschweren« ersetzt worden. Kennedy verantwortete auch finanzielle Misserfolge. So gilt der Spin-off-Film »Solo« (2018) als die erste »Star Wars«-Kinoveröffentlichung, mit der Geld verloren wurde.

»Star Wars«-Inhalte waren auch ein Stützpfeiler der Strategie zur Einführung des Streamingdienstes Disney+. Seither entstanden unter Kennedys Verantwortung eine Vielzahl von Serien rund um Nebenfiguren oder -stränge des »Star Wars«-Universums. Für den 23. April wurde beispielsweise der Start der zweiten Staffel der Thrillerserie »Andor« angekündigt. Die Figuren der ersten Disney+-Serie »The Mandalorian« (sie startete 2019) stehen auch im Zentrum des Kinofilms »The Mandalorian & Grogu«, der mit dem 22. Mai 2026 bereits einen Starttermin hat – anders als viele andere angekündigte »Star Wars«-Projekte. Beobachter werfen Kathleen Kennedy und Disney vor , die »Star Wars«-Geschichte zu zerfransen und damit die Marke zu verwässern.

Sollte Kathleen Kennedy tatsächlich ihren Vertrag als Lucasfilm-Präsidentin nicht verlängern – »Variety« zitiert zumindest eine Stimme, die den ursprünglichen »Puck«-Bericht als »pure Spekulation« bezeichnet –, hinterließe sie also eine komplexe Aufgabe. In den Branchendiensten werden als aussichtsreiche Nachfolgekandidaten Personen genannt, die mit dem »Star Wars«-Universum auf die eine oder andere Weise vertraut sind: Dave Filoni, der als Regisseur die animierte »Clone Wars«-Serie betreute, wird ebenso gehandelt wie Jon Favreau, der nach seiner Arbeit am Marvel Cinematic Universe mit »The Mandalorian« in das »Star Wars«-Universum einstieg. »Variety« zitiert einen Disney-Insider hingegen damit, dass Kevin Feige der einzig sinnvolle Kandidat sei – doch dieser ist als Präsident der Marvel Studios schon gut beschäftigt.

Vom 18. bis 20. April findet im Messezentrum Makuhari in Japan das riesige Fantreffen »Star Wars Celebration« statt. Branchenkenner rechnen damit, dass bei dieser Gelegenheit die Zukunft des Franchise klarer werden könnte.

Szene aus »The Mandalorian«: »Star Wars« ins Streaming-Zeitalter gebracht

Foto: Disney+

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